so 'ne neue Noblesse ist nicht werth, daß man sie nennt.
Ich: Du hälst also nichts auf neuen Adel?
Baron: Nicht eine taube Haselnuß. Schau an, wir sind gute Freunde: du bist bürgerlich, und ich bin stiftsmüßig. Das thut aber nichts: ich bin dir gut, und habe keine Schande von deinem Um- gang. Aber wenn ich mit einem neuen Edelmann konversiren, und Freundschaft machen wollte: mein Seel! unser ganzer Stiftsadel würde sich darüber mokiren. Aber wieder auf dich zu kommen: was willst du nun anfangen?
Ich: Das weis ich selbst nicht.
Baron: Hör' Bruder! du wartest auf die Pfarre in Franken: bleibst aber indeß bei mir, und lachst den Herrn von Zwirnlein und seinen Anhang aus: hast mich verstanden?
Ich: O ja: aber wie sollte ich --
Baron: Davon schweige mir. Ich will kei- ne Komplimente: bin ein ehrlicher Kerl, und meyn's hol mich der Teufel, gut mit dir! Schau, ich reise nächstens nach Strasburg: du gehst mit, und da
stiftsmäßig sind. Es könnte ja kommen, meynen diese, daß einmal einer von ihren Nachkommen katholisch würde, und dann könnte er ja nicht Domherr, Bi- schof oder Kurfürst werden!
ſo 'ne neue Nobleſſe iſt nicht werth, daß man ſie nennt.
Ich: Du haͤlſt alſo nichts auf neuen Adel?
Baron: Nicht eine taube Haſelnuß. Schau an, wir ſind gute Freunde: du biſt buͤrgerlich, und ich bin ſtiftsmuͤßig. Das thut aber nichts: ich bin dir gut, und habe keine Schande von deinem Um- gang. Aber wenn ich mit einem neuen Edelmann konverſiren, und Freundſchaft machen wollte: mein Seel! unſer ganzer Stiftsadel wuͤrde ſich daruͤber mokiren. Aber wieder auf dich zu kommen: was willſt du nun anfangen?
Ich: Das weis ich ſelbſt nicht.
Baron: Hoͤr' Bruder! du warteſt auf die Pfarre in Franken: bleibſt aber indeß bei mir, und lachſt den Herrn von Zwirnlein und ſeinen Anhang aus: haſt mich verſtanden?
Ich: O ja: aber wie ſollte ich —
Baron: Davon ſchweige mir. Ich will kei- ne Komplimente: bin ein ehrlicher Kerl, und meyn's hol mich der Teufel, gut mit dir! Schau, ich reiſe naͤchſtens nach Strasburg: du gehſt mit, und da
ſtiftsmaͤßig ſind. Es koͤnnte ja kommen, meynen dieſe, daß einmal einer von ihren Nachkommen katholiſch wuͤrde, und dann koͤnnte er ja nicht Domherr, Bi- ſchof oder Kurfuͤrſt werden!
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ſo 'ne neue Nobleſſe iſt nicht werth, daß man ſie
nennt.
Ich: Du haͤlſt alſo nichts auf neuen Adel?
Baron: Nicht eine taube Haſelnuß. Schau
an, wir ſind gute Freunde: du biſt buͤrgerlich, und
ich bin ſtiftsmuͤßig. Das thut aber nichts: ich bin
dir gut, und habe keine Schande von deinem Um-
gang. Aber wenn ich mit einem neuen Edelmann
konverſiren, und Freundſchaft machen wollte: mein
Seel! unſer ganzer Stiftsadel wuͤrde ſich daruͤber
mokiren. Aber wieder auf dich zu kommen: was
willſt du nun anfangen?
Ich: Das weis ich ſelbſt nicht.
Baron: Hoͤr' Bruder! du warteſt auf die
Pfarre in Franken: bleibſt aber indeß bei mir, und
lachſt den Herrn von Zwirnlein und ſeinen Anhang
aus: haſt mich verſtanden?
Ich: O ja: aber wie ſollte ich —
Baron: Davon ſchweige mir. Ich will kei-
ne Komplimente: bin ein ehrlicher Kerl, und meyn's
hol mich der Teufel, gut mit dir! Schau, ich reiſe
naͤchſtens nach Strasburg: du gehſt mit, und da
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a) ſtiftsmaͤßig ſind. Es koͤnnte ja kommen, meynen dieſe,
daß einmal einer von ihren Nachkommen katholiſch
wuͤrde, und dann koͤnnte er ja nicht Domherr, Bi-
ſchof oder Kurfuͤrſt werden!
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/5>, abgerufen am 03.12.2024.
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