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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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dieses geleistet habe, und fernerhin zu leisten im
Stande seyn werde, mögen meine Leser aus dieser
Fortsetzung selbst abnehmen.

Mein Individuum ist indeß immer das gering-
ste, was dieses Werkchen dem Publikum interessant
machen soll. Ich war Zuschauer und Mitakteur,
obgleich einer der geringsten, wenn gleich nicht ge-
rade der kurzsichtigsten, auf einem Theater, worauf
eine der merkwürdigsten Tragikomödien unsers Jahr-
tausends aufgeführt worden ist. Freylich haben
Andre da auch mitzugesehn; aber da jeder seine
eigene Art zu sehen und zu bemerken hat, so will
ich das, was ich gesehen, und wie ich es ge-
sehen habe, Ihnen, meine braven Leser, nun herer-
zählen; und ich hoffe, oder vielmehr, ich weiß es
gewiß, daß Ihnen meine Erzählung, durch reellen
Unterricht und durch reichen Stoff zum Vergleichen
und Nachdenken, alle Mühe hinlänglich ersetzen soll,
die Sie Sich nehmen werden, mein Buch durchzu-
lesen, oder -- wenn ich nicht aus Dünkel spreche --
durchzudenken.

Mein Abschied aus Halle hat mir sehr wehe ge-
than: ich trennte mich zwar nicht, wie die mei-
sten Soldaten, von einer Frau, oder, was noch
weher thun soll, von einem Mädchen; aber ich ver-
ließ Freunde, welche es wahrlich gut mit mir meyn-
ten, und die ihre Freundschaft mir so oft und so

dieſes geleiſtet habe, und fernerhin zu leiſten im
Stande ſeyn werde, moͤgen meine Leſer aus dieſer
Fortſetzung ſelbſt abnehmen.

Mein Individuum iſt indeß immer das gering-
ſte, was dieſes Werkchen dem Publikum intereſſant
machen ſoll. Ich war Zuſchauer und Mitakteur,
obgleich einer der geringſten, wenn gleich nicht ge-
rade der kurzſichtigſten, auf einem Theater, worauf
eine der merkwuͤrdigſten Tragikomoͤdien unſers Jahr-
tauſends aufgefuͤhrt worden iſt. Freylich haben
Andre da auch mitzugeſehn; aber da jeder ſeine
eigene Art zu ſehen und zu bemerken hat, ſo will
ich das, was ich geſehen, und wie ich es ge-
ſehen habe, Ihnen, meine braven Leſer, nun herer-
zaͤhlen; und ich hoffe, oder vielmehr, ich weiß es
gewiß, daß Ihnen meine Erzaͤhlung, durch reellen
Unterricht und durch reichen Stoff zum Vergleichen
und Nachdenken, alle Muͤhe hinlaͤnglich erſetzen ſoll,
die Sie Sich nehmen werden, mein Buch durchzu-
leſen, oder — wenn ich nicht aus Duͤnkel ſpreche —
durchzudenken.

Mein Abſchied aus Halle hat mir ſehr wehe ge-
than: ich trennte mich zwar nicht, wie die mei-
ſten Soldaten, von einer Frau, oder, was noch
weher thun ſoll, von einem Maͤdchen; aber ich ver-
ließ Freunde, welche es wahrlich gut mit mir meyn-
ten, und die ihre Freundſchaft mir ſo oft und ſo

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[3/0015] dieſes geleiſtet habe, und fernerhin zu leiſten im Stande ſeyn werde, moͤgen meine Leſer aus dieſer Fortſetzung ſelbſt abnehmen. Mein Individuum iſt indeß immer das gering- ſte, was dieſes Werkchen dem Publikum intereſſant machen ſoll. Ich war Zuſchauer und Mitakteur, obgleich einer der geringſten, wenn gleich nicht ge- rade der kurzſichtigſten, auf einem Theater, worauf eine der merkwuͤrdigſten Tragikomoͤdien unſers Jahr- tauſends aufgefuͤhrt worden iſt. Freylich haben Andre da auch mitzugeſehn; aber da jeder ſeine eigene Art zu ſehen und zu bemerken hat, ſo will ich das, was ich geſehen, und wie ich es ge- ſehen habe, Ihnen, meine braven Leſer, nun herer- zaͤhlen; und ich hoffe, oder vielmehr, ich weiß es gewiß, daß Ihnen meine Erzaͤhlung, durch reellen Unterricht und durch reichen Stoff zum Vergleichen und Nachdenken, alle Muͤhe hinlaͤnglich erſetzen ſoll, die Sie Sich nehmen werden, mein Buch durchzu- leſen, oder — wenn ich nicht aus Duͤnkel ſpreche — durchzudenken. Mein Abſchied aus Halle hat mir ſehr wehe ge- than: ich trennte mich zwar nicht, wie die mei- ſten Soldaten, von einer Frau, oder, was noch weher thun ſoll, von einem Maͤdchen; aber ich ver- ließ Freunde, welche es wahrlich gut mit mir meyn- ten, und die ihre Freundſchaft mir ſo oft und ſo

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/15>, abgerufen am 29.04.2024.