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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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sehen würde: aber die Folge wird zeigen, wie sehr
ehrliche Philister-Freundschaft, wenn sie gleich kurz
ist, eine akademische Ordensfreundschaft übertrift.

Ich war recht froh, daß ich aus dem Hessen-
lande herauskam. In Hessenland ist alles Elend zu
Hause. Die Zeit wirds schon lehren! --

Zu Erfurt besah ich die große Glocke und nahm
meinen Weg nach Jena. Es freuete mich, den Ort
wieder zu sehen, von dessen Comment ich ehedem
so hohe Begriffe gehabt hatte; den ich aber für dies-
mal nicht mitmachte. Statt dessen besuchte ich die
Herren Griesbach, Gruner und Schüz. Die-
ser war mir schon als einer der ersten Philologen
bekannt, für den selbst Herr Heyne, der sonst,
nach Art aller Philologen, gern kritisirt und selten
lobt, viel Respekt hatte. Herr Griesbach war
sehr zurückhaltend und merklich jesuitisch. Desto of-
fener war der herrliche Gruner, dieser große Ken-
ner der ältern und neuern Gestalt der Arzneikunde.
Ich habe recht selige Augenblicke bei diesem Mann
gehabt! Er sprach so offen über die ganze Gelehrsam-
keit, und urtheilte insbesondere so frei über den je-
tzigen Zustand der Medicin, daß es eine wahre Lust
war, ihn anzuhören. Unsere Aerzte, meinte er,
erfänden nichts neues: sie beteten nach, übersezten
und wären [gr]östentheils elende Sudler. Er nannte
mir einige Aeskulapier, die ich für Matadors gehal-

ſehen wuͤrde: aber die Folge wird zeigen, wie ſehr
ehrliche Philiſter-Freundſchaft, wenn ſie gleich kurz
iſt, eine akademiſche Ordensfreundſchaft uͤbertrift.

Ich war recht froh, daß ich aus dem Heſſen-
lande herauskam. In Heſſenland iſt alles Elend zu
Hauſe. Die Zeit wirds ſchon lehren! —

Zu Erfurt beſah ich die große Glocke und nahm
meinen Weg nach Jena. Es freuete mich, den Ort
wieder zu ſehen, von deſſen Comment ich ehedem
ſo hohe Begriffe gehabt hatte; den ich aber fuͤr dies-
mal nicht mitmachte. Statt deſſen beſuchte ich die
Herren Griesbach, Gruner und Schuͤz. Die-
ſer war mir ſchon als einer der erſten Philologen
bekannt, fuͤr den ſelbſt Herr Heyne, der ſonſt,
nach Art aller Philologen, gern kritiſirt und ſelten
lobt, viel Reſpekt hatte. Herr Griesbach war
ſehr zuruͤckhaltend und merklich jeſuitiſch. Deſto of-
fener war der herrliche Gruner, dieſer große Ken-
ner der aͤltern und neuern Geſtalt der Arzneikunde.
Ich habe recht ſelige Augenblicke bei dieſem Mann
gehabt! Er ſprach ſo offen uͤber die ganze Gelehrſam-
keit, und urtheilte insbeſondere ſo frei uͤber den je-
tzigen Zuſtand der Medicin, daß es eine wahre Luſt
war, ihn anzuhoͤren. Unſere Aerzte, meinte er,
erfaͤnden nichts neues: ſie beteten nach, uͤberſezten
und waͤren [gr]oͤſtentheils elende Sudler. Er nannte
mir einige Aeskulapier, die ich fuͤr Matadors gehal-

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[84/0086] ſehen wuͤrde: aber die Folge wird zeigen, wie ſehr ehrliche Philiſter-Freundſchaft, wenn ſie gleich kurz iſt, eine akademiſche Ordensfreundſchaft uͤbertrift. Ich war recht froh, daß ich aus dem Heſſen- lande herauskam. In Heſſenland iſt alles Elend zu Hauſe. Die Zeit wirds ſchon lehren! — Zu Erfurt beſah ich die große Glocke und nahm meinen Weg nach Jena. Es freuete mich, den Ort wieder zu ſehen, von deſſen Comment ich ehedem ſo hohe Begriffe gehabt hatte; den ich aber fuͤr dies- mal nicht mitmachte. Statt deſſen beſuchte ich die Herren Griesbach, Gruner und Schuͤz. Die- ſer war mir ſchon als einer der erſten Philologen bekannt, fuͤr den ſelbſt Herr Heyne, der ſonſt, nach Art aller Philologen, gern kritiſirt und ſelten lobt, viel Reſpekt hatte. Herr Griesbach war ſehr zuruͤckhaltend und merklich jeſuitiſch. Deſto of- fener war der herrliche Gruner, dieſer große Ken- ner der aͤltern und neuern Geſtalt der Arzneikunde. Ich habe recht ſelige Augenblicke bei dieſem Mann gehabt! Er ſprach ſo offen uͤber die ganze Gelehrſam- keit, und urtheilte insbeſondere ſo frei uͤber den je- tzigen Zuſtand der Medicin, daß es eine wahre Luſt war, ihn anzuhoͤren. Unſere Aerzte, meinte er, erfaͤnden nichts neues: ſie beteten nach, uͤberſezten und waͤren groͤſtentheils elende Sudler. Er nannte mir einige Aeskulapier, die ich fuͤr Matadors gehal-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/86>, abgerufen am 21.11.2024.