herauskommen, daß es zum Erbarmen ist. Er nimmt es sich sogar im Preußischen heraus, auf eine plumpe Art, den Nachdrucker zu spielen. Kaum erscheint in Leipzig, Nürnberg oder sonstwo irgend ein Ge- sellschafts-Spiel oder eine Sammlung von Räth- seln, Fragen u. dgl. -- den Augenblick nimmt er -- unter getreuer Assistenz seiner Schmieraxe -- diese oder jene Veränderung damit vor, läßt es frisch weg nachstechen und nachdrucken, und sezt sich durch dieses noble Handwerk in die Klasse jener Bücherdiebe her- ab, welche in Reutlingen, Karlsruhe, Wien, Fran- kenthal, Straßburg, Tübingen und anderwärts den rechtmäßigen Verlegern ihren Verdienst schwä- chen, und der Erwerbsamkeit den meuchelmörderischen Dolch an die Kehle setzen.
Wie übrigens Meister Dreyßig so ganz unbe- rufen bei jeder Gelegenheit sein Publikum zu äffen sucht, davon gab er neulich bei Bahrdts Abster- ben eine köstliche Probe. Die letztern Umstände die- ses gewiß merkwürdigen Mannes, auf den das ganze Publikum schon so lange her aufmerksam gewesen ist, verdienen allerdings, von einer guten Feder beschrie- ben zu werden: allein von einer ganz andern, als die des armseligen Stümpers -- Dreyßigs ist. Indessen ließ er doch -- natürlich für sein Publikum, den Pöbel -- einen Wisch drucken, dem er -- vor
herauskommen, daß es zum Erbarmen iſt. Er nimmt es ſich ſogar im Preußiſchen heraus, auf eine plumpe Art, den Nachdrucker zu ſpielen. Kaum erſcheint in Leipzig, Nuͤrnberg oder ſonſtwo irgend ein Ge- ſellſchafts-Spiel oder eine Sammlung von Raͤth- ſeln, Fragen u. dgl. — den Augenblick nimmt er — unter getreuer Aſſiſtenz ſeiner Schmieraxe — dieſe oder jene Veraͤnderung damit vor, laͤßt es friſch weg nachſtechen und nachdrucken, und ſezt ſich durch dieſes noble Handwerk in die Klaſſe jener Buͤcherdiebe her- ab, welche in Reutlingen, Karlsruhe, Wien, Fran- kenthal, Straßburg, Tuͤbingen und anderwaͤrts den rechtmaͤßigen Verlegern ihren Verdienſt ſchwaͤ- chen, und der Erwerbſamkeit den meuchelmoͤrderiſchen Dolch an die Kehle ſetzen.
Wie uͤbrigens Meiſter Dreyßig ſo ganz unbe- rufen bei jeder Gelegenheit ſein Publikum zu aͤffen ſucht, davon gab er neulich bei Bahrdts Abſter- ben eine koͤſtliche Probe. Die letztern Umſtaͤnde die- ſes gewiß merkwuͤrdigen Mannes, auf den das ganze Publikum ſchon ſo lange her aufmerkſam geweſen iſt, verdienen allerdings, von einer guten Feder beſchrie- ben zu werden: allein von einer ganz andern, als die des armſeligen Stuͤmpers — Dreyßigs iſt. Indeſſen ließ er doch — natuͤrlich fuͤr ſein Publikum, den Poͤbel — einen Wiſch drucken, dem er — vor
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herauskommen, daß es zum Erbarmen iſt. Er nimmt
es ſich ſogar im Preußiſchen heraus, auf eine plumpe
Art, den Nachdrucker zu ſpielen. Kaum erſcheint
in Leipzig, Nuͤrnberg oder ſonſtwo irgend ein Ge-
ſellſchafts-Spiel oder eine Sammlung von Raͤth-
ſeln, Fragen u. dgl. — den Augenblick nimmt er —
unter getreuer Aſſiſtenz ſeiner Schmieraxe — dieſe
oder jene Veraͤnderung damit vor, laͤßt es friſch weg
nachſtechen und nachdrucken, und ſezt ſich durch dieſes
noble Handwerk in die Klaſſe jener Buͤcherdiebe her-
ab, welche in Reutlingen, Karlsruhe, Wien, Fran-
kenthal, Straßburg, Tuͤbingen und anderwaͤrts
den rechtmaͤßigen Verlegern ihren Verdienſt ſchwaͤ-
chen, und der Erwerbſamkeit den meuchelmoͤrderiſchen
Dolch an die Kehle ſetzen.
Wie uͤbrigens Meiſter Dreyßig ſo ganz unbe-
rufen bei jeder Gelegenheit ſein Publikum zu aͤffen
ſucht, davon gab er neulich bei Bahrdts Abſter-
ben eine koͤſtliche Probe. Die letztern Umſtaͤnde die-
ſes gewiß merkwuͤrdigen Mannes, auf den das ganze
Publikum ſchon ſo lange her aufmerkſam geweſen iſt,
verdienen allerdings, von einer guten Feder beſchrie-
ben zu werden: allein von einer ganz andern, als die
des armſeligen Stuͤmpers — Dreyßigs iſt. Indeſſen
ließ er doch — natuͤrlich fuͤr ſein Publikum, den
Poͤbel — einen Wiſch drucken, dem er — vor
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 496[498]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/500>, abgerufen am 21.11.2024.
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