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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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großer Unfug getrieben worden. Man hat hier und
da die heiligen Bilder zerschmissen und sogar der
geweihten Hostien nicht geschont.

Unser König erlaubte den ausgewanderten oder
vertriebenen Mönchen, ihre Klöster wieder zu be-
ziehen; aber sie bezohen sie nicht, wahrscheinlich,
weil sie befürchteten, sie mögten abermals ver-
jagt werden, und dann das Lezte ärger finden, als
das Erste.

Von dem Zustande der Religion und den Schick-
salen der Pfafferey in Frankreich spreche ich wei-
terhin ausführlich, und lasse hier diese Dinge
ruhen.

Wir fanden auch in Verdun recht gut versehene
Magazine an Heu, Stroh, Mehl, Wein, Speck,
Brandtewein, Erbsen, Käse u. s. w.; ferner vielen
Vorrath an Kleidungsstücken und Pferdegeschirr.
Von diesen Vorräthen haben unsere Leute sich man-
ches zugeeignet, besonders von den Lebensmitteln.
Diese wurden unter die Soldaten vertheilt, und
von dem hier vorgefundnen Mehle haben wir lange
Kommißbrod gegessen. Aber dieses Kommißbrod,
welches aus geschrotenem Waizen gebacken ward,
wollte unsern Leuten nicht recht behagen: es stände
nicht so gut wider, sagten sie, als das deutsche; und
dann schmecke es zu weichlich.


großer Unfug getrieben worden. Man hat hier und
da die heiligen Bilder zerſchmiſſen und ſogar der
geweihten Hoſtien nicht geſchont.

Unſer Koͤnig erlaubte den ausgewanderten oder
vertriebenen Moͤnchen, ihre Kloͤſter wieder zu be-
ziehen; aber ſie bezohen ſie nicht, wahrſcheinlich,
weil ſie befuͤrchteten, ſie moͤgten abermals ver-
jagt werden, und dann das Lezte aͤrger finden, als
das Erſte.

Von dem Zuſtande der Religion und den Schick-
ſalen der Pfafferey in Frankreich ſpreche ich wei-
terhin ausfuͤhrlich, und laſſe hier dieſe Dinge
ruhen.

Wir fanden auch in Verdun recht gut verſehene
Magazine an Heu, Stroh, Mehl, Wein, Speck,
Brandtewein, Erbſen, Kaͤſe u. ſ. w.; ferner vielen
Vorrath an Kleidungsſtuͤcken und Pferdegeſchirr.
Von dieſen Vorraͤthen haben unſere Leute ſich man-
ches zugeeignet, beſonders von den Lebensmitteln.
Dieſe wurden unter die Soldaten vertheilt, und
von dem hier vorgefundnen Mehle haben wir lange
Kommißbrod gegeſſen. Aber dieſes Kommißbrod,
welches aus geſchrotenem Waizen gebacken ward,
wollte unſern Leuten nicht recht behagen: es ſtaͤnde
nicht ſo gut wider, ſagten ſie, als das deutſche; und
dann ſchmecke es zu weichlich.


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[136/0148] großer Unfug getrieben worden. Man hat hier und da die heiligen Bilder zerſchmiſſen und ſogar der geweihten Hoſtien nicht geſchont. Unſer Koͤnig erlaubte den ausgewanderten oder vertriebenen Moͤnchen, ihre Kloͤſter wieder zu be- ziehen; aber ſie bezohen ſie nicht, wahrſcheinlich, weil ſie befuͤrchteten, ſie moͤgten abermals ver- jagt werden, und dann das Lezte aͤrger finden, als das Erſte. Von dem Zuſtande der Religion und den Schick- ſalen der Pfafferey in Frankreich ſpreche ich wei- terhin ausfuͤhrlich, und laſſe hier dieſe Dinge ruhen. Wir fanden auch in Verdun recht gut verſehene Magazine an Heu, Stroh, Mehl, Wein, Speck, Brandtewein, Erbſen, Kaͤſe u. ſ. w.; ferner vielen Vorrath an Kleidungsſtuͤcken und Pferdegeſchirr. Von dieſen Vorraͤthen haben unſere Leute ſich man- ches zugeeignet, beſonders von den Lebensmitteln. Dieſe wurden unter die Soldaten vertheilt, und von dem hier vorgefundnen Mehle haben wir lange Kommißbrod gegeſſen. Aber dieſes Kommißbrod, welches aus geſchrotenem Waizen gebacken ward, wollte unſern Leuten nicht recht behagen: es ſtaͤnde nicht ſo gut wider, ſagten ſie, als das deutſche; und dann ſchmecke es zu weichlich.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/148>, abgerufen am 21.11.2024.