Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Fratzen, Schlotfeger, Juden, Hanswürste, Bauern,
Menscher u. dgl. Allein die Hallische enthielt Mas-
ken, welche zu allerlei Auslegungen Gelegenheit ga-
ben, und als persönliche Anspielungen von verschiede-
nen gedeutet wurden. So fuhr zum Beispiel ein
Schwarzrock mit einer Ente im Arme herum, welche
er liebkoßte und küßte: und das sollte auf einen ge-
wissen Herrn nebst Appenbix zielen. Eine andere
Maske persifflirte die Lehre vom Teufel u. s. w. --
Der Prorektor schickte den Pedell zwar hin, und
ließ die Fortsetzung der Schlittenfahrt verbieten; al-
lein die Stunde war herum, und die hallische Welt
hatte neuen Stoff zur Erschütterung des Zwergfells
und zur Medisance.

In eben diesem Winter kam ein gewisser Augen-
arzt nach Halle, einer von jenen hundert und neun
und neunzig Hallunken o), welche in Deutschland
herumziehen, sich großer geheimnisse rühmen, den
Leuten die Beutel fegen, und sie, wenn sie ihnen
trauen, um Gesundheit und Leben bringen. Solche
Afterärzte, die alle Krankheiten kennen und heilen
wollen, und doch arme Sünder in dem A B C der
Arzneikunde sind, ziehen mit Privilegien im Lande

o) Ein Straßenräuber verdient die Verachtung kaum,
die ein solcher Schuft verdient; daher wird man mir
meine derbe Sprache in Absicht solcher Menschenschin-
[ - 4 Zeichen fehlen] gute halten.

Fratzen, Schlotfeger, Juden, Hanswuͤrſte, Bauern,
Menſcher u. dgl. Allein die Halliſche enthielt Mas-
ken, welche zu allerlei Auslegungen Gelegenheit ga-
ben, und als perſoͤnliche Anſpielungen von verſchiede-
nen gedeutet wurden. So fuhr zum Beiſpiel ein
Schwarzrock mit einer Ente im Arme herum, welche
er liebkoßte und kuͤßte: und das ſollte auf einen ge-
wiſſen Herrn nebſt Appenbix zielen. Eine andere
Maske perſifflirte die Lehre vom Teufel u. ſ. w. —
Der Prorektor ſchickte den Pedell zwar hin, und
ließ die Fortſetzung der Schlittenfahrt verbieten; al-
lein die Stunde war herum, und die halliſche Welt
hatte neuen Stoff zur Erſchuͤtterung des Zwergfells
und zur Mediſance.

In eben dieſem Winter kam ein gewiſſer Augen-
arzt nach Halle, einer von jenen hundert und neun
und neunzig Hallunken o), welche in Deutſchland
herumziehen, ſich großer geheimniſſe ruͤhmen, den
Leuten die Beutel fegen, und ſie, wenn ſie ihnen
trauen, um Geſundheit und Leben bringen. Solche
Afteraͤrzte, die alle Krankheiten kennen und heilen
wollen, und doch arme Suͤnder in dem A B C der
Arzneikunde ſind, ziehen mit Privilegien im Lande

