Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.Baron: Hast Recht! in Kurpfalz kommst, Ich: Und in meinem Lande verfolgt mich der Baron: Von Zwirnlein? -- Ach, der neu- a) Der deutsche Adel ist nirgends besser, d. i. älter, als
an den Domstiftern. Es können da blos uralte Fami- lien Eingang finden. Und die Ahnenprobe, welche bei der Aufnahme vorgenommen wird, ist so streng, daß jeder Queerbalken im Stammbaum entdeckt wird. Daher ist der Ahnenstolz der Familien in Mainz, Würz- burg, Kölln, Münster, Paderborn -- unaussprech- lich; und ein[ - 2 Zeichen fehlen]lcher Ritter, wie Dalberg, Dienheim, Schönborn, Elz, Bibra, kurz, ein Ritter, dessen Wappen in der Domkirche befindlich ist, wird um alles in der Welt nicht misheurathen; ja er wird eine Grä- fin, und selbst eine Prinzessin ausschlagen, wenn ihr Stamm nicht die erforderlichen Ahnen zählt. Das gilt sogar von den dortigen protestantischen Edelleuten, die Baron: Haſt Recht! in Kurpfalz kommſt, Ich: Und in meinem Lande verfolgt mich der Baron: Von Zwirnlein? — Ach, der neu- a) Der deutſche Adel iſt nirgends beſſer, d. i. aͤlter, als
an den Domſtiftern. Es koͤnnen da blos uralte Fami- lien Eingang finden. Und die Ahnenprobe, welche bei der Aufnahme vorgenommen wird, iſt ſo ſtreng, daß jeder Queerbalken im Stammbaum entdeckt wird. Daher iſt der Ahnenſtolz der Familien in Mainz, Wuͤrz- burg, Koͤlln, Muͤnſter, Paderborn — unausſprech- lich; und ein[ – 2 Zeichen fehlen]lcher Ritter, wie Dalberg, Dienheim, Schoͤnborn, Elz, Bibra, kurz, ein Ritter, deſſen Wappen in der Domkirche befindlich iſt, wird um alles in der Welt nicht misheurathen; ja er wird eine Graͤ- fin, und ſelbſt eine Prinzeſſin ausſchlagen, wenn ihr Stamm nicht die erforderlichen Ahnen zaͤhlt. Das gilt ſogar von den dortigen proteſtantiſchen Edelleuten, die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0004" n="2"/> <p><hi rendition="#g">Baron</hi>: Haſt Recht! in Kurpfalz kommſt,<lb/> hols der Teufel, nicht an! da moͤgen ſie keine Leute<lb/> haben, die ihnen auf den Magen ſehen: wuͤrdeſt<lb/> nicht 'n Nachtwaͤchterdienſt kriegen! —</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Ich</hi>: Und in meinem Lande verfolgt mich der<lb/> Adminiſtrator von Zwirnlein. —</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Baron</hi>: Von Zwirnlein? — Ach, der neu-<lb/> gebackne Edelmann! Hoͤre Bruder, ſo 'n Adel, wie<lb/> der, — ſoll nichts gelten. Unſer Adel, ſchau, das<lb/> iſt 'n Adel! Vor 300 Jahren waren ſchon F...<lb/> Domherren hier, zu Koͤlln, zu Worms, zu Speier<lb/> und an mehr Stiftern. Einer aus unſrer Familie<lb/> war Biſchof zu Wuͤrzburg, und ein Andrer, Biſchof<lb/> zu Speier und noch ein Andrer, Abt zu Fulda.<lb/> Schau, Bruͤderchen, das iſt ein Adel <note xml:id="note-0004" next="#note-0005" place="foot" n="a)">Der deutſche Adel iſt nirgends beſſer, d. i. aͤlter, als<lb/> an den Domſtiftern. Es koͤnnen da blos uralte Fami-<lb/> lien Eingang finden. Und die Ahnenprobe, welche<lb/> bei der Aufnahme vorgenommen wird, iſt ſo ſtreng,<lb/> daß jeder Queerbalken im Stammbaum entdeckt wird.<lb/> Daher iſt der Ahnenſtolz der Familien in Mainz, Wuͤrz-<lb/> burg, Koͤlln, Muͤnſter, Paderborn — unausſprech-<lb/> lich; und ein<gap unit="chars" quantity="2"/>lcher Ritter, wie Dalberg, Dienheim,<lb/> Schoͤnborn, Elz, Bibra, kurz, ein Ritter, deſſen<lb/> Wappen in der Domkirche befindlich iſt, wird um alles<lb/> in der Welt nicht misheurathen; ja er wird eine Graͤ-<lb/> fin, und ſelbſt eine Prinzeſſin ausſchlagen, wenn ihr<lb/> Stamm nicht die erforderlichen Ahnen zaͤhlt. Das gilt<lb/> ſogar von den dortigen proteſtantiſchen Edelleuten, die</note>. Aber<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [2/0004]
Baron: Haſt Recht! in Kurpfalz kommſt,
hols der Teufel, nicht an! da moͤgen ſie keine Leute
haben, die ihnen auf den Magen ſehen: wuͤrdeſt
nicht 'n Nachtwaͤchterdienſt kriegen! —
Ich: Und in meinem Lande verfolgt mich der
Adminiſtrator von Zwirnlein. —
Baron: Von Zwirnlein? — Ach, der neu-
gebackne Edelmann! Hoͤre Bruder, ſo 'n Adel, wie
der, — ſoll nichts gelten. Unſer Adel, ſchau, das
iſt 'n Adel! Vor 300 Jahren waren ſchon F...
Domherren hier, zu Koͤlln, zu Worms, zu Speier
und an mehr Stiftern. Einer aus unſrer Familie
war Biſchof zu Wuͤrzburg, und ein Andrer, Biſchof
zu Speier und noch ein Andrer, Abt zu Fulda.
Schau, Bruͤderchen, das iſt ein Adel a). Aber
a) Der deutſche Adel iſt nirgends beſſer, d. i. aͤlter, als
an den Domſtiftern. Es koͤnnen da blos uralte Fami-
lien Eingang finden. Und die Ahnenprobe, welche
bei der Aufnahme vorgenommen wird, iſt ſo ſtreng,
daß jeder Queerbalken im Stammbaum entdeckt wird.
Daher iſt der Ahnenſtolz der Familien in Mainz, Wuͤrz-
burg, Koͤlln, Muͤnſter, Paderborn — unausſprech-
lich; und ein__lcher Ritter, wie Dalberg, Dienheim,
Schoͤnborn, Elz, Bibra, kurz, ein Ritter, deſſen
Wappen in der Domkirche befindlich iſt, wird um alles
in der Welt nicht misheurathen; ja er wird eine Graͤ-
fin, und ſelbſt eine Prinzeſſin ausſchlagen, wenn ihr
Stamm nicht die erforderlichen Ahnen zaͤhlt. Das gilt
ſogar von den dortigen proteſtantiſchen Edelleuten, die
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