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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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Dreyssig: Er hats, hohl mich der Teufel,
gesagt!

Ich: Und wenn er's auch gesagt hätte, dann
soll und kann die Stelle nicht wegbleiben!

Dreyssig: Das geht Sie eigentlich gar
nichts an! Herr Hendel kann auslassen, was er
will.

Ich: Ei, seht doch, Auslassen! Das Ding
ist censirt, und da darf nun nichts ausgelassen oder
geändert werden: verstehn Sie das?

Dreyssig (protzig): Ich will der Hacke
schon einen Stiel machen! ich gehe zum Censor, und
dann soll das Pasquill schon wegbleiben!

Ich: Hören Sie, sprechen Sie nicht von Pas-
quill! Ist etwa die Begebenheit nicht wahr? Haben
Sie etwan Bahrdts Zettel nicht unrechtmäßiger
Weise und wider Ihr gegebenes Ehrenwort abdru-
cken lassen? Haben Sie nicht des Pferdeknechts
schwere Hand, und Christinens schmutzigen Pantof-
fel gefühlt? Haben die Jungen ihre -- Mamsells
nicht von Bahrdts Weinberge weggejagt? Haben
die Studenten Sie nicht als einen armen Sünder
von der hohen Brücke zu Bahrdten unter allerhand
Beschimpfungen zurück geführt? Haben Sie da
nicht im geschlossenen Kraise, und zwar auf den

Dreyſſig: Er hats, hohl mich der Teufel,
geſagt!

Ich: Und wenn er's auch geſagt haͤtte, dann
ſoll und kann die Stelle nicht wegbleiben!

Dreyſſig: Das geht Sie eigentlich gar
nichts an! Herr Hendel kann auslaſſen, was er
will.

Ich: Ei, ſeht doch, Auslaſſen! Das Ding
iſt cenſirt, und da darf nun nichts ausgelaſſen oder
geaͤndert werden: verſtehn Sie das?

Dreyſſig (protzig): Ich will der Hacke
ſchon einen Stiel machen! ich gehe zum Cenſor, und
dann ſoll das Pasquill ſchon wegbleiben!

Ich: Hoͤren Sie, ſprechen Sie nicht von Pas-
quill! Iſt etwa die Begebenheit nicht wahr? Haben
Sie etwan Bahrdts Zettel nicht unrechtmaͤßiger
Weiſe und wider Ihr gegebenes Ehrenwort abdru-
cken laſſen? Haben Sie nicht des Pferdeknechts
ſchwere Hand, und Chriſtinens ſchmutzigen Pantof-
fel gefuͤhlt? Haben die Jungen ihre — Mamſells
nicht von Bahrdts Weinberge weggejagt? Haben
die Studenten Sie nicht als einen armen Suͤnder
von der hohen Bruͤcke zu Bahrdten unter allerhand
Beſchimpfungen zuruͤck gefuͤhrt? Haben Sie da
nicht im geſchloſſenen Kraiſe, und zwar auf den

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[492[494]/0496] Dreyſſig: Er hats, hohl mich der Teufel, geſagt! Ich: Und wenn er's auch geſagt haͤtte, dann ſoll und kann die Stelle nicht wegbleiben! Dreyſſig: Das geht Sie eigentlich gar nichts an! Herr Hendel kann auslaſſen, was er will. Ich: Ei, ſeht doch, Auslaſſen! Das Ding iſt cenſirt, und da darf nun nichts ausgelaſſen oder geaͤndert werden: verſtehn Sie das? Dreyſſig (protzig): Ich will der Hacke ſchon einen Stiel machen! ich gehe zum Cenſor, und dann ſoll das Pasquill ſchon wegbleiben! Ich: Hoͤren Sie, ſprechen Sie nicht von Pas- quill! Iſt etwa die Begebenheit nicht wahr? Haben Sie etwan Bahrdts Zettel nicht unrechtmaͤßiger Weiſe und wider Ihr gegebenes Ehrenwort abdru- cken laſſen? Haben Sie nicht des Pferdeknechts ſchwere Hand, und Chriſtinens ſchmutzigen Pantof- fel gefuͤhlt? Haben die Jungen ihre — Mamſells nicht von Bahrdts Weinberge weggejagt? Haben die Studenten Sie nicht als einen armen Suͤnder von der hohen Bruͤcke zu Bahrdten unter allerhand Beſchimpfungen zuruͤck gefuͤhrt? Haben Sie da nicht im geſchloſſenen Kraiſe, und zwar auf den

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 492[494]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/496>, abgerufen am 21.11.2024.