Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

sinnung; und so wurde die Stadt von dem nachher
auch emigrirten Nyont, den Preußen übergeben.

Es gab unter unsern Offizieren Einige, welche
meynten, daß man Beaurepaire's Körper auf den
Schindanger werfen müsse: aber zur Ehre aller übri-
gen muß ich sagen, daß alle edeldenkende unter ih-
nen laut bekannten, daß der Tod dieses wirklich
großen Mannes, auf welchen man anwenden kann,
was Lucanus von Cato sagt:
Victrix caussa Diis placuit, sed victa Catoni,
Mitleid, Bewundrung, und, im ähnlichen Falle,
Nachahmung verdiente. -- Beaurepaire wur-
de demnach ganz ehrlich begraben, und ist hernach
zu Paris auf dem Nationaltheater apotheosirt wor-
den.

Also wurde Verdun von den Preußen besezt,
und die französische Garnison, welche, wie die zu
Longwy, größtentheils aus damals noch ungeüb-
ten Nationalgarden bestand, erhielt freyen Abzug.

Herr von Mandelsloh, mein Hauptmann,
schickte mich gleich am folgenden Tage nach Ver-
dun, und ich begab mich recht gern dahin, weil ich
begierig war, diese alte, berühmte Stadt näher
kennen zu lernen.

Verdun liegt an der Maas, welche dadurch
fließt, und war ehemals des deutschen Reiches.
Aber Heinrich II, jener erzorthodoxe katholische

ſinnung; und ſo wurde die Stadt von dem nachher
auch emigrirten Nyont, den Preußen uͤbergeben.

Es gab unter unſern Offizieren Einige, welche
meynten, daß man Beaurepaire's Koͤrper auf den
Schindanger werfen muͤſſe: aber zur Ehre aller uͤbri-
gen muß ich ſagen, daß alle edeldenkende unter ih-
nen laut bekannten, daß der Tod dieſes wirklich
großen Mannes, auf welchen man anwenden kann,
was Lucanus von Cato ſagt:
Victrix cauſſa Diis placuit, ſed victa Catoni,
Mitleid, Bewundrung, und, im aͤhnlichen Falle,
Nachahmung verdiente. — Beaurepaire wur-
de demnach ganz ehrlich begraben, und iſt hernach
zu Paris auf dem Nationaltheater apotheoſirt wor-
den.

Alſo wurde Verdun von den Preußen beſezt,
und die franzoͤſiſche Garniſon, welche, wie die zu
Longwy, groͤßtentheils aus damals noch ungeuͤb-
ten Nationalgarden beſtand, erhielt freyen Abzug.

Herr von Mandelsloh, mein Hauptmann,
ſchickte mich gleich am folgenden Tage nach Ver-
dun, und ich begab mich recht gern dahin, weil ich
begierig war, dieſe alte, beruͤhmte Stadt naͤher
kennen zu lernen.

Verdun liegt an der Maas, welche dadurch
fließt, und war ehemals des deutſchen Reiches.
Aber Heinrich II, jener erzorthodoxe katholiſche

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0144" n="132"/>
&#x017F;innung; und &#x017F;o wurde die Stadt von dem nachher<lb/>
auch emigrirten Nyont, den Preußen u&#x0364;bergeben.</p><lb/>
        <p>Es gab unter un&#x017F;ern Offizieren Einige, welche<lb/>
meynten, daß man Beaurepaire's Ko&#x0364;rper auf den<lb/>
Schindanger werfen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e: aber zur Ehre aller u&#x0364;bri-<lb/>
gen muß ich &#x017F;agen, daß alle edeldenkende unter ih-<lb/>
nen laut bekannten, daß der Tod die&#x017F;es wirklich<lb/>
großen Mannes, auf welchen man anwenden kann,<lb/>
was <hi rendition="#g">Lucanus</hi> von <hi rendition="#g">Cato</hi> &#x017F;agt:<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Victrix cau&#x017F;&#x017F;a Diis placuit, &#x017F;ed victa Catoni,</hi></hi><lb/>
Mitleid, Bewundrung, und, im a&#x0364;hnlichen Falle,<lb/>
Nachahmung verdiente. &#x2014; <hi rendition="#g">Beaurepaire</hi> wur-<lb/>
de demnach ganz ehrlich begraben, und i&#x017F;t hernach<lb/>
zu Paris auf dem Nationaltheater apotheo&#x017F;irt wor-<lb/>
den.</p><lb/>
        <p>Al&#x017F;o wurde Verdun von den Preußen be&#x017F;ezt,<lb/>
und die franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Garni&#x017F;on, welche, wie die zu<lb/>
Longwy, gro&#x0364;ßtentheils aus damals noch ungeu&#x0364;b-<lb/>
ten Nationalgarden be&#x017F;tand, erhielt freyen Abzug.</p><lb/>
        <p>Herr von <hi rendition="#g">Mandelsloh</hi>, mein Hauptmann,<lb/>
&#x017F;chickte mich gleich am folgenden Tage nach Ver-<lb/>
dun, und ich begab mich recht gern dahin, weil ich<lb/>
begierig war, die&#x017F;e alte, beru&#x0364;hmte Stadt na&#x0364;her<lb/>
kennen zu lernen.</p><lb/>
        <p>Verdun liegt an der Maas, welche dadurch<lb/>
fließt, und war ehemals des deut&#x017F;chen Reiches.<lb/>
Aber <hi rendition="#g">Heinrich</hi> <hi rendition="#aq">II</hi>, jener erzorthodoxe katholi&#x017F;che<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0144] ſinnung; und ſo wurde die Stadt von dem nachher auch emigrirten Nyont, den Preußen uͤbergeben. Es gab unter unſern Offizieren Einige, welche meynten, daß man Beaurepaire's Koͤrper auf den Schindanger werfen muͤſſe: aber zur Ehre aller uͤbri- gen muß ich ſagen, daß alle edeldenkende unter ih- nen laut bekannten, daß der Tod dieſes wirklich großen Mannes, auf welchen man anwenden kann, was Lucanus von Cato ſagt: Victrix cauſſa Diis placuit, ſed victa Catoni, Mitleid, Bewundrung, und, im aͤhnlichen Falle, Nachahmung verdiente. — Beaurepaire wur- de demnach ganz ehrlich begraben, und iſt hernach zu Paris auf dem Nationaltheater apotheoſirt wor- den. Alſo wurde Verdun von den Preußen beſezt, und die franzoͤſiſche Garniſon, welche, wie die zu Longwy, groͤßtentheils aus damals noch ungeuͤb- ten Nationalgarden beſtand, erhielt freyen Abzug. Herr von Mandelsloh, mein Hauptmann, ſchickte mich gleich am folgenden Tage nach Ver- dun, und ich begab mich recht gern dahin, weil ich begierig war, dieſe alte, beruͤhmte Stadt naͤher kennen zu lernen. Verdun liegt an der Maas, welche dadurch fließt, und war ehemals des deutſchen Reiches. Aber Heinrich II, jener erzorthodoxe katholiſche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/144
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/144>, abgerufen am 16.05.2024.