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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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bald zu sich. Da ich niemals Nonnen gesehen hatte,
so war ich froh, daß ich hier einige sehen sollte. Aber
diese Canonissinnen gefielen mir sehr. Ich hatte sol-
che heilige Schwestern erwartet, wie die Mönche
heilige Brüder sind: allein das war gefehlt! Die
geistlichen Damen waren munter, froh und scherzten
troz einem weltlichen Frauenzimmer. Nur wenige
trugen das Ordenskleid; andere gingen wie Welt-
mädchen. Sie haben keine Clausur, aber Horas
halten sie. Denn kaum waren wir eine Stunde im
Saal, so schlug die Glocke und alle Nonnen eilten
zum Chor, um da das lateinische Brevier hin zu plär-
ren. Es ist doch in der That ein erzteller Gedanke,
Weibern ein Buch zum Singen aufzugeben, das
sie nicht verstehen! Und wie sehr ist schon dagegen
geeifert worden! Aber was hilfts! der Kurialische
Herrenverstand befiehlt und der am Gängelband ge-
wöhnte Kirchenverstand gehorcht. Das ist so das
Steckenpferd aller Heiligen von der Tiber bis zur --
Spree.

Die Elevinnen dieser Augustinusschwestern wer-
den gar nicht strenge gehalten und erhalten leicht Er-
laubniß, auszugehen. Doch begleitet sie in diesem
Fall eine Beate, auf welche die Ab[ - 1 Zeichen fehlt]esse Vertrauen
sezt. Die Nonnen werden durchgängig Mes Dames
genannt. Sie haben auch Eigenthum, und spielen
sogar l'Hombre und Tarok um Geld. Ihre Regel

bald zu ſich. Da ich niemals Nonnen geſehen hatte,
ſo war ich froh, daß ich hier einige ſehen ſollte. Aber
dieſe Canoniſſinnen gefielen mir ſehr. Ich hatte ſol-
che heilige Schweſtern erwartet, wie die Moͤnche
heilige Bruͤder ſind: allein das war gefehlt! Die
geiſtlichen Damen waren munter, froh und ſcherzten
troz einem weltlichen Frauenzimmer. Nur wenige
trugen das Ordenskleid; andere gingen wie Welt-
maͤdchen. Sie haben keine Clauſur, aber Horas
halten ſie. Denn kaum waren wir eine Stunde im
Saal, ſo ſchlug die Glocke und alle Nonnen eilten
zum Chor, um da das lateiniſche Brevier hin zu plaͤr-
ren. Es iſt doch in der That ein erzteller Gedanke,
Weibern ein Buch zum Singen aufzugeben, das
ſie nicht verſtehen! Und wie ſehr iſt ſchon dagegen
geeifert worden! Aber was hilfts! der Kurialiſche
Herrenverſtand befiehlt und der am Gaͤngelband ge-
woͤhnte Kirchenverſtand gehorcht. Das iſt ſo das
Steckenpferd aller Heiligen von der Tiber bis zur —
Spree.

Die Elevinnen dieſer Auguſtinusſchweſtern wer-
den gar nicht ſtrenge gehalten und erhalten leicht Er-
laubniß, auszugehen. Doch begleitet ſie in dieſem
Fall eine Beate, auf welche die Ab[ – 1 Zeichen fehlt]eſſe Vertrauen
ſezt. Die Nonnen werden durchgaͤngig Mes Dames
genannt. Sie haben auch Eigenthum, und ſpielen
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[59/0061] bald zu ſich. Da ich niemals Nonnen geſehen hatte, ſo war ich froh, daß ich hier einige ſehen ſollte. Aber dieſe Canoniſſinnen gefielen mir ſehr. Ich hatte ſol- che heilige Schweſtern erwartet, wie die Moͤnche heilige Bruͤder ſind: allein das war gefehlt! Die geiſtlichen Damen waren munter, froh und ſcherzten troz einem weltlichen Frauenzimmer. Nur wenige trugen das Ordenskleid; andere gingen wie Welt- maͤdchen. Sie haben keine Clauſur, aber Horas halten ſie. Denn kaum waren wir eine Stunde im Saal, ſo ſchlug die Glocke und alle Nonnen eilten zum Chor, um da das lateiniſche Brevier hin zu plaͤr- ren. Es iſt doch in der That ein erzteller Gedanke, Weibern ein Buch zum Singen aufzugeben, das ſie nicht verſtehen! Und wie ſehr iſt ſchon dagegen geeifert worden! Aber was hilfts! der Kurialiſche Herrenverſtand befiehlt und der am Gaͤngelband ge- woͤhnte Kirchenverſtand gehorcht. Das iſt ſo das Steckenpferd aller Heiligen von der Tiber bis zur — Spree. Die Elevinnen dieſer Auguſtinusſchweſtern wer- den gar nicht ſtrenge gehalten und erhalten leicht Er- laubniß, auszugehen. Doch begleitet ſie in dieſem Fall eine Beate, auf welche die Ab_eſſe Vertrauen ſezt. Die Nonnen werden durchgaͤngig Mes Dames genannt. Sie haben auch Eigenthum, und ſpielen ſogar l'Hombre und Tarok um Geld. Ihre Regel

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/61>, abgerufen am 21.11.2024.