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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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daten sehr schwer, ja oft ganz unmöglich ist. Wo
soll der in Reih und Glied, oder vom Marsche ab-
gemattet, Ort, Zeit und Lust hernehmen, um etwas
Befriedigendes von der Art zu sammeln? -- Dabei
rieth er mir, ein Tagebuch zu führen, und täglich
aufzuschreiben, was mir begegnen oder merkwürdig
scheinen würde. Eben diesen Rath hatte mir schon
Herr Bispink gegeben, und ich habe ihn auch in
sofern befolgt, daß ich täglich Einiges aufschrieb.
Da ich aber damals das Tagebuch, oder wie es mei-
me Kameraden nannten, das Strambuch, blos zu
meinem künftigen Gebrauch bestimmte, so ließ ich
alles Allgemeine weg, und blieb blos bei Einzelhei-
ten stehen, welche mir dereinst eine angenehme Zu-
rückerinnerung machen sollten. Schon jetzt macht
mir das Nachlesen meines Büchleins angenehme Au-
genblicke: denn auch Kleinigkeiten werden interessant,
wenn sie zu einer Zeit aufgezeichnet wurden, die in-
dividuel wichtig ist.

Noch ehe wir abgingen, hieß es schon durchaus,
daß der Krieg nicht vor sich gehen würde: man wür-
de alles zwischen Preussen und Oestreich mit der Fe-
der ausmachen: diese Vorhersagung ist auch hernach
wirklich eingetroffen. Meine Leser werden es indeß
nicht ungern sehen, wenn ich ihnen den Feldzug, in
so fern er mich anging, beschreibe. Ich wünsche,
daß sie keine Langeweile dabei haben mögen.


daten ſehr ſchwer, ja oft ganz unmoͤglich iſt. Wo
ſoll der in Reih und Glied, oder vom Marſche ab-
gemattet, Ort, Zeit und Luſt hernehmen, um etwas
Befriedigendes von der Art zu ſammeln? — Dabei
rieth er mir, ein Tagebuch zu fuͤhren, und taͤglich
aufzuſchreiben, was mir begegnen oder merkwuͤrdig
ſcheinen wuͤrde. Eben dieſen Rath hatte mir ſchon
Herr Bispink gegeben, und ich habe ihn auch in
ſofern befolgt, daß ich taͤglich Einiges aufſchrieb.
Da ich aber damals das Tagebuch, oder wie es mei-
me Kameraden nannten, das Strambuch, blos zu
meinem kuͤnftigen Gebrauch beſtimmte, ſo ließ ich
alles Allgemeine weg, und blieb blos bei Einzelhei-
ten ſtehen, welche mir dereinſt eine angenehme Zu-
ruͤckerinnerung machen ſollten. Schon jetzt macht
mir das Nachleſen meines Buͤchleins angenehme Au-
genblicke: denn auch Kleinigkeiten werden intereſſant,
wenn ſie zu einer Zeit aufgezeichnet wurden, die in-
dividuel wichtig iſt.

Noch ehe wir abgingen, hieß es ſchon durchaus,
daß der Krieg nicht vor ſich gehen wuͤrde: man wuͤr-
de alles zwiſchen Preuſſen und Oeſtreich mit der Fe-
der ausmachen: dieſe Vorherſagung iſt auch hernach
wirklich eingetroffen. Meine Leſer werden es indeß
nicht ungern ſehen, wenn ich ihnen den Feldzug, in
ſo fern er mich anging, beſchreibe. Ich wuͤnſche,
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[399[401]/0403] daten ſehr ſchwer, ja oft ganz unmoͤglich iſt. Wo ſoll der in Reih und Glied, oder vom Marſche ab- gemattet, Ort, Zeit und Luſt hernehmen, um etwas Befriedigendes von der Art zu ſammeln? — Dabei rieth er mir, ein Tagebuch zu fuͤhren, und taͤglich aufzuſchreiben, was mir begegnen oder merkwuͤrdig ſcheinen wuͤrde. Eben dieſen Rath hatte mir ſchon Herr Bispink gegeben, und ich habe ihn auch in ſofern befolgt, daß ich taͤglich Einiges aufſchrieb. Da ich aber damals das Tagebuch, oder wie es mei- me Kameraden nannten, das Strambuch, blos zu meinem kuͤnftigen Gebrauch beſtimmte, ſo ließ ich alles Allgemeine weg, und blieb blos bei Einzelhei- ten ſtehen, welche mir dereinſt eine angenehme Zu- ruͤckerinnerung machen ſollten. Schon jetzt macht mir das Nachleſen meines Buͤchleins angenehme Au- genblicke: denn auch Kleinigkeiten werden intereſſant, wenn ſie zu einer Zeit aufgezeichnet wurden, die in- dividuel wichtig iſt. Noch ehe wir abgingen, hieß es ſchon durchaus, daß der Krieg nicht vor ſich gehen wuͤrde: man wuͤr- de alles zwiſchen Preuſſen und Oeſtreich mit der Fe- der ausmachen: dieſe Vorherſagung iſt auch hernach wirklich eingetroffen. Meine Leſer werden es indeß nicht ungern ſehen, wenn ich ihnen den Feldzug, in ſo fern er mich anging, beſchreibe. Ich wuͤnſche, daß ſie keine Langeweile dabei haben moͤgen.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 399[401]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/403>, abgerufen am 21.11.2024.