schwächlichen Gesundheit und troz dem kümmerlichen Druck, mit dem er die ganze Zeit über noch bis jezt zu kämpfen gehabt hat. Weiter will ich von Herrn Bispink hier nichts sagen: vielleicht tritt er bald selbst mit seiner Lebensgeschichte hervor. Was ich aber gesagt habe, ist so wahr, daß ich den Vorwurf der Schmeichelei gegen ihn, als meinen Freund und Wohlthäter, nicht befürchte. Man er- kundige sich: und man wird hören, daß ich die Wahrheit gesagt habe.
Die Freundschaft dieses Mannes blieb nicht blos beim Moralischen stehen: er kannte meine Lage genau, und ohne mein Bitten zu erwarten, kam er meinen Bedürfnissen sehr oft zuvor. Und dieser seiner Unterstützung verdanke ich es, daß ich anfing, weit gemächlicher, aber auch mit mehr Besinnung zu leben, als meine Lage vorher es zuließ. Nach meiner eignen Empfindung habe ich freilich die Gü- te dieses Mannes nicht allemal so gebraucht, wie ein guter Mensch mit der Wohlthätigkeit anderer braver Leute schalten muß; aber er selbst hat nie- mals über Misbrauch geklagt. Allerdings billigte er nicht immer, was ich that; aber grobe Vorwürfe oder kränkende Verweise habe ich niemals von ihm gehört. Vielmehr verriethen alle seine Winke auf mich und meine Lebensart, eine gewisse Delikatesse, die mehr Mitleid mit mir, und mehr regen Wunsch
ſchwaͤchlichen Geſundheit und troz dem kuͤmmerlichen Druck, mit dem er die ganze Zeit uͤber noch bis jezt zu kaͤmpfen gehabt hat. Weiter will ich von Herrn Bispink hier nichts ſagen: vielleicht tritt er bald ſelbſt mit ſeiner Lebensgeſchichte hervor. Was ich aber geſagt habe, iſt ſo wahr, daß ich den Vorwurf der Schmeichelei gegen ihn, als meinen Freund und Wohlthaͤter, nicht befuͤrchte. Man er- kundige ſich: und man wird hoͤren, daß ich die Wahrheit geſagt habe.
Die Freundſchaft dieſes Mannes blieb nicht blos beim Moraliſchen ſtehen: er kannte meine Lage genau, und ohne mein Bitten zu erwarten, kam er meinen Beduͤrfniſſen ſehr oft zuvor. Und dieſer ſeiner Unterſtuͤtzung verdanke ich es, daß ich anfing, weit gemaͤchlicher, aber auch mit mehr Beſinnung zu leben, als meine Lage vorher es zuließ. Nach meiner eignen Empfindung habe ich freilich die Guͤ- te dieſes Mannes nicht allemal ſo gebraucht, wie ein guter Menſch mit der Wohlthaͤtigkeit anderer braver Leute ſchalten muß; aber er ſelbſt hat nie- mals uͤber Misbrauch geklagt. Allerdings billigte er nicht immer, was ich that; aber grobe Vorwuͤrfe oder kraͤnkende Verweiſe habe ich niemals von ihm gehoͤrt. Vielmehr verriethen alle ſeine Winke auf mich und meine Lebensart, eine gewiſſe Delikateſſe, die mehr Mitleid mit mir, und mehr regen Wunſch
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0383"n="379[381]"/>ſchwaͤchlichen Geſundheit und troz dem kuͤmmerlichen<lb/>
Druck, mit dem er die ganze Zeit uͤber noch bis<lb/>
jezt zu kaͤmpfen gehabt hat. Weiter will ich von<lb/>
Herrn Bispink hier nichts ſagen: vielleicht tritt er<lb/>
bald ſelbſt mit ſeiner Lebensgeſchichte hervor. Was<lb/>
ich aber geſagt habe, iſt ſo wahr, daß ich den<lb/>
Vorwurf der Schmeichelei gegen ihn, als meinen<lb/>
Freund und Wohlthaͤter, nicht befuͤrchte. Man er-<lb/>
kundige ſich: und man wird hoͤren, daß ich die<lb/>
Wahrheit geſagt habe.</p><lb/><p>Die Freundſchaft dieſes Mannes blieb nicht<lb/>
blos beim Moraliſchen ſtehen: er kannte meine Lage<lb/>
genau, und ohne mein Bitten zu erwarten, kam er<lb/>
meinen Beduͤrfniſſen ſehr oft zuvor. Und dieſer<lb/>ſeiner Unterſtuͤtzung verdanke ich es, daß ich anfing,<lb/>
weit gemaͤchlicher, aber auch mit mehr Beſinnung<lb/>
zu leben, als meine Lage vorher es zuließ. Nach<lb/>
meiner eignen Empfindung habe ich freilich die Guͤ-<lb/>
te dieſes Mannes nicht allemal ſo gebraucht, wie<lb/>
ein guter Menſch mit der Wohlthaͤtigkeit anderer<lb/>
braver Leute ſchalten muß; aber er ſelbſt hat nie-<lb/>
mals uͤber Misbrauch geklagt. Allerdings billigte er<lb/>
nicht immer, was ich that; aber grobe Vorwuͤrfe<lb/>
oder kraͤnkende Verweiſe habe ich niemals von ihm<lb/>
gehoͤrt. Vielmehr verriethen alle ſeine Winke auf<lb/>
mich und meine Lebensart, eine gewiſſe Delikateſſe,<lb/>
die mehr Mitleid mit mir, und mehr regen Wunſch<lb/></p></div></body></text></TEI>
[379[381]/0383]
ſchwaͤchlichen Geſundheit und troz dem kuͤmmerlichen
Druck, mit dem er die ganze Zeit uͤber noch bis
jezt zu kaͤmpfen gehabt hat. Weiter will ich von
Herrn Bispink hier nichts ſagen: vielleicht tritt er
bald ſelbſt mit ſeiner Lebensgeſchichte hervor. Was
ich aber geſagt habe, iſt ſo wahr, daß ich den
Vorwurf der Schmeichelei gegen ihn, als meinen
Freund und Wohlthaͤter, nicht befuͤrchte. Man er-
kundige ſich: und man wird hoͤren, daß ich die
Wahrheit geſagt habe.
Die Freundſchaft dieſes Mannes blieb nicht
blos beim Moraliſchen ſtehen: er kannte meine Lage
genau, und ohne mein Bitten zu erwarten, kam er
meinen Beduͤrfniſſen ſehr oft zuvor. Und dieſer
ſeiner Unterſtuͤtzung verdanke ich es, daß ich anfing,
weit gemaͤchlicher, aber auch mit mehr Beſinnung
zu leben, als meine Lage vorher es zuließ. Nach
meiner eignen Empfindung habe ich freilich die Guͤ-
te dieſes Mannes nicht allemal ſo gebraucht, wie
ein guter Menſch mit der Wohlthaͤtigkeit anderer
braver Leute ſchalten muß; aber er ſelbſt hat nie-
mals uͤber Misbrauch geklagt. Allerdings billigte er
nicht immer, was ich that; aber grobe Vorwuͤrfe
oder kraͤnkende Verweiſe habe ich niemals von ihm
gehoͤrt. Vielmehr verriethen alle ſeine Winke auf
mich und meine Lebensart, eine gewiſſe Delikateſſe,
die mehr Mitleid mit mir, und mehr regen Wunſch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 379[381]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/383>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.