wiß, wie Amen in der Kirche: mir aber fielen dabey immer die Nürnberger ein, welche wie man sagt, niemanden hängen, den sie nicht erst haben. --
Hier erhielt ich auch Briefe aus Halle, wovon der eine mich sehr erfreute, der andre aber auch desto mehr ärgerte. Herr Bispink hatte mir nämlich auf einen Brief, den ich von Koblenz aus an ihn schickte, geantwortet, und das Schreiben dieses edlen Freundes hatte eben den Stempel von redlicher Gesinnung, von welcher alle seine Handlun- gen gegen mich voll waren, und noch voll sind. Es hat mir, so wie jeder Brief, den ich von ihm bekommen habe, einen recht guten Tag und recht frohe Stunden gemacht, und dieß noch aus dem Grunde, daß Hr. Bispink so gern mit mir ein- stimmte, wenn ich die Lage der Dinge und den Krieg gegen die Neufranken mit etwas andern Au- gen ansah, als man ihn damals anzusehen gewöhnt war.
Der andre Brief war von einem Hallischen Bürger. Es geschah mir aber recht, daß ich auch einen solchen erhielt. Ich hatte lange vor meiner Abreise aus Halle in einer gewissen Kneipe *) in Ge- sellschaft des mehrmals erwähnten Bartolini Bekanntschaft gemacht, und manchmal mit
*) S. Band II. S. [ - 1 Zeichen fehlt]90.
wiß, wie Amen in der Kirche: mir aber fielen dabey immer die Nuͤrnberger ein, welche wie man ſagt, niemanden haͤngen, den ſie nicht erſt haben. —
Hier erhielt ich auch Briefe aus Halle, wovon der eine mich ſehr erfreute, der andre aber auch deſto mehr aͤrgerte. Herr Bispink hatte mir naͤmlich auf einen Brief, den ich von Koblenz aus an ihn ſchickte, geantwortet, und das Schreiben dieſes edlen Freundes hatte eben den Stempel von redlicher Geſinnung, von welcher alle ſeine Handlun- gen gegen mich voll waren, und noch voll ſind. Es hat mir, ſo wie jeder Brief, den ich von ihm bekommen habe, einen recht guten Tag und recht frohe Stunden gemacht, und dieß noch aus dem Grunde, daß Hr. Bispink ſo gern mit mir ein- ſtimmte, wenn ich die Lage der Dinge und den Krieg gegen die Neufranken mit etwas andern Au- gen anſah, als man ihn damals anzuſehen gewoͤhnt war.
Der andre Brief war von einem Halliſchen Buͤrger. Es geſchah mir aber recht, daß ich auch einen ſolchen erhielt. Ich hatte lange vor meiner Abreiſe aus Halle in einer gewiſſen Kneipe *) in Ge- ſellſchaft des mehrmals erwaͤhnten Bartolini Bekanntſchaft gemacht, und manchmal mit
*) S. Band II. S. [ – 1 Zeichen fehlt]90.
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wiß, wie Amen in der Kirche: mir aber fielen
dabey immer die Nuͤrnberger ein, welche wie man
ſagt, niemanden haͤngen, den ſie nicht erſt haben. —
Hier erhielt ich auch Briefe aus Halle, wovon
der eine mich ſehr erfreute, der andre aber auch
deſto mehr aͤrgerte. Herr Bispink hatte mir
naͤmlich auf einen Brief, den ich von Koblenz aus
an ihn ſchickte, geantwortet, und das Schreiben
dieſes edlen Freundes hatte eben den Stempel von
redlicher Geſinnung, von welcher alle ſeine Handlun-
gen gegen mich voll waren, und noch voll ſind.
Es hat mir, ſo wie jeder Brief, den ich von ihm
bekommen habe, einen recht guten Tag und recht
frohe Stunden gemacht, und dieß noch aus dem
Grunde, daß Hr. Bispink ſo gern mit mir ein-
ſtimmte, wenn ich die Lage der Dinge und den
Krieg gegen die Neufranken mit etwas andern Au-
gen anſah, als man ihn damals anzuſehen gewoͤhnt
war.
Der andre Brief war von einem Halliſchen
Buͤrger. Es geſchah mir aber recht, daß ich auch
einen ſolchen erhielt. Ich hatte lange vor meiner
Abreiſe aus Halle in einer gewiſſen Kneipe *) in Ge-
ſellſchaft des mehrmals erwaͤhnten Bartolini
Bekanntſchaft gemacht, und manchmal mit
*) S. Band II. S. _90.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/112>, abgerufen am 21.11.2024.
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