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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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oft fünf bis sechs Tage abwesend seyn -- immer
mit allerley Lebensmitteln und andern Sachen, als
Tobak u. dgl. versehen, und selten sich dafür zahlen
lassen; wenigstens gab er allemal das umsonst her,
was er umsonst bekommen hatte. Ich halte es für
Pflicht, dem ehrlichen Lutze diese Freundschaft
nachzurühmen, und ihm dafür hier öffentlich zu
danken. Schade nur, daß ich manch braven
Manne nur blos wörtlich danken muß, dem ich
sonst nichts vergelten kann; und daß Andre, für
die ich gern alles gethan, ja mein Leben gewagt
hätte, nichts mehr für mich thun. -- Aber so geht
es gemeiniglich, und ich kenne die Menschen zu
gut, als daß ich mich darüber weiter wundern
sollte. --

Der Mangel an Lebensmitteln konnte auch
durch die wirklich große Menge von Kühen, welche
man den Landleuten dortherum genommen und der
Armee nachgetrieben hatte, nicht sehr erleichtert
werden. Was war auch ein halb Pfund elendes,
altes Kuhfleisch für den Soldaten, der kaum in
drey Tagen für einen Tag Brod hatte? Da
mußte er ja doch hungern! -- Zudem wurde das
beste Vieh von den angesezten Treibern an die
Bauren, welche von weitem herbeyschlichen, ver-
kauft. Ich kenne einen gewissen Treiber dieser Art,
vom Regiment Thadden, Namens H-- von

oft fuͤnf bis ſechs Tage abweſend ſeyn — immer
mit allerley Lebensmitteln und andern Sachen, als
Tobak u. dgl. verſehen, und ſelten ſich dafuͤr zahlen
laſſen; wenigſtens gab er allemal das umſonſt her,
was er umſonſt bekommen hatte. Ich halte es fuͤr
Pflicht, dem ehrlichen Lutze dieſe Freundſchaft
nachzuruͤhmen, und ihm dafuͤr hier oͤffentlich zu
danken. Schade nur, daß ich manch braven
Manne nur blos woͤrtlich danken muß, dem ich
ſonſt nichts vergelten kann; und daß Andre, fuͤr
die ich gern alles gethan, ja mein Leben gewagt
haͤtte, nichts mehr fuͤr mich thun. — Aber ſo geht
es gemeiniglich, und ich kenne die Menſchen zu
gut, als daß ich mich daruͤber weiter wundern
ſollte. —

Der Mangel an Lebensmitteln konnte auch
durch die wirklich große Menge von Kuͤhen, welche
man den Landleuten dortherum genommen und der
Armee nachgetrieben hatte, nicht ſehr erleichtert
werden. Was war auch ein halb Pfund elendes,
altes Kuhfleiſch fuͤr den Soldaten, der kaum in
drey Tagen fuͤr einen Tag Brod hatte? Da
mußte er ja doch hungern! — Zudem wurde das
beſte Vieh von den angeſezten Treibern an die
Bauren, welche von weitem herbeyſchlichen, ver-
kauft. Ich kenne einen gewiſſen Treiber dieſer Art,
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[146/0158] oft fuͤnf bis ſechs Tage abweſend ſeyn — immer mit allerley Lebensmitteln und andern Sachen, als Tobak u. dgl. verſehen, und ſelten ſich dafuͤr zahlen laſſen; wenigſtens gab er allemal das umſonſt her, was er umſonſt bekommen hatte. Ich halte es fuͤr Pflicht, dem ehrlichen Lutze dieſe Freundſchaft nachzuruͤhmen, und ihm dafuͤr hier oͤffentlich zu danken. Schade nur, daß ich manch braven Manne nur blos woͤrtlich danken muß, dem ich ſonſt nichts vergelten kann; und daß Andre, fuͤr die ich gern alles gethan, ja mein Leben gewagt haͤtte, nichts mehr fuͤr mich thun. — Aber ſo geht es gemeiniglich, und ich kenne die Menſchen zu gut, als daß ich mich daruͤber weiter wundern ſollte. — Der Mangel an Lebensmitteln konnte auch durch die wirklich große Menge von Kuͤhen, welche man den Landleuten dortherum genommen und der Armee nachgetrieben hatte, nicht ſehr erleichtert werden. Was war auch ein halb Pfund elendes, altes Kuhfleiſch fuͤr den Soldaten, der kaum in drey Tagen fuͤr einen Tag Brod hatte? Da mußte er ja doch hungern! — Zudem wurde das beſte Vieh von den angeſezten Treibern an die Bauren, welche von weitem herbeyſchlichen, ver- kauft. Ich kenne einen gewiſſen Treiber dieſer Art, vom Regiment Thadden, Namens H— von

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/158>, abgerufen am 16.05.2024.