o) Ein Straßenraͤuber verdient die Verachtung kaum,
die ein ſolcher Schuft verdient; daher wird man mir
meine derbe Sprache in Abſicht ſolcher Menſchenſchin-
[ – 4 Zeichen fehlen] gute halten.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0388" n="384[386]"/>
Fratzen, Schlotfeger, Juden, Hanswu&#x0364;r&#x017F;te, Bauern,<lb/>
Men&#x017F;cher u. dgl. Allein die Halli&#x017F;che enthielt Mas-<lb/>
ken, welche zu allerlei Auslegungen Gelegenheit ga-<lb/>
ben, und als per&#x017F;o&#x0364;nliche An&#x017F;pielungen von ver&#x017F;chiede-<lb/>
nen gedeutet wurden. So fuhr zum Bei&#x017F;piel ein<lb/>
Schwarzrock mit einer Ente im Arme herum, welche<lb/>
er liebkoßte und ku&#x0364;ßte: und das &#x017F;ollte auf einen ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en Herrn neb&#x017F;t Appenbix zielen. Eine andere<lb/>
Maske per&#x017F;ifflirte die Lehre vom Teufel u. &#x017F;. w. &#x2014;<lb/>
Der Prorektor &#x017F;chickte den Pedell zwar hin, und<lb/>
ließ die Fort&#x017F;etzung der Schlittenfahrt verbieten; al-<lb/>
lein die Stunde war herum, und die halli&#x017F;che Welt<lb/>
hatte neuen Stoff zur Er&#x017F;chu&#x0364;tterung des Zwergfells<lb/>
und zur Medi&#x017F;ance.</p><lb/>
        <p>In eben die&#x017F;em Winter kam ein gewi&#x017F;&#x017F;er Augen-<lb/>
arzt nach Halle, einer von jenen hundert und neun<lb/>
und neunzig Hallunken <note place="foot" n="o)">Ein Straßenra&#x0364;uber verdient die Verachtung kaum,<lb/>
die ein &#x017F;olcher Schuft verdient; daher wird man mir<lb/>
meine derbe Sprache in Ab&#x017F;icht &#x017F;olcher Men&#x017F;chen&#x017F;chin-<lb/><gap unit="chars" quantity="4"/> gute halten.</note>, welche in Deut&#x017F;chland<lb/>
herumziehen, &#x017F;ich großer geheimni&#x017F;&#x017F;e ru&#x0364;hmen, den<lb/>
Leuten die Beutel fegen, und &#x017F;ie, wenn &#x017F;ie ihnen<lb/>
trauen, um Ge&#x017F;undheit und Leben bringen. Solche<lb/>
Aftera&#x0364;rzte, die alle Krankheiten kennen und heilen<lb/>
wollen, und doch arme Su&#x0364;nder in dem A B C der<lb/>
Arzneikunde &#x017F;ind, ziehen mit Privilegien im Lande<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[384[386]/0388] Fratzen, Schlotfeger, Juden, Hanswuͤrſte, Bauern, Menſcher u. dgl. Allein die Halliſche enthielt Mas- ken, welche zu allerlei Auslegungen Gelegenheit ga- ben, und als perſoͤnliche Anſpielungen von verſchiede- nen gedeutet wurden. So fuhr zum Beiſpiel ein Schwarzrock mit einer Ente im Arme herum, welche er liebkoßte und kuͤßte: und das ſollte auf einen ge- wiſſen Herrn nebſt Appenbix zielen. Eine andere Maske perſifflirte die Lehre vom Teufel u. ſ. w. — Der Prorektor ſchickte den Pedell zwar hin, und ließ die Fortſetzung der Schlittenfahrt verbieten; al- lein die Stunde war herum, und die halliſche Welt hatte neuen Stoff zur Erſchuͤtterung des Zwergfells und zur Mediſance. In eben dieſem Winter kam ein gewiſſer Augen- arzt nach Halle, einer von jenen hundert und neun und neunzig Hallunken o), welche in Deutſchland herumziehen, ſich großer geheimniſſe ruͤhmen, den Leuten die Beutel fegen, und ſie, wenn ſie ihnen trauen, um Geſundheit und Leben bringen. Solche Afteraͤrzte, die alle Krankheiten kennen und heilen wollen, und doch arme Suͤnder in dem A B C der Arzneikunde ſind, ziehen mit Privilegien im Lande o) Ein Straßenraͤuber verdient die Verachtung kaum, die ein ſolcher Schuft verdient; daher wird man mir meine derbe Sprache in Abſicht ſolcher Menſchenſchin- ____ gute halten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/388
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 384[386]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/388>, abgerufen am 21.11.2024.