Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Das heißt auf deutsch:

Der Feige flieht den Kampf, troz rechtlichem Befehle.
Verächtlich ist der Mann, der nothgedrungen folgt:
Auch du wirst solcher seyn, wenn Zwang dich leiden lehrt:
Freiwillig dulde du; nur dadurch wirst du Sieger! ..
Er steht -- der weise Mann, im Unglück stäts noch
glücklich:
Er lenket das Geschick; ihn selbst beugt dieses nie:
Erschlagen kann man ihn; doch nicht durch Wunden
kränken!

Uebrigens habe ich den festen Vorsatz, immer
nach mehr moralischer Besserung zu streben, und
wenn nicht noch ganz gut zu werden, doch der mo-
ralischen Vollkommenheit so nahe zu kommen, als es
mir möglich ist. Ich habe doch gefunden, daß man,
so man nur will, manche Unart ablegen kann: wa-
rum sollte ich mit der Zeit nicht alles wieder gut ma-
chen, was die lange Uebung in Possen und Aus-
schweifungen verdorben hat? Ob aber auch meine
Lage sich so in körperlicher Hinsicht und im äußern
Verhältniß verbessern werde, muß das Schicksal ent-
scheiden, da es nicht ganz von mir abhängt. Ich
fühle nun zwar auch wieder Menschen-Würde, und
fühle recht gut, daß ich in einem andern Zustande,
in einer andern Lage, mehr nützen könnte und nützen
würde, als ich im Soldatenstande kann; allein es
mag mir in Zukunft ergehen, wie es will, ich werde

Das heißt auf deutſch:

Der Feige flieht den Kampf, troz rechtlichem Befehle.
Veraͤchtlich iſt der Mann, der nothgedrungen folgt:
Auch du wirſt ſolcher ſeyn, wenn Zwang dich leiden lehrt:
Freiwillig dulde du; nur dadurch wirſt du Sieger! ..
Er ſteht — der weiſe Mann, im Ungluͤck ſtaͤts noch
gluͤcklich:
Er lenket das Geſchick; ihn ſelbſt beugt dieſes nie:
Erſchlagen kann man ihn; doch nicht durch Wunden
kraͤnken!

Uebrigens habe ich den feſten Vorſatz, immer
nach mehr moraliſcher Beſſerung zu ſtreben, und
wenn nicht noch ganz gut zu werden, doch der mo-
raliſchen Vollkommenheit ſo nahe zu kommen, als es
mir moͤglich iſt. Ich habe doch gefunden, daß man,
ſo man nur will, manche Unart ablegen kann: wa-
rum ſollte ich mit der Zeit nicht alles wieder gut ma-
chen, was die lange Uebung in Poſſen und Aus-
ſchweifungen verdorben hat? Ob aber auch meine
Lage ſich ſo in koͤrperlicher Hinſicht und im aͤußern
Verhaͤltniß verbeſſern werde, muß das Schickſal ent-
ſcheiden, da es nicht ganz von mir abhaͤngt. Ich
fuͤhle nun zwar auch wieder Menſchen-Wuͤrde, und
fuͤhle recht gut, daß ich in einem andern Zuſtande,
in einer andern Lage, mehr nuͤtzen koͤnnte und nuͤtzen
wuͤrde, als ich im Soldatenſtande kann; allein es
mag mir in Zukunft ergehen, wie es will, ich werde

