gen, was er für mich bei unserer Lustreise -- so nannte der ehrliche Mann unsre Fahrt -- ausge- legt hätte, er wolle es herzlich gern ersetzen. Aber F... drohte, noch die Nacht unser Haus zu ver- lassen, wenn noch ein Wort der Art geredet würde; und so bliebs beim Alten.
Nach des Barons Abschied redete mein Vater ernstlich mit mir. Höre, mein Kind, sagte er, du hast einige meiner Hofnungen erfüllen sollen, aber leider ich habe mich in dir geirrt -- bisher nämlich. Dein Leichtsinn -- denn daß Bosheit bei deinen Possen ist, widerlegt die Natur dieser Possen schon selbst -- also dein Leichtsinn hat dich verführt; du bist aber angerannt, und ich will das Schicksal preisen, wenns zu deiner Besserung geschehen ist. -- Sieh, es ist noch nicht aus mit dir, du hast noch Hofnungen; aber erst mußt du zeigen, daß deine Seele geheilt ist. Ich habe hin und her gedacht, wie das am besten zu machen sey. Da fiel mir ein, dich noch einmal auf eine Universität zu schicken. Was meinst du?
Ich: Das hängt von Ihnen ab. Ich habe Ihre Güte zu sehr misbraucht; ich muß mir alles gefallen lassen!
Er: Nicht so, mein Kind. Sieh, ich däch- te, du gingst nach Halle zu meinem Freund, dem D.Semler. Ich werde dich da noch ein Jahr
gen, was er fuͤr mich bei unſerer Luſtreiſe — ſo nannte der ehrliche Mann unſre Fahrt — ausge- legt haͤtte, er wolle es herzlich gern erſetzen. Aber F... drohte, noch die Nacht unſer Haus zu ver- laſſen, wenn noch ein Wort der Art geredet wuͤrde; und ſo bliebs beim Alten.
Nach des Barons Abſchied redete mein Vater ernſtlich mit mir. Hoͤre, mein Kind, ſagte er, du haſt einige meiner Hofnungen erfuͤllen ſollen, aber leider ich habe mich in dir geirrt — bisher naͤmlich. Dein Leichtſinn — denn daß Bosheit bei deinen Poſſen iſt, widerlegt die Natur dieſer Poſſen ſchon ſelbſt — alſo dein Leichtſinn hat dich verfuͤhrt; du biſt aber angerannt, und ich will das Schickſal preiſen, wenns zu deiner Beſſerung geſchehen iſt. — Sieh, es iſt noch nicht aus mit dir, du haſt noch Hofnungen; aber erſt mußt du zeigen, daß deine Seele geheilt iſt. Ich habe hin und her gedacht, wie das am beſten zu machen ſey. Da fiel mir ein, dich noch einmal auf eine Univerſitaͤt zu ſchicken. Was meinſt du?
Ich: Das haͤngt von Ihnen ab. Ich habe Ihre Guͤte zu ſehr misbraucht; ich muß mir alles gefallen laſſen!
Er: Nicht ſo, mein Kind. Sieh, ich daͤch- te, du gingſt nach Halle zu meinem Freund, dem D.Semler. Ich werde dich da noch ein Jahr
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0050"n="48"/>
gen, was er fuͤr mich bei unſerer Luſtreiſe —ſo<lb/>
nannte der ehrliche Mann unſre Fahrt — ausge-<lb/>
legt haͤtte, er wolle es herzlich gern erſetzen. Aber<lb/>
F... drohte, noch die Nacht unſer Haus zu ver-<lb/>
laſſen, wenn noch ein Wort der Art geredet wuͤrde;<lb/>
und ſo bliebs beim Alten.</p><lb/><p>Nach des Barons Abſchied redete mein Vater<lb/>
ernſtlich mit mir. Hoͤre, mein Kind, ſagte er, du<lb/>
haſt einige meiner Hofnungen erfuͤllen ſollen, aber<lb/>
leider ich habe mich in dir geirrt — bisher naͤmlich.<lb/>
Dein Leichtſinn — denn daß Bosheit bei deinen<lb/>
Poſſen iſt, widerlegt die Natur dieſer Poſſen ſchon<lb/>ſelbſt — alſo dein Leichtſinn hat dich verfuͤhrt; du<lb/>
biſt aber angerannt, und ich will das Schickſal<lb/>
preiſen, wenns zu deiner Beſſerung geſchehen iſt. —<lb/>
Sieh, es iſt noch nicht aus mit dir, du haſt noch<lb/>
Hofnungen; aber erſt mußt du zeigen, daß deine<lb/>
Seele geheilt iſt. Ich habe hin und her gedacht, wie<lb/>
das am beſten zu machen ſey. Da fiel mir ein,<lb/>
dich noch einmal auf eine Univerſitaͤt zu ſchicken.<lb/>
Was meinſt du?</p><lb/><p><hirendition="#g">Ich</hi>: Das haͤngt von Ihnen ab. Ich habe<lb/>
Ihre Guͤte zu ſehr misbraucht; ich muß mir alles<lb/>
gefallen laſſen!</p><lb/><p><hirendition="#g">Er</hi>: Nicht ſo, mein Kind. Sieh, ich daͤch-<lb/>
te, du gingſt nach Halle zu meinem Freund, dem<lb/><hirendition="#aq">D.</hi><hirendition="#g">Semler</hi>. Ich werde dich da noch ein Jahr<lb/></p></div></body></text></TEI>
[48/0050]
gen, was er fuͤr mich bei unſerer Luſtreiſe — ſo
nannte der ehrliche Mann unſre Fahrt — ausge-
legt haͤtte, er wolle es herzlich gern erſetzen. Aber
F... drohte, noch die Nacht unſer Haus zu ver-
laſſen, wenn noch ein Wort der Art geredet wuͤrde;
und ſo bliebs beim Alten.
Nach des Barons Abſchied redete mein Vater
ernſtlich mit mir. Hoͤre, mein Kind, ſagte er, du
haſt einige meiner Hofnungen erfuͤllen ſollen, aber
leider ich habe mich in dir geirrt — bisher naͤmlich.
Dein Leichtſinn — denn daß Bosheit bei deinen
Poſſen iſt, widerlegt die Natur dieſer Poſſen ſchon
ſelbſt — alſo dein Leichtſinn hat dich verfuͤhrt; du
biſt aber angerannt, und ich will das Schickſal
preiſen, wenns zu deiner Beſſerung geſchehen iſt. —
Sieh, es iſt noch nicht aus mit dir, du haſt noch
Hofnungen; aber erſt mußt du zeigen, daß deine
Seele geheilt iſt. Ich habe hin und her gedacht, wie
das am beſten zu machen ſey. Da fiel mir ein,
dich noch einmal auf eine Univerſitaͤt zu ſchicken.
Was meinſt du?
Ich: Das haͤngt von Ihnen ab. Ich habe
Ihre Guͤte zu ſehr misbraucht; ich muß mir alles
gefallen laſſen!
Er: Nicht ſo, mein Kind. Sieh, ich daͤch-
te, du gingſt nach Halle zu meinem Freund, dem
D. Semler. Ich werde dich da noch ein Jahr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/50>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.