Brief meines Vaters; allein der Ekel, womit ich schon lange die Pfalz und alles, was Pfälzisch war, ansahe, und die Nahrung, die bei dieser Verän- derung meine sehr übel geleitete Neugierde erhalten mußte, verwandelten alle bisherigen widrigen Em- pfindungen meiner unstäten Seele in lauter Hofnun- gen und Erwartungen: und diese Lage macht ver- gnügt und giebt uns einen gewissen Muth, den der wirkliche Besitz reeller Güter schwerlich geben kann. Ich folgte also dem Willen meines Vaters, schickte mich zum Abzuge an, hielt aber von neuem in Ober- saulheim eine Abschiedspredigt voll Anzüglichkeiten und wahren Inpertinenzen und verließ mein Vika- riat, ohne dem Konsistorium das Geringste davon angezeigt zu haben.
Hierauf kündigte ich aller Orten, wo ich hin- kam, meinen Abzug an, meldete aber nicht, wohin ich mich wenden würde, sondern sagte bloß, daß ich die Pfalz nicht fernerhin sehen, wenigstens in dersel- ben nicht weiter leben wollte. Auch mein Vater hatte von meiner Reise nach Halle nichts erwähnt und so waren die lieben Leute wegen meiner künfti- gen Bestimmung in Ungewißheit. Viele sprengten aus, ich würde nach Holland und von da nach In- dien gehen; andere gaben ein Müssen vor und zwar nach folgender skandalösen Geschichte. Von Udenheim aus, wahrscheinlich auf Veranstaltung des
Brief meines Vaters; allein der Ekel, womit ich ſchon lange die Pfalz und alles, was Pfaͤlziſch war, anſahe, und die Nahrung, die bei dieſer Veraͤn- derung meine ſehr uͤbel geleitete Neugierde erhalten mußte, verwandelten alle bisherigen widrigen Em- pfindungen meiner unſtaͤten Seele in lauter Hofnun- gen und Erwartungen: und dieſe Lage macht ver- gnuͤgt und giebt uns einen gewiſſen Muth, den der wirkliche Beſitz reeller Guͤter ſchwerlich geben kann. Ich folgte alſo dem Willen meines Vaters, ſchickte mich zum Abzuge an, hielt aber von neuem in Ober- ſaulheim eine Abſchiedspredigt voll Anzuͤglichkeiten und wahren Inpertinenzen und verließ mein Vika- riat, ohne dem Konſiſtorium das Geringſte davon angezeigt zu haben.
Hierauf kuͤndigte ich aller Orten, wo ich hin- kam, meinen Abzug an, meldete aber nicht, wohin ich mich wenden wuͤrde, ſondern ſagte bloß, daß ich die Pfalz nicht fernerhin ſehen, wenigſtens in derſel- ben nicht weiter leben wollte. Auch mein Vater hatte von meiner Reiſe nach Halle nichts erwaͤhnt und ſo waren die lieben Leute wegen meiner kuͤnfti- gen Beſtimmung in Ungewißheit. Viele ſprengten aus, ich wuͤrde nach Holland und von da nach In- dien gehen; andere gaben ein Muͤſſen vor und zwar nach folgender ſkandaloͤſen Geſchichte. Von Udenheim aus, wahrſcheinlich auf Veranſtaltung des
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Brief meines Vaters; allein der Ekel, womit ich
ſchon lange die Pfalz und alles, was Pfaͤlziſch war,
anſahe, und die Nahrung, die bei dieſer Veraͤn-
derung meine ſehr uͤbel geleitete Neugierde erhalten
mußte, verwandelten alle bisherigen widrigen Em-
pfindungen meiner unſtaͤten Seele in lauter Hofnun-
gen und Erwartungen: und dieſe Lage macht ver-
gnuͤgt und giebt uns einen gewiſſen Muth, den der
wirkliche Beſitz reeller Guͤter ſchwerlich geben kann.
Ich folgte alſo dem Willen meines Vaters, ſchickte
mich zum Abzuge an, hielt aber von neuem in Ober-
ſaulheim eine Abſchiedspredigt voll Anzuͤglichkeiten
und wahren Inpertinenzen und verließ mein Vika-
riat, ohne dem Konſiſtorium das Geringſte davon
angezeigt zu haben.
Hierauf kuͤndigte ich aller Orten, wo ich hin-
kam, meinen Abzug an, meldete aber nicht, wohin
ich mich wenden wuͤrde, ſondern ſagte bloß, daß ich
die Pfalz nicht fernerhin ſehen, wenigſtens in derſel-
ben nicht weiter leben wollte. Auch mein Vater
hatte von meiner Reiſe nach Halle nichts erwaͤhnt
und ſo waren die lieben Leute wegen meiner kuͤnfti-
gen Beſtimmung in Ungewißheit. Viele ſprengten
aus, ich wuͤrde nach Holland und von da nach In-
dien gehen; andere gaben ein Muͤſſen vor und
zwar nach folgender ſkandaloͤſen Geſchichte. Von
Udenheim aus, wahrſcheinlich auf Veranſtaltung des
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/77>, abgerufen am 21.11.2024.
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