bis gegen Tag, wo wir uns denn auch weg begaben. Die Policei läßt allerdings dann und wann visitiren; aber diese Visitationen gehen nicht weiter als die zu Frankfurt am Main i).
Ausser den unzüchtigen Dirnen, welche zu Strasburg in berüchtigten Häusern leben, läuft noch eine Menge des Abends auf den Straßen herum, vor welchen man sich aber in Acht nehmen muß. Ein- mal sind sie meist alle über und über venerisch, und dann haben sie die schöne Gewohnheit, die Fi- cken ihrer Galans zu visitiren und mit dem, was sie finden, fortzulaufen. Ueberdies läuft man auch noch Gefahr, von der Patrouille, oder sonst einer Po- lizeiwache ertappt und eingesteckt zu werden.
Die Sprache der Strasburger ist deutsch, aber das jämmerlichste Deutsch, das man hören kann, in der allergröbsten, widerlichsten, abscheulichsten Aus- sprache. Hoscht, Bescht, Madeli, Bubeli, u. s. w. ist Strasburger Dialekt. Auch Vornehme sprechen so, und der Pfaffe auf der Kanzel spricht vum Herr Jesses Kreschtes. Die Sprache ist hier noch zehnmal gröber als in der Pfalz. Sehr viel Französisch wird indeß da auch geredet, beson- ders beim Militär. Das sonstige Strasburger
i) Siehe Th. 1. S. 64.
bis gegen Tag, wo wir uns denn auch weg begaben. Die Policei laͤßt allerdings dann und wann viſitiren; aber dieſe Viſitationen gehen nicht weiter als die zu Frankfurt am Main i).
Auſſer den unzuͤchtigen Dirnen, welche zu Strasburg in beruͤchtigten Haͤuſern leben, laͤuft noch eine Menge des Abends auf den Straßen herum, vor welchen man ſich aber in Acht nehmen muß. Ein- mal ſind ſie meiſt alle uͤber und uͤber veneriſch, und dann haben ſie die ſchoͤne Gewohnheit, die Fi- cken ihrer Galans zu viſitiren und mit dem, was ſie finden, fortzulaufen. Ueberdies laͤuft man auch noch Gefahr, von der Patrouille, oder ſonſt einer Po- lizeiwache ertappt und eingeſteckt zu werden.
Die Sprache der Strasburger iſt deutſch, aber das jaͤmmerlichſte Deutſch, das man hoͤren kann, in der allergroͤbſten, widerlichſten, abſcheulichſten Aus- ſprache. Hoſcht, Beſcht, Madeli, Bubeli, u. ſ. w. iſt Strasburger Dialekt. Auch Vornehme ſprechen ſo, und der Pfaffe auf der Kanzel ſpricht vum Herr Jeſſes Kreſchtes. Die Sprache iſt hier noch zehnmal groͤber als in der Pfalz. Sehr viel Franzoͤſiſch wird indeß da auch geredet, beſon- ders beim Militaͤr. Das ſonſtige Strasburger
i) Siehe Th. 1. S. 64.
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bis gegen Tag, wo wir uns denn auch weg begaben.
Die Policei laͤßt allerdings dann und wann viſitiren;
aber dieſe Viſitationen gehen nicht weiter als die zu
Frankfurt am Main i).
Auſſer den unzuͤchtigen Dirnen, welche zu
Strasburg in beruͤchtigten Haͤuſern leben, laͤuft noch
eine Menge des Abends auf den Straßen herum, vor
welchen man ſich aber in Acht nehmen muß. Ein-
mal ſind ſie meiſt alle uͤber und uͤber veneriſch,
und dann haben ſie die ſchoͤne Gewohnheit, die Fi-
cken ihrer Galans zu viſitiren und mit dem, was ſie
finden, fortzulaufen. Ueberdies laͤuft man auch noch
Gefahr, von der Patrouille, oder ſonſt einer Po-
lizeiwache ertappt und eingeſteckt zu werden.
Die Sprache der Strasburger iſt deutſch, aber
das jaͤmmerlichſte Deutſch, das man hoͤren kann, in
der allergroͤbſten, widerlichſten, abſcheulichſten Aus-
ſprache. Hoſcht, Beſcht, Madeli, Bubeli, u. ſ. w.
iſt Strasburger Dialekt. Auch Vornehme ſprechen
ſo, und der Pfaffe auf der Kanzel ſpricht vum
Herr Jeſſes Kreſchtes. Die Sprache iſt
hier noch zehnmal groͤber als in der Pfalz. Sehr
viel Franzoͤſiſch wird indeß da auch geredet, beſon-
ders beim Militaͤr. Das ſonſtige Strasburger
i) Siehe Th. 1. S. 64.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/46>, abgerufen am 09.11.2024.
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