Probabilist, zum Kreutze; und die Herren Mauvil- ton und Campe denken mitleidig genug, auch einem reumüthigen Lojolisten die ersten Elemente des Men- schenverstandes und des Menschenrechts einzuimpfen, wenn nämlich des Patienten Kopf nur noch etwas Empfänglichkeit für eine Einäugelung von der Art an sich hat, woran doch viele in Rücksicht auf Sie, mein Herr, zweifeln, indem Sie als ein Incorrigibilis, statt Sich zu bessern, Sich immer mehr und mehr verschlimmern. Fatale Jesuiten-Natur! Fort da- mit! Lieber hinüber zu den Jesuitessen des schönen Geschlechts in Berlin!
Also -- die Berliner Bordelle hab ich auch be- sucht; allein in ganz anderer Absicht, als ehemals die der Madam Agrikola zu Frankfurt am Main, oder die der Postmeisterin zu Wezlar. Da ich in diesem Fache bisher sehr aufrichtig im Bekennen ge- wesen bin, so werden mir meine Leser doch auf mein Wort glauben, daß ich in Berlin mit keinem feilen Mädchen nähern Umgang gehabt habe: aber die Bordelle habe ich besucht, oder besehen, und muß daher auch von dem, was ich gesehn habe, meinen Lesern Notiz geben. Es versteht sich hier von selbst, daß ich weder bei der Madam Schuwitzn, noch bei der Madam Lindemann, noch sonst in einer vor- nehmen stillen Wirthschaft, wie man dergleichen in Berlin nennt, gewesen bin: denn wie sollte ich, als
Probabiliſt, zum Kreutze; und die Herren Mauvil- ton und Campe denken mitleidig genug, auch einem reumuͤthigen Lojoliſten die erſten Elemente des Men- ſchenverſtandes und des Menſchenrechts einzuimpfen, wenn naͤmlich des Patienten Kopf nur noch etwas Empfaͤnglichkeit fuͤr eine Einaͤugelung von der Art an ſich hat, woran doch viele in Ruͤckſicht auf Sie, mein Herr, zweifeln, indem Sie als ein Incorrigibilis, ſtatt Sich zu beſſern, Sich immer mehr und mehr verſchlimmern. Fatale Jeſuiten-Natur! Fort da- mit! Lieber hinuͤber zu den Jeſuiteſſen des ſchoͤnen Geſchlechts in Berlin!
Alſo — die Berliner Bordelle hab ich auch be- ſucht; allein in ganz anderer Abſicht, als ehemals die der Madam Agrikola zu Frankfurt am Main, oder die der Poſtmeiſterin zu Wezlar. Da ich in dieſem Fache bisher ſehr aufrichtig im Bekennen ge- weſen bin, ſo werden mir meine Leſer doch auf mein Wort glauben, daß ich in Berlin mit keinem feilen Maͤdchen naͤhern Umgang gehabt habe: aber die Bordelle habe ich beſucht, oder beſehen, und muß daher auch von dem, was ich geſehn habe, meinen Leſern Notiz geben. Es verſteht ſich hier von ſelbſt, daß ich weder bei der Madam Schuwitzn, noch bei der Madam Lindemann, noch ſonſt in einer vor- nehmen ſtillen Wirthſchaft, wie man dergleichen in Berlin nennt, geweſen bin: denn wie ſollte ich, als
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[413[415]/0417]
Probabiliſt, zum Kreutze; und die Herren Mauvil-
ton und Campe denken mitleidig genug, auch einem
reumuͤthigen Lojoliſten die erſten Elemente des Men-
ſchenverſtandes und des Menſchenrechts einzuimpfen,
wenn naͤmlich des Patienten Kopf nur noch etwas
Empfaͤnglichkeit fuͤr eine Einaͤugelung von der Art an
ſich hat, woran doch viele in Ruͤckſicht auf Sie, mein
Herr, zweifeln, indem Sie als ein Incorrigibilis,
ſtatt Sich zu beſſern, Sich immer mehr und mehr
verſchlimmern. Fatale Jeſuiten-Natur! Fort da-
mit! Lieber hinuͤber zu den Jeſuiteſſen des ſchoͤnen
Geſchlechts in Berlin!
Alſo — die Berliner Bordelle hab ich auch be-
ſucht; allein in ganz anderer Abſicht, als ehemals
die der Madam Agrikola zu Frankfurt am Main,
oder die der Poſtmeiſterin zu Wezlar. Da ich in
dieſem Fache bisher ſehr aufrichtig im Bekennen ge-
weſen bin, ſo werden mir meine Leſer doch auf mein
Wort glauben, daß ich in Berlin mit keinem feilen
Maͤdchen naͤhern Umgang gehabt habe: aber die
Bordelle habe ich beſucht, oder beſehen, und muß
daher auch von dem, was ich geſehn habe, meinen
Leſern Notiz geben. Es verſteht ſich hier von ſelbſt,
daß ich weder bei der Madam Schuwitzn, noch bei
der Madam Lindemann, noch ſonſt in einer vor-
nehmen ſtillen Wirthſchaft, wie man dergleichen in
Berlin nennt, geweſen bin: denn wie ſollte ich, als
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 413[415]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/417>, abgerufen am 21.11.2024.
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