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0508" n="504[506]"/>
        <p> <hi rendition="#c">Das heißt auf deut&#x017F;ch:</hi> </p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Der Feige flieht den Kampf, troz rechtlichem Befehle.</l><lb/>
          <l>Vera&#x0364;chtlich i&#x017F;t der Mann, der nothgedrungen folgt:</l><lb/>
          <l>Auch du wir&#x017F;t &#x017F;olcher &#x017F;eyn, wenn Zwang dich leiden lehrt:</l><lb/>
          <l>Freiwillig dulde du; nur dadurch wir&#x017F;t du Sieger! ..</l><lb/>
          <l>Er &#x017F;teht &#x2014; der wei&#x017F;e Mann, im Unglu&#x0364;ck &#x017F;ta&#x0364;ts noch</l><lb/>
          <l>glu&#x0364;cklich:</l><lb/>
          <l>Er lenket das Ge&#x017F;chick; ihn &#x017F;elb&#x017F;t beugt die&#x017F;es nie:</l><lb/>
          <l>Er&#x017F;chlagen kann man ihn; doch nicht durch Wunden</l><lb/>
          <l>kra&#x0364;nken!</l>
        </lg><lb/>
        <p>Uebrigens habe ich den fe&#x017F;ten Vor&#x017F;atz, immer<lb/>
nach mehr morali&#x017F;cher Be&#x017F;&#x017F;erung zu &#x017F;treben, und<lb/>
wenn nicht noch ganz gut zu werden, doch der mo-<lb/>
rali&#x017F;chen Vollkommenheit &#x017F;o nahe zu kommen, als es<lb/>
mir mo&#x0364;glich i&#x017F;t. Ich habe doch gefunden, daß man,<lb/>
&#x017F;o man nur will, manche Unart ablegen kann: wa-<lb/>
rum &#x017F;ollte ich mit der Zeit nicht alles wieder gut ma-<lb/>
chen, was die lange Uebung in Po&#x017F;&#x017F;en und Aus-<lb/>
&#x017F;chweifungen verdorben hat? Ob aber auch meine<lb/>
Lage &#x017F;ich &#x017F;o in ko&#x0364;rperlicher Hin&#x017F;icht und im a&#x0364;ußern<lb/>
Verha&#x0364;ltniß verbe&#x017F;&#x017F;ern werde, muß das Schick&#x017F;al ent-<lb/>
&#x017F;cheiden, da es nicht ganz von mir abha&#x0364;ngt. Ich<lb/>
fu&#x0364;hle nun zwar auch wieder Men&#x017F;chen-Wu&#x0364;rde, und<lb/>
fu&#x0364;hle recht gut, daß ich in einem andern Zu&#x017F;tande,<lb/>
in einer andern Lage, mehr nu&#x0364;tzen ko&#x0364;nnte und nu&#x0364;tzen<lb/>
wu&#x0364;rde, als ich im Soldaten&#x017F;tande kann; allein es<lb/>
mag mir in Zukunft ergehen, wie es will, ich werde<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[504[506]/0508] Das heißt auf deutſch: Der Feige flieht den Kampf, troz rechtlichem Befehle. Veraͤchtlich iſt der Mann, der nothgedrungen folgt: Auch du wirſt ſolcher ſeyn, wenn Zwang dich leiden lehrt: Freiwillig dulde du; nur dadurch wirſt du Sieger! .. Er ſteht — der weiſe Mann, im Ungluͤck ſtaͤts noch gluͤcklich: Er lenket das Geſchick; ihn ſelbſt beugt dieſes nie: Erſchlagen kann man ihn; doch nicht durch Wunden kraͤnken! Uebrigens habe ich den feſten Vorſatz, immer nach mehr moraliſcher Beſſerung zu ſtreben, und wenn nicht noch ganz gut zu werden, doch der mo- raliſchen Vollkommenheit ſo nahe zu kommen, als es mir moͤglich iſt. Ich habe doch gefunden, daß man, ſo man nur will, manche Unart ablegen kann: wa- rum ſollte ich mit der Zeit nicht alles wieder gut ma- chen, was die lange Uebung in Poſſen und Aus- ſchweifungen verdorben hat? Ob aber auch meine Lage ſich ſo in koͤrperlicher Hinſicht und im aͤußern Verhaͤltniß verbeſſern werde, muß das Schickſal ent- ſcheiden, da es nicht ganz von mir abhaͤngt. Ich fuͤhle nun zwar auch wieder Menſchen-Wuͤrde, und fuͤhle recht gut, daß ich in einem andern Zuſtande, in einer andern Lage, mehr nuͤtzen koͤnnte und nuͤtzen wuͤrde, als ich im Soldatenſtande kann; allein es mag mir in Zukunft ergehen, wie es will, ich werde

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/508
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 504[506]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/508>, abgerufen am 21.11.2024.