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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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Soldat, eine Schuwitzn besuchen, die sogar Kandi-
daten der hochheiligen Theologie abgewiesen hat u)!

Die Schuwitzn hatte kurz vor der Zeit, als
wir nach Berlin kamen, sehr gelitten. Ihre Mäd-
chen, oder ihre Damen waren eines Abends unter
den Linden genekt worden, und hatten angefangen,
dagegen zu schimpfen. Einige Officiers bestellten
hierauf einen pudelnärrischen Kerl, welcher die Gas-
senbuben wider die Nymphen aufbringen mußte. Die
Jungen insultirten die Mädchen nach Noten, bis
sie sich endlich aus lauter Angst in ihren Wagen zu-
sammenpackten, und nach Hause fuhren. Die Jun-
gen waren aber auf Anstiften ihrer Führer noch
nicht zufrieden, und verfolgten den Wagen mit Stei-
nen und Koth, und machten selbst bei dem Hause der
Schuwizn einen gefährlichen Spektakel. Die Dame,
welcher es bekannt seyn mochte, woher eigentlich der
Skandal entspringe, wollte eine Klage einlegen; allein
das Resultat davon war, daß ihr untersagt wurde,
Kutsche und Bedienten zu halten.

In Berlin ist das Haus dieser Markerelle sehr be-
kannt, und wer die Friedrichsstraße mit einem Frem-
den geht, und an das kleine niedliche Häuschen
kömmt, der spricht: "Sehn Sie hier das Haus der

u) Vorige Ostern ist das noch geschehen -- vielleicht, weil
nichts Unreines ins Himmelreich hineingeht!

Soldat, eine Schuwitzn beſuchen, die ſogar Kandi-
daten der hochheiligen Theologie abgewieſen hat u)!

Die Schuwitzn hatte kurz vor der Zeit, als
wir nach Berlin kamen, ſehr gelitten. Ihre Maͤd-
chen, oder ihre Damen waren eines Abends unter
den Linden genekt worden, und hatten angefangen,
dagegen zu ſchimpfen. Einige Officiers beſtellten
hierauf einen pudelnaͤrriſchen Kerl, welcher die Gaſ-
ſenbuben wider die Nymphen aufbringen mußte. Die
Jungen inſultirten die Maͤdchen nach Noten, bis
ſie ſich endlich aus lauter Angſt in ihren Wagen zu-
ſammenpackten, und nach Hauſe fuhren. Die Jun-
gen waren aber auf Anſtiften ihrer Fuͤhrer noch
nicht zufrieden, und verfolgten den Wagen mit Stei-
nen und Koth, und machten ſelbſt bei dem Hauſe der
Schuwizn einen gefaͤhrlichen Spektakel. Die Dame,
welcher es bekannt ſeyn mochte, woher eigentlich der
Skandal entſpringe, wollte eine Klage einlegen; allein
das Reſultat davon war, daß ihr unterſagt wurde,
Kutſche und Bedienten zu halten.

In Berlin iſt das Haus dieſer Markerelle ſehr be-
kannt, und wer die Friedrichsſtraße mit einem Frem-
den geht, und an das kleine niedliche Haͤuschen
koͤmmt, der ſpricht: „Sehn Sie hier das Haus der

u) Vorige Oſtern iſt das noch geſchehen — vielleicht, weil
nichts Unreines ins Himmelreich hineingeht!
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[414[416]/0418] Soldat, eine Schuwitzn beſuchen, die ſogar Kandi- daten der hochheiligen Theologie abgewieſen hat u)! Die Schuwitzn hatte kurz vor der Zeit, als wir nach Berlin kamen, ſehr gelitten. Ihre Maͤd- chen, oder ihre Damen waren eines Abends unter den Linden genekt worden, und hatten angefangen, dagegen zu ſchimpfen. Einige Officiers beſtellten hierauf einen pudelnaͤrriſchen Kerl, welcher die Gaſ- ſenbuben wider die Nymphen aufbringen mußte. Die Jungen inſultirten die Maͤdchen nach Noten, bis ſie ſich endlich aus lauter Angſt in ihren Wagen zu- ſammenpackten, und nach Hauſe fuhren. Die Jun- gen waren aber auf Anſtiften ihrer Fuͤhrer noch nicht zufrieden, und verfolgten den Wagen mit Stei- nen und Koth, und machten ſelbſt bei dem Hauſe der Schuwizn einen gefaͤhrlichen Spektakel. Die Dame, welcher es bekannt ſeyn mochte, woher eigentlich der Skandal entſpringe, wollte eine Klage einlegen; allein das Reſultat davon war, daß ihr unterſagt wurde, Kutſche und Bedienten zu halten. In Berlin iſt das Haus dieſer Markerelle ſehr be- kannt, und wer die Friedrichsſtraße mit einem Frem- den geht, und an das kleine niedliche Haͤuschen koͤmmt, der ſpricht: „Sehn Sie hier das Haus der u) Vorige Oſtern iſt das noch geſchehen — vielleicht, weil nichts Unreines ins Himmelreich hineingeht!

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 414[416]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/418>, abgerufen am 21.11.2024.