trennt, was Vernunft natürlich vereinigt wissen will! --
Man würde mich misverstehen, wenn man diese meine Aeußerung dahin deuten wollte, daß man jeden Proselyten gleich mit offenen Armen empfan- gen sollte. Dies wäre wider alle Menschenkennt- niß und Klugheit. Nein, man prüfe hier, wie überall, erst seinen Mann recht und lange, und be- handle ihn dann nach Befinden. Ist er gut, ist er brauchbar, und hat man an ihm weiter nichts aus- zusetzen, als daß er ein Proselyt ist; so finde ich es äußerst hart, ihn blos darum zurückzusetzen. Ich denke, jeder Vernünftige wird hierin mit mir über- einstimmen. Zu wünschen wäre es also immer, daß man zur Ehre der Toleranz in Preußen das alte Gesez: daß kein Proselyt irgend ein Kirchen- oder Schulamt bekleiden solle, dahin abänderte, daß man dies nur von ungeprüften, unbewährtgefundener, oder notorisch schlechten Proselyten verstanden wis- sen wolle.
Daß man dem Herrn Bispink von Seiten seiner Lebensart nichts Nachtheiliges vorwerfen kann, werden alle diejenigen gern bezeugen, welche ihn die acht Jahre hindurch, die er jezt hier ist, genauer gekannt haben. Stiller, häushälterischer, thätiger, wohlwollender, kurz, vernünftiger und nützlicher, als er, leben wohl wenige in Halle -- troz seiner
trennt, was Vernunft natuͤrlich vereinigt wiſſen will! —
Man wuͤrde mich misverſtehen, wenn man dieſe meine Aeußerung dahin deuten wollte, daß man jeden Proſelyten gleich mit offenen Armen empfan- gen ſollte. Dies waͤre wider alle Menſchenkennt- niß und Klugheit. Nein, man pruͤfe hier, wie uͤberall, erſt ſeinen Mann recht und lange, und be- handle ihn dann nach Befinden. Iſt er gut, iſt er brauchbar, und hat man an ihm weiter nichts aus- zuſetzen, als daß er ein Proſelyt iſt; ſo finde ich es aͤußerſt hart, ihn blos darum zuruͤckzuſetzen. Ich denke, jeder Vernuͤnftige wird hierin mit mir uͤber- einſtimmen. Zu wuͤnſchen waͤre es alſo immer, daß man zur Ehre der Toleranz in Preußen das alte Geſez: daß kein Proſelyt irgend ein Kirchen- oder Schulamt bekleiden ſolle, dahin abaͤnderte, daß man dies nur von ungepruͤften, unbewaͤhrtgefundener, oder notoriſch ſchlechten Proſelyten verſtanden wiſ- ſen wolle.
Daß man dem Herrn Bispink von Seiten ſeiner Lebensart nichts Nachtheiliges vorwerfen kann, werden alle diejenigen gern bezeugen, welche ihn die acht Jahre hindurch, die er jezt hier iſt, genauer gekannt haben. Stiller, haͤushaͤlteriſcher, thaͤtiger, wohlwollender, kurz, vernuͤnftiger und nuͤtzlicher, als er, leben wohl wenige in Halle — troz ſeiner
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[378[380]/0382]
trennt, was Vernunft natuͤrlich vereinigt wiſſen
will! —
Man wuͤrde mich misverſtehen, wenn man
dieſe meine Aeußerung dahin deuten wollte, daß man
jeden Proſelyten gleich mit offenen Armen empfan-
gen ſollte. Dies waͤre wider alle Menſchenkennt-
niß und Klugheit. Nein, man pruͤfe hier, wie
uͤberall, erſt ſeinen Mann recht und lange, und be-
handle ihn dann nach Befinden. Iſt er gut, iſt er
brauchbar, und hat man an ihm weiter nichts aus-
zuſetzen, als daß er ein Proſelyt iſt; ſo finde ich es
aͤußerſt hart, ihn blos darum zuruͤckzuſetzen. Ich
denke, jeder Vernuͤnftige wird hierin mit mir uͤber-
einſtimmen. Zu wuͤnſchen waͤre es alſo immer,
daß man zur Ehre der Toleranz in Preußen das alte
Geſez: daß kein Proſelyt irgend ein Kirchen- oder
Schulamt bekleiden ſolle, dahin abaͤnderte, daß man
dies nur von ungepruͤften, unbewaͤhrtgefundener,
oder notoriſch ſchlechten Proſelyten verſtanden wiſ-
ſen wolle.
Daß man dem Herrn Bispink von Seiten
ſeiner Lebensart nichts Nachtheiliges vorwerfen kann,
werden alle diejenigen gern bezeugen, welche ihn die
acht Jahre hindurch, die er jezt hier iſt, genauer
gekannt haben. Stiller, haͤushaͤlteriſcher, thaͤtiger,
wohlwollender, kurz, vernuͤnftiger und nuͤtzlicher,
als er, leben wohl wenige in Halle — troz ſeiner
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 378[380]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/382>, abgerufen am 24.11.2024.
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