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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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hungrigen und schmutzigen Soldaten hinrennen und
trinken, oder vielmehr saufen sehen sollen!

Als es Tag wurde, verbreitete sich Angst und
Schrecken in der ganzen Armee von neuem: jeder-
man vermuthete, daß nun abermals ein neuer
Angriff auf die Franzosen würde gemacht werden.
Ich für mein Theil glaubte das nicht, und war in
dieser Rücksicht ruhig, ob ich es gleich nicht für un-
möglich hielt, daß der Feind uns angreifen könnte:
und dann versprach ich uns nichts weniger, als ei-
nen glücklichen Ausgang der Sache. Aber die
Herren Franzosen postirten sich blos vortheilhafter
und verschanzten sich nur noch besser, als den Tag
vorher.

Jezt lief, wer laufen konnte und wollte, in die
Dörfer, und holte Holz d. i. Thüren, Wagen,
Fässer, Leitern, Breter, Tische, Stühle, kurz,
was man an Holzwerk finden und fortbringen konnte.
Die Bäume, besonders die schönen Pappeln an den
Wegen -- denn Champagne hat nur wenig Obst-
bäume -- wurden weit und breit niedergehauen,
um durch hinlängliche Feuer einem zahlreichen
Volke, das in Wind und Wetter unter freiem Him-
mel stand, und noch immer einen Angriff befürch-
tete, hinlängliche Wärme zu verschaffen. Gegen
Abend zündeten die Oestreicher ein Dörfchen an,
nachdem sie dasselbe erst völlig geplündert hatten.

hungrigen und ſchmutzigen Soldaten hinrennen und
trinken, oder vielmehr ſaufen ſehen ſollen!

Als es Tag wurde, verbreitete ſich Angſt und
Schrecken in der ganzen Armee von neuem: jeder-
man vermuthete, daß nun abermals ein neuer
Angriff auf die Franzoſen wuͤrde gemacht werden.
Ich fuͤr mein Theil glaubte das nicht, und war in
dieſer Ruͤckſicht ruhig, ob ich es gleich nicht fuͤr un-
moͤglich hielt, daß der Feind uns angreifen koͤnnte:
und dann verſprach ich uns nichts weniger, als ei-
nen gluͤcklichen Ausgang der Sache. Aber die
Herren Franzoſen poſtirten ſich blos vortheilhafter
und verſchanzten ſich nur noch beſſer, als den Tag
vorher.

Jezt lief, wer laufen konnte und wollte, in die
Doͤrfer, und holte Holz d. i. Thuͤren, Wagen,
Faͤſſer, Leitern, Breter, Tiſche, Stuͤhle, kurz,
was man an Holzwerk finden und fortbringen konnte.
Die Baͤume, beſonders die ſchoͤnen Pappeln an den
Wegen — denn Champagne hat nur wenig Obſt-
baͤume — wurden weit und breit niedergehauen,
um durch hinlaͤngliche Feuer einem zahlreichen
Volke, das in Wind und Wetter unter freiem Him-
mel ſtand, und noch immer einen Angriff befuͤrch-
tete, hinlaͤngliche Waͤrme zu verſchaffen. Gegen
Abend zuͤndeten die Oeſtreicher ein Doͤrfchen an,
nachdem ſie daſſelbe erſt voͤllig gepluͤndert hatten.

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[172/0184] hungrigen und ſchmutzigen Soldaten hinrennen und trinken, oder vielmehr ſaufen ſehen ſollen! Als es Tag wurde, verbreitete ſich Angſt und Schrecken in der ganzen Armee von neuem: jeder- man vermuthete, daß nun abermals ein neuer Angriff auf die Franzoſen wuͤrde gemacht werden. Ich fuͤr mein Theil glaubte das nicht, und war in dieſer Ruͤckſicht ruhig, ob ich es gleich nicht fuͤr un- moͤglich hielt, daß der Feind uns angreifen koͤnnte: und dann verſprach ich uns nichts weniger, als ei- nen gluͤcklichen Ausgang der Sache. Aber die Herren Franzoſen poſtirten ſich blos vortheilhafter und verſchanzten ſich nur noch beſſer, als den Tag vorher. Jezt lief, wer laufen konnte und wollte, in die Doͤrfer, und holte Holz d. i. Thuͤren, Wagen, Faͤſſer, Leitern, Breter, Tiſche, Stuͤhle, kurz, was man an Holzwerk finden und fortbringen konnte. Die Baͤume, beſonders die ſchoͤnen Pappeln an den Wegen — denn Champagne hat nur wenig Obſt- baͤume — wurden weit und breit niedergehauen, um durch hinlaͤngliche Feuer einem zahlreