Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Wollust ist überhaupt dem Beutel gefährlich:
das hab ich selbst erfahren, wie ich schon aufrichtig
genug bekannt habe; aber niemals ist sie kostspieliger,
als wenn man sie bei habsüchtigen Schönen, oder in
kostbaren Bordellen sucht, und das ist auch der Fall
in den besagten berlinischen Wirthschaften. In den
Galanterien von Berlin hat Herr Cranz
oder wer sonst Verfasser dieses Buches ist, gesagt:
an manchen theuren Orten dieser Art müsse man ei-
nen Louisd'or zuviel haben, wenn man sich ein Ver-
gnügen machen wolle. Allein bei der Schuwizn reicht
wirklich der Louisd'or nicht zu, auch bei der Linde-
mann schwerlich. Wer nun vollends sich will sehen
und etwas aufgehen lassen, der kömmt unter vielem
schweren Gelde nicht weg.

Den neuesten Nachrichten aus Berlin zufolge
soll die Wirthschaft der Madam Schuwizn jetzt gänz-
lich zu Grunde gerichtet seyn. Ein gewisser in die-
sem Bordel beleidigter Graf schickte, wie man erzählt,
einen Schinderknecht dahin, der sich wer weis wofür
ausgab, und daselbst die Nacht zubrachte. Den folgen-
den Morgen versetzte der Kerl selbst bei der Schuwizn
seine Uhr, weil er, wie er vorgab, nicht Geld genug
bei sich hätte, seine Schuldigkeit abzutragen. Gegen
Mittag fuhr er mit einer krepirten Sau auf seinem
Karren vor das Haus der Schuwizn, trat in seiner
Schinderuniform hinein, und foderte seine Uhr, um

Wolluſt iſt uͤberhaupt dem Beutel gefaͤhrlich:
das hab ich ſelbſt erfahren, wie ich ſchon aufrichtig
genug bekannt habe; aber niemals iſt ſie koſtſpieliger,
als wenn man ſie bei habſuͤchtigen Schoͤnen, oder in
koſtbaren Bordellen ſucht, und das iſt auch der Fall
in den beſagten berliniſchen Wirthſchaften. In den
Galanterien von Berlin hat Herr Cranz
oder wer ſonſt Verfaſſer dieſes Buches iſt, geſagt:
an manchen theuren Orten dieſer Art muͤſſe man ei-
nen Louisd'or zuviel haben, wenn man ſich ein Ver-
gnuͤgen machen wolle. Allein bei der Schuwizn reicht
wirklich der Louisd'or nicht zu, auch bei der Linde-
mann ſchwerlich. Wer nun vollends ſich will ſehen
und etwas aufgehen laſſen, der koͤmmt unter vielem
ſchweren Gelde nicht weg.

Den neueſten Nachrichten aus Berlin zufolge
ſoll die Wirthſchaft der Madam Schuwizn jetzt gaͤnz-
lich zu Grunde gerichtet ſeyn. Ein gewiſſer in die-
ſem Bordel beleidigter Graf ſchickte, wie man erzaͤhlt,
einen Schinderknecht dahin, der ſich wer weis wofuͤr
ausgab, und daſelbſt die Nacht zubrachte. Den folgen-
den Morgen verſetzte der Kerl ſelbſt bei der Schuwizn
ſeine Uhr, weil er, wie er vorgab, nicht Geld genug
bei ſich haͤtte, ſeine Schuldigkeit abzutragen. Gegen
Mittag fuhr er mit einer krepirten Sau auf ſeinem
Karren vor das Haus der Schuwizn, trat in ſeiner
Schinderuniform hinein, und foderte ſeine Uhr, um

