wollen wir alle Grillen vergessen, und so lustig le- ben, wie die Vögel im Hanfsaamen!
Auf diese Art hatte ich also einen Freund in meinem F... gefunden, der mir Aufenthalt gab, daß ich nicht nöthig hatte, meinem Vater durch mei- ne Gegenwart noch trübere Tage zu machen, als er würklich schon erlebte. Ich blieb indessen doch nicht beständig in Mainz; und wenn ich in dieser Stadt auch war, so blieb ich nicht immer in dem Hause des Barons. Ich hatte mehrere Bekannte: der Vater meines Schönburgs, der Assessor Schaz, ein In- genieur Philippson, und mehr Andre gaben sich alle Mühe, mich aufzuheitern, wenn ich manch- mal -- das doch nur selten geschahe -- weniger leichtsinnig über meine fatale Lage nachdachte.
Während dieser Zeit erhielt ich einen Brief vom Blumernwirth Schmid zu Gundersblum, der voll Enthusiasmus war. Man habe, hieß es, gehört, daß man mir die Kanzel verboten und alle Hoffnung zu einer Versorgung genommen hätte. Das Ding habe meine Freunde in Gundersblum, namentlich den Major von Goldenberg, den Wirth Bech- tel, und ihn, den Hrn. Schmid, so sehr geärgert, daß sie beschlossen hätten, sich meiner anzunehmen: ich sollte nur kommen, man würde mir schon Mittel angeben, den Schaden zu ersetzen, und meine Fein- de auszulachen u. s. w.
wollen wir alle Grillen vergeſſen, und ſo luſtig le- ben, wie die Voͤgel im Hanfſaamen!
Auf dieſe Art hatte ich alſo einen Freund in meinem F... gefunden, der mir Aufenthalt gab, daß ich nicht noͤthig hatte, meinem Vater durch mei- ne Gegenwart noch truͤbere Tage zu machen, als er wuͤrklich ſchon erlebte. Ich blieb indeſſen doch nicht beſtaͤndig in Mainz; und wenn ich in dieſer Stadt auch war, ſo blieb ich nicht immer in dem Hauſe des Barons. Ich hatte mehrere Bekannte: der Vater meines Schoͤnburgs, der Aſſeſſor Schaz, ein In- genieur Philippſon, und mehr Andre gaben ſich alle Muͤhe, mich aufzuheitern, wenn ich manch- mal — das doch nur ſelten geſchahe — weniger leichtſinnig uͤber meine fatale Lage nachdachte.
Waͤhrend dieſer Zeit erhielt ich einen Brief vom Blumernwirth Schmid zu Gundersblum, der voll Enthuſiasmus war. Man habe, hieß es, gehoͤrt, daß man mir die Kanzel verboten und alle Hoffnung zu einer Verſorgung genommen haͤtte. Das Ding habe meine Freunde in Gundersblum, namentlich den Major von Goldenberg, den Wirth Bech- tel, und ihn, den Hrn. Schmid, ſo ſehr geaͤrgert, daß ſie beſchloſſen haͤtten, ſich meiner anzunehmen: ich ſollte nur kommen, man wuͤrde mir ſchon Mittel angeben, den Schaden zu erſetzen, und meine Fein- de auszulachen u. ſ. w.
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wollen wir alle Grillen vergeſſen, und ſo luſtig le-
ben, wie die Voͤgel im Hanfſaamen!
Auf dieſe Art hatte ich alſo einen Freund in
meinem F... gefunden, der mir Aufenthalt gab,
daß ich nicht noͤthig hatte, meinem Vater durch mei-
ne Gegenwart noch truͤbere Tage zu machen, als er
wuͤrklich ſchon erlebte. Ich blieb indeſſen doch nicht
beſtaͤndig in Mainz; und wenn ich in dieſer Stadt
auch war, ſo blieb ich nicht immer in dem Hauſe des
Barons. Ich hatte mehrere Bekannte: der Vater
meines Schoͤnburgs, der Aſſeſſor Schaz, ein In-
genieur Philippſon, und mehr Andre gaben ſich
alle Muͤhe, mich aufzuheitern, wenn ich manch-
mal — das doch nur ſelten geſchahe — weniger
leichtſinnig uͤber meine fatale Lage nachdachte.
Waͤhrend dieſer Zeit erhielt ich einen Brief vom
Blumernwirth Schmid zu Gundersblum, der voll
Enthuſiasmus war. Man habe, hieß es, gehoͤrt,
daß man mir die Kanzel verboten und alle Hoffnung
zu einer Verſorgung genommen haͤtte. Das Ding
habe meine Freunde in Gundersblum, namentlich
den Major von Goldenberg, den Wirth Bech-
tel, und ihn, den Hrn. Schmid, ſo ſehr geaͤrgert,
daß ſie beſchloſſen haͤtten, ſich meiner anzunehmen:
ich ſollte nur kommen, man wuͤrde mir ſchon Mittel
angeben, den Schaden zu erſetzen, und meine Fein-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/6>, abgerufen am 09.11.2024.
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