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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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Patrioten ab. Sie werden denken: Machen's die
Preußen schon am ersten Tage so: was werden
sie noch thun, wenn sie weiter kommen? Da wer-
den die Spitzbuben desto eher zum Kreuze kriechen.

Major: Meynen Sie? Nein, mein Lieber,
es wird die Nation erbittern, und selbst die wider
uns aufbringen, die es bisher noch gut mit uns
gemeynt haben. Und wirklich, das heißt doch
nicht Wort halten!

Kapitän: Wie so, Hr. Obristwachtmeister?

Major: Hat nicht der Herzog im neulichen
Manifeste den Franzosen versprochen, daß er als
Freund kommen, und blos die Herstellung der
innern Ruhe zum Zweck haben wollte? Das heißt
aber schön als Freund kommen, wenn man die
Dörfer ausplündert, die Felder abmähet, und Leu-
ten, die uns nichts gethan haben, das Fell aus-
gerbt! Pfuy, Pfuy!

Kapitän: Das ist aber doch Kriegsmanier!

Major: Der Teufel hole diese Kriegsmanier!
Ich sage und bleibe dabey: das heutige Benehmen
unsrer Truppen und ihr verdammtes Marodiren
wird uns mehr schaden, als wenn wir eine Schlacht
verloren hätten.

Kapitän: Herr Obristwachtmeister, inner-
halb drey Wochen ist die ganze Patrioterey am Ende:

Dritter Theil. H

Patrioten ab. Sie werden denken: Machen's die
Preußen ſchon am erſten Tage ſo: was werden
ſie noch thun, wenn ſie weiter kommen? Da wer-
den die Spitzbuben deſto eher zum Kreuze kriechen.

Major: Meynen Sie? Nein, mein Lieber,
es wird die Nation erbittern, und ſelbſt die wider
uns aufbringen, die es bisher noch gut mit uns
gemeynt haben. Und wirklich, das heißt doch
nicht Wort halten!

Kapitaͤn: Wie ſo, Hr. Obriſtwachtmeiſter?

Major: Hat nicht der Herzog im neulichen
Manifeſte den Franzoſen verſprochen, daß er als
Freund kommen, und blos die Herſtellung der
innern Ruhe zum Zweck haben wollte? Das heißt
aber ſchoͤn als Freund kommen, wenn man die
Doͤrfer auspluͤndert, die Felder abmaͤhet, und Leu-
ten, die uns nichts gethan haben, das Fell aus-
gerbt! Pfuy, Pfuy!

Kapitaͤn: Das iſt aber doch Kriegsmanier!

Major: Der Teufel hole dieſe Kriegsmanier!
Ich ſage und bleibe dabey: das heutige Benehmen
unſrer Truppen und ihr verdammtes Marodiren
wird uns mehr ſchaden, als wenn wir eine Schlacht
verloren haͤtten.

Kapitaͤn: Herr Obriſtwachtmeiſter, inner-
halb drey Wochen iſt die ganze Patrioterey am Ende:

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[113/0125] Patrioten ab. Sie werden denken: Machen's die Preußen ſchon am erſten Tage ſo: was werden ſie noch thun, wenn ſie weiter kommen? Da wer- den die Spitzbuben deſto eher zum Kreuze kriechen. Major: Meynen Sie? Nein, mein Lieber, es wird die Nation erbittern, und ſelbſt die wider uns aufbringen, die es bisher noch gut mit uns gemeynt haben. Und wirklich, das heißt doch nicht Wort halten! Kapitaͤn: Wie ſo, Hr. Obriſtwachtmeiſter? Major: Hat nicht der Herzog im neulichen Manifeſte den Franzoſen verſprochen, daß er als Freund kommen, und blos die Herſtellung der innern Ruhe zum Zweck haben wollte? Das heißt aber ſchoͤn als Freund kommen, wenn man die Doͤrfer auspluͤndert, die Felder abmaͤhet, und Leu- ten, die uns nichts gethan haben, das Fell aus- gerbt! Pfuy, Pfuy! Kapitaͤn: Das iſt aber doch Kriegsmanier! Major: Der Teufel hole dieſe Kriegsmanier! Ich ſage und bleibe dabey: das heutige Benehmen unſrer Truppen und ihr verdammtes Marodiren wird uns mehr ſchaden, als wenn wir eine Schlacht verloren haͤtten. Kapitaͤn: Herr Obriſtwachtmeiſter, inner- halb drey Wochen iſt die ganze Patrioterey am Ende: Dritter Theil. H

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/125>, abgerufen am 21.11.2024.