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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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nerten mich an die Zänkereien und die Spektakel der
ältern und neuern Theologen und Philosophen, wel-
che oft über Dinge disputirten, die kein Mensch be-
jahend oder verneinend entscheiden kann c).

Hier in Dittersbach machte ich mich mit der
Landesart und andern dahin gehörigen Sachen be-
kannt, und ich muß mit Erlaubniß der Herren
Schlesier bekennen, daß ich wenig Genugthuung ge-
funden habe. Die Ackerfrüchte waren freilich dieses
Jahr wegen der großen Dürre schlecht: dabei war
es aber doch nicht schwer, einzusehen, daß an dem
Schlesischen Ackerbau noch gar viel zu verbessern sey.
Ganze Strecken recht gutes Landes lagen öde, und
niemand konnte sich entsinnen, daß je ein Pflug
darauf gekommen wäre. Der Gartenbau taugt vol-
lends nichts, wenigstens auf den Dö[ - 1 Zeichen fehlt]ern nicht. Die

c) Religions-Streitigkeiten, schreibt Herr von
Rochow, heißen, nach dem Sprachgebrauch, solche
Zwisten, die über das Unbegreifliche entstehen,
und wobei die Ehre Gottes ins Spiel gezogen wird,
um den Dissidenten der Gotteslästerung beschuldigen,
ihn seines Amtes entsetzen, verdammen, und, wenn
die Macht da ist, auch wohl verbrennen zu können." -
Ueber Religions-System in den Berichtigun-
gen S. 69 u. f. - Im kläglichen König heißt
es S. 33:
- - - Die Christus-Religion
Liegt in den lezten Zügen schon,
Stirbt an der Theologie!

nerten mich an die Zaͤnkereien und die Spektakel der
aͤltern und neuern Theologen und Philoſophen, wel-
che oft uͤber Dinge diſputirten, die kein Menſch be-
jahend oder verneinend entſcheiden kann c).

Hier in Dittersbach machte ich mich mit der
Landesart und andern dahin gehoͤrigen Sachen be-
kannt, und ich muß mit Erlaubniß der Herren
Schleſier bekennen, daß ich wenig Genugthuung ge-
funden habe. Die Ackerfruͤchte waren freilich dieſes
Jahr wegen der großen Duͤrre ſchlecht: dabei war
es aber doch nicht ſchwer, einzuſehen, daß an dem
Schleſiſchen Ackerbau noch gar viel zu verbeſſern ſey.
Ganze Strecken recht gutes Landes lagen oͤde, und
niemand konnte ſich entſinnen, daß je ein Pflug
darauf gekommen waͤre. Der Gartenbau taugt vol-
lends nichts, wenigſtens auf den Doͤ[ – 1 Zeichen fehlt]ern nicht. Die

c) Religions-Streitigkeiten, ſchreibt Herr von
Rochow, heißen, nach dem Sprachgebrauch, ſolche
Zwiſten, die uͤber das Unbegreifliche entſtehen,
und wobei die Ehre Gottes ins Spiel gezogen wird,
um den Diſſidenten der Gotteslaͤſterung beſchuldigen,
ihn ſeines Amtes entſetzen, verdammen, und, wenn
die Macht da iſt, auch wohl verbrennen zu koͤnnen.“ –
Ueber Religions-Syſtem in den Berichtigun-
gen S. 69 u. f. – Im klaͤglichen Koͤnig heißt
es S. 33:
– – – Die Chriſtus-Religion
Liegt in den lezten Zuͤgen ſchon,
Stirbt an der Theologie!
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[436[438]/0440] nerten mich an die Zaͤnkereien und die Spektakel der aͤltern und neuern Theologen und Philoſophen, wel- che oft uͤber Dinge diſputirten, die kein Menſch be- jahend oder verneinend entſcheiden kann c). Hier in Dittersbach machte ich mich mit der Landesart und andern dahin gehoͤrigen Sachen be- kannt, und ich muß mit Erlaubniß der Herren Schleſier bekennen, daß ich wenig Genugthuung ge- funden habe. Die Ackerfruͤchte waren freilich dieſes Jahr wegen der großen Duͤrre ſchlecht: dabei war es aber doch nicht ſchwer, einzuſehen, daß an dem Schleſiſchen Ackerbau noch gar viel zu verbeſſern ſey. Ganze Strecken recht gutes Landes lagen oͤde, und niemand konnte ſich entſinnen, daß je ein Pflug darauf gekommen waͤre. Der Gartenbau taugt vol- lends nichts, wenigſtens auf den Doͤ_ern nicht. Die c) Religions-Streitigkeiten, ſchreibt Herr von Rochow, heißen, nach dem Sprachgebrauch, ſolche Zwiſten, die uͤber das Unbegreifliche entſtehen, und wobei die Ehre Gottes ins Spiel gezogen wird, um den Diſſidenten der Gotteslaͤſterung beſchuldigen, ihn ſeines Amtes entſetzen, verdammen, und, wenn die Macht da iſt, auch wohl verbrennen zu koͤnnen.“ – Ueber Religions-Syſtem in den Berichtigun- gen S. 69 u. f. – Im klaͤglichen Koͤnig heißt es S. 33: – – – Die Chriſtus-Religion Liegt in den lezten Zuͤgen ſchon, Stirbt an der Theologie!

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 436[438]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/440>, abgerufen am 21.11.2024.