sind für mich zu ärgerlich, als daß ich sie hier erzäh- len möchte. -- Wohl mir, daß Herr Bispink oft im Stillen, ohne daß ich darum wußte, sie be- friedigte, und mir dadurch auf eine Zeitlang Frieden und Ruhe verschafte!
Ob ich gern aus Halle ging? -- je nun, wie mans nimmt! Meine Lage war damals so, daß ich ohne Ungemach leben konnte. Ich wußte zwar nicht aus eigner Erfahrung, doch aus Nachrichten meiner Kameraden, daß das Marschiren und im Felde ste- hen eine sehr bösartige beschwerliche Sache sey -- allein ich hoffte auch viel zu sehen, viel zu erfahren: und da machte die dem Menschen so natürliche Neu- gierde, daß ich an das Ungemach nicht mehr dachte, welches ein Feldzug mit sich führt.
Ich hatte mich durch Unterstützung meiner Freunde, besonders des Herrn Bispink, nicht nur mit allem Nothwendigen versehen, sondern konnte auch noch etwas zu meinem Traktament hinzulegen, und dadurch weit gemächlicher leben, als andere, die sonst nichts hatten, als ihre Löhnung.
D. Semler ließ mich den Tag vor unserm Ausmarsch zu sich kommen, und trug mir auf, auf die Lage und die Denkungsart der Länder Acht zu geben, durch die ich kommen würde. Der gute Mann bedachte wohl nicht, daß dieses für einen Sol-
ſind fuͤr mich zu aͤrgerlich, als daß ich ſie hier erzaͤh- len moͤchte. — Wohl mir, daß Herr Bispink oft im Stillen, ohne daß ich darum wußte, ſie be- friedigte, und mir dadurch auf eine Zeitlang Frieden und Ruhe verſchafte!
Ob ich gern aus Halle ging? — je nun, wie mans nimmt! Meine Lage war damals ſo, daß ich ohne Ungemach leben konnte. Ich wußte zwar nicht aus eigner Erfahrung, doch aus Nachrichten meiner Kameraden, daß das Marſchiren und im Felde ſte- hen eine ſehr boͤsartige beſchwerliche Sache ſey — allein ich hoffte auch viel zu ſehen, viel zu erfahren: und da machte die dem Menſchen ſo natuͤrliche Neu- gierde, daß ich an das Ungemach nicht mehr dachte, welches ein Feldzug mit ſich fuͤhrt.
Ich hatte mich durch Unterſtuͤtzung meiner Freunde, beſonders des Herrn Bispink, nicht nur mit allem Nothwendigen verſehen, ſondern konnte auch noch etwas zu meinem Traktament hinzulegen, und dadurch weit gemaͤchlicher leben, als andere, die ſonſt nichts hatten, als ihre Loͤhnung.
D. Semler ließ mich den Tag vor unſerm Ausmarſch zu ſich kommen, und trug mir auf, auf die Lage und die Denkungsart der Laͤnder Acht zu geben, durch die ich kommen wuͤrde. Der gute Mann bedachte wohl nicht, daß dieſes fuͤr einen Sol-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0402"n="398[400]"/>ſind fuͤr mich zu aͤrgerlich, als daß ich ſie hier erzaͤh-<lb/>
len moͤchte. — Wohl mir, daß Herr <hirendition="#g">Bispink</hi><lb/>
oft im Stillen, ohne daß ich darum wußte, ſie be-<lb/>
friedigte, und mir dadurch auf eine Zeitlang Frieden<lb/>
und Ruhe verſchafte!</p><lb/><p>Ob ich gern aus Halle ging? — je nun, wie<lb/>
mans nimmt! Meine Lage war damals ſo, daß ich<lb/>
ohne Ungemach leben konnte. Ich wußte zwar nicht<lb/>
aus eigner Erfahrung, doch aus Nachrichten meiner<lb/>
Kameraden, daß das Marſchiren und im Felde ſte-<lb/>
hen eine ſehr boͤsartige beſchwerliche Sache ſey —<lb/>
allein ich hoffte auch viel zu ſehen, viel zu erfahren:<lb/>
und da machte die dem Menſchen ſo natuͤrliche Neu-<lb/>
gierde, daß ich an das Ungemach nicht mehr dachte,<lb/>
welches ein Feldzug mit ſich fuͤhrt.</p><lb/><p>Ich hatte mich durch Unterſtuͤtzung meiner<lb/>
Freunde, beſonders des Herrn <hirendition="#g">Bispink</hi>, nicht nur<lb/>
mit allem Nothwendigen verſehen, ſondern konnte<lb/>
auch noch etwas zu meinem Traktament hinzulegen,<lb/>
und dadurch weit gemaͤchlicher leben, als andere, die<lb/>ſonſt nichts hatten, als ihre Loͤhnung.</p><lb/><p>D. <hirendition="#g">Semler</hi> ließ mich den Tag vor unſerm<lb/>
Ausmarſch zu ſich kommen, und trug mir auf, auf<lb/>
die Lage und die Denkungsart der Laͤnder Acht zu<lb/>
geben, durch die ich kommen wuͤrde. Der gute<lb/>
Mann bedachte wohl nicht, daß dieſes fuͤr einen Sol-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[398[400]/0402]
ſind fuͤr mich zu aͤrgerlich, als daß ich ſie hier erzaͤh-
len moͤchte. — Wohl mir, daß Herr Bispink
oft im Stillen, ohne daß ich darum wußte, ſie be-
friedigte, und mir dadurch auf eine Zeitlang Frieden
und Ruhe verſchafte!
Ob ich gern aus Halle ging? — je nun, wie
mans nimmt! Meine Lage war damals ſo, daß ich
ohne Ungemach leben konnte. Ich wußte zwar nicht
aus eigner Erfahrung, doch aus Nachrichten meiner
Kameraden, daß das Marſchiren und im Felde ſte-
hen eine ſehr boͤsartige beſchwerliche Sache ſey —
allein ich hoffte auch viel zu ſehen, viel zu erfahren:
und da machte die dem Menſchen ſo natuͤrliche Neu-
gierde, daß ich an das Ungemach nicht mehr dachte,
welches ein Feldzug mit ſich fuͤhrt.
Ich hatte mich durch Unterſtuͤtzung meiner
Freunde, beſonders des Herrn Bispink, nicht nur
mit allem Nothwendigen verſehen, ſondern konnte
auch noch etwas zu meinem Traktament hinzulegen,
und dadurch weit gemaͤchlicher leben, als andere, die
ſonſt nichts hatten, als ihre Loͤhnung.
D. Semler ließ mich den Tag vor unſerm
Ausmarſch zu ſich kommen, und trug mir auf, auf
die Lage und die Denkungsart der Laͤnder Acht zu
geben, durch die ich kommen wuͤrde. Der gute
Mann bedachte wohl nicht, daß dieſes fuͤr einen Sol-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 398[400]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/402>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.