Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht gelten, und zwang ihn, nicht nur das Pferd
dem Bauer zurück zu geben, sondern er ließ ihn noch
obendrein in die Wache stecken. Doch wurde die
Logik mancher Herren dadurch nicht viel geändert:
denn in der Folge haben Einige noch gar manches
Pferd auf diese Art sich zugeeignet.

Wegen des Plünderns hörte ich noch am näm-
lichen Tage zwey Offiziere -- es war ein Kapitän
und ein Major -- dieß mit einander reden:

Major: Aber, bey Gott, es ist doch eine
Schande, daß gleich am ersten Tage unsers
Einmarsches solche Gräuel verübt werden!

Kapitän: O verzeihen sie, Hr. Obristwacht-
meister, das ist eben unser Hauptvortheil, daß
dieses gleich geschieht.

Major: Nun, lassen sie hören, wie und
warum!

Kapitän: Sehn sie, das geht heute vor, und
zwar etwas stark, ich gestehe es: aber nun macht
das auch einen rechten Lärm in ganz Frankreich.
Jeder spricht: so machens die Preußen! So plün-
dern die Preußen! So schlagen die Preußen den
Leuten das Leder voll!

Major: Das ist eben das Schlimme, daß
man nun so in ganz Frankreich herumschreyen wird!
Das wird uns warlich wenig Ehre machen.

Kapitän: Ey was Ehre! Es schreckt doch die

nicht gelten, und zwang ihn, nicht nur das Pferd
dem Bauer zuruͤck zu geben, ſondern er ließ ihn noch
obendrein in die Wache ſtecken. Doch wurde die
Logik mancher Herren dadurch nicht viel geaͤndert:
denn in der Folge haben Einige noch gar manches
Pferd auf dieſe Art ſich zugeeignet.

Wegen des Pluͤnderns hoͤrte ich noch am naͤm-
lichen Tage zwey Offiziere — es war ein Kapitaͤn
und ein Major — dieß mit einander reden:

Major: Aber, bey Gott, es iſt doch eine
Schande, daß gleich am erſten Tage unſers
Einmarſches ſolche Graͤuel veruͤbt werden!

Kapitaͤn: O verzeihen ſie, Hr. Obriſtwacht-
meiſter, das iſt eben unſer Hauptvortheil, daß
dieſes gleich geſchieht.

Major: Nun, laſſen ſie hoͤren, wie und
warum!

Kapitaͤn: Sehn ſie, das geht heute vor, und
zwar etwas ſtark, ich geſtehe es: aber nun macht
das auch einen rechten Laͤrm in ganz Frankreich.
Jeder ſpricht: ſo machens die Preußen! So pluͤn-
dern die Preußen! So ſchlagen die Preußen den
Leuten das Leder voll!

Major: Das iſt eben das Schlimme, daß
man nun ſo in ganz Frankreich herumſchreyen wird!
Das wird uns warlich wenig Ehre machen.

Kapitaͤn: Ey was Ehre! Es ſchreckt doch die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0124" n="112"/>
nicht gelten, und zwang ihn, nicht nur das Pferd<lb/>
dem Bauer zuru&#x0364;ck zu geben, &#x017F;ondern er ließ ihn noch<lb/>
obendrein in die Wache &#x017F;tecken. Doch wurde die<lb/>
Logik mancher Herren dadurch nicht viel gea&#x0364;ndert:<lb/>
denn in der Folge haben Einige noch gar manches<lb/>
Pferd auf die&#x017F;e Art &#x017F;ich zugeeignet.</p><lb/>
        <p>Wegen des Plu&#x0364;nderns ho&#x0364;rte ich noch am na&#x0364;m-<lb/>
lichen Tage zwey Offiziere &#x2014; es war ein Kapita&#x0364;n<lb/>
und ein Major &#x2014; dieß mit einander reden:</p><lb/>
        <p>Major: Aber, bey Gott, es i&#x017F;t doch eine<lb/>
Schande, daß gleich am er&#x017F;ten Tage un&#x017F;ers<lb/>
Einmar&#x017F;ches &#x017F;olche Gra&#x0364;uel veru&#x0364;bt werden!</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Kapita&#x0364;n</hi>: O verzeihen &#x017F;ie, Hr. Obri&#x017F;twacht-<lb/>
mei&#x017F;ter, das i&#x017F;t eben un&#x017F;er Hauptvortheil, daß<lb/>
die&#x017F;es gleich ge&#x017F;chieht.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Major</hi>: Nun, la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie ho&#x0364;ren, wie und<lb/>
warum!</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Kapita&#x0364;n</hi>: Sehn &#x017F;ie, das geht heute vor, und<lb/>
zwar etwas &#x017F;tark, ich ge&#x017F;tehe es: aber nun macht<lb/>
das auch einen rechten La&#x0364;rm in ganz Frankreich.<lb/>
Jeder &#x017F;pricht: &#x017F;o machens die Preußen! So plu&#x0364;n-<lb/>
dern die Preußen! So &#x017F;chlagen die Preußen den<lb/>
Leuten das Leder voll!</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Major</hi>: Das i&#x017F;t eben das Schlimme, daß<lb/>
man nun &#x017F;o in ganz Frankreich herum&#x017F;chreyen wird!<lb/>
Das wird uns warlich wenig Ehre machen.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Kapita&#x0364;n</hi>: Ey was Ehre! Es &#x017F;chreckt doch die<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0124] nicht gelten, und zwang ihn, nicht nur das Pferd dem Bauer zuruͤck zu geben, ſondern er ließ ihn noch obendrein in die Wache ſtecken. Doch wurde die Logik mancher Herren dadurch nicht viel geaͤndert: denn in der Folge haben Einige noch gar manches Pferd auf dieſe Art ſich zugeeignet. Wegen des Pluͤnderns hoͤrte ich noch am naͤm- lichen Tage zwey Offiziere — es war ein Kapitaͤn und ein Major — dieß mit einander reden: Major: Aber, bey Gott, es iſt doch eine Schande, daß gleich am erſten Tage unſers Einmarſches ſolche Graͤuel veruͤbt werden! Kapitaͤn: O verzeihen ſie, Hr. Obriſtwacht- meiſter, das iſt eben unſer Hauptvortheil, daß dieſes gleich geſchieht. Major: Nun, laſſen ſie hoͤren, wie und warum! Kapitaͤn: Sehn ſie, das geht heute vor, und zwar etwas ſtark, ich geſtehe es: aber nun macht das auch einen rechten Laͤrm in ganz Frankreich. Jeder ſpricht: ſo machens die Preußen! So pluͤn- dern die Preußen! So ſchlagen die Preußen den Leuten das Leder voll! Major: Das iſt eben das Schlimme, daß man nun ſo in ganz Frankreich herumſchreyen wird! Das wird uns warlich wenig Ehre machen. Kapitaͤn: Ey was Ehre! Es ſchreckt doch die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/124
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/124>, abgerufen am 21.11.2024.