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0420" n="416[418]"/>
        <p>Wollu&#x017F;t i&#x017F;t u&#x0364;berhaupt dem Beutel gefa&#x0364;hrlich:<lb/>
das hab ich &#x017F;elb&#x017F;t erfahren, wie ich &#x017F;chon aufrichtig<lb/>
genug bekannt habe; aber niemals i&#x017F;t &#x017F;ie ko&#x017F;t&#x017F;pieliger,<lb/>
als wenn man &#x017F;ie bei hab&#x017F;u&#x0364;chtigen Scho&#x0364;nen, oder in<lb/>
ko&#x017F;tbaren Bordellen &#x017F;ucht, und das i&#x017F;t auch der Fall<lb/>
in den be&#x017F;agten berlini&#x017F;chen Wirth&#x017F;chaften. In den<lb/><hi rendition="#g">Galanterien von Berlin</hi> hat Herr <hi rendition="#g">Cranz</hi><lb/>
oder wer &#x017F;on&#x017F;t Verfa&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;es Buches i&#x017F;t, ge&#x017F;agt:<lb/>
an manchen theuren Orten die&#x017F;er Art mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e man ei-<lb/>
nen Louisd'or zuviel haben, wenn man &#x017F;ich ein Ver-<lb/>
gnu&#x0364;gen machen wolle. Allein bei der Schuwizn reicht<lb/>
wirklich der Louisd'or nicht zu, auch bei der Linde-<lb/>
mann &#x017F;chwerlich. Wer nun vollends &#x017F;ich will &#x017F;ehen<lb/>
und etwas aufgehen la&#x017F;&#x017F;en, der ko&#x0364;mmt unter vielem<lb/>
&#x017F;chweren Gelde nicht weg.</p><lb/>
        <p>Den neue&#x017F;ten Nachrichten aus Berlin zufolge<lb/>
&#x017F;oll die Wirth&#x017F;chaft der Madam Schuwizn jetzt ga&#x0364;nz-<lb/>
lich zu Grunde gerichtet &#x017F;eyn. Ein gewi&#x017F;&#x017F;er in die-<lb/>
&#x017F;em Bordel beleidigter Graf &#x017F;chickte, wie man erza&#x0364;hlt,<lb/>
einen Schinderknecht dahin, der &#x017F;ich wer weis wofu&#x0364;r<lb/>
ausgab, und da&#x017F;elb&#x017F;t die Nacht zubrachte. Den folgen-<lb/>
den Morgen ver&#x017F;etzte der Kerl &#x017F;elb&#x017F;t bei der Schuwizn<lb/>
&#x017F;eine Uhr, weil er, wie er vorgab, nicht Geld genug<lb/>
bei &#x017F;ich ha&#x0364;tte, &#x017F;eine Schuldigkeit abzutragen. Gegen<lb/>
Mittag fuhr er mit einer krepirten Sau auf &#x017F;einem<lb/>
Karren vor das Haus der Schuwizn, trat in &#x017F;einer<lb/>
Schinderuniform hinein, und foderte &#x017F;eine Uhr, um<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[416[418]/0420] Wolluſt iſt uͤberhaupt dem Beutel gefaͤhrlich: das hab ich ſelbſt erfahren, wie ich ſchon aufrichtig genug bekannt habe; aber niemals iſt ſie koſtſpieliger, als wenn man ſie bei habſuͤchtigen Schoͤnen, oder in koſtbaren Bordellen ſucht, und das iſt auch der Fall in den beſagten berliniſchen Wirthſchaften. In den Galanterien von Berlin hat Herr Cranz oder wer ſonſt Verfaſſer dieſes Buches iſt, geſagt: an manchen theuren Orten dieſer Art muͤſſe man ei- nen Louisd'or zuviel haben, wenn man ſich ein Ver- gnuͤgen machen wolle. Allein bei der Schuwizn reicht wirklich der Louisd'or nicht zu, auch bei der Linde- mann ſchwerlich. Wer nun vollends ſich will ſehen und etwas aufgehen laſſen, der koͤmmt unter vielem ſchweren Gelde nicht weg. Den neueſten Nachrichten aus Berlin zufolge ſoll die Wirthſchaft der Madam Schuwizn jetzt gaͤnz- lich zu Grunde gerichtet ſeyn. Ein gewiſſer in die- ſem Bordel beleidigter Graf ſchickte, wie man erzaͤhlt, einen Schinderknecht dahin, der ſich wer weis wofuͤr ausgab, und daſelbſt die Nacht zubrachte. Den folgen- den Morgen verſetzte der Kerl ſelbſt bei der Schuwizn ſeine Uhr, weil er, wie er vorgab, nicht Geld genug bei ſich haͤtte, ſeine Schuldigkeit abzutragen. Gegen Mittag fuhr er mit einer krepirten Sau auf ſeinem Karren vor das Haus der Schuwizn, trat in ſeiner Schinderuniform hinein, und foderte ſeine Uhr, um

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/420
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 416[418]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/420>, abgerufen am 21.11.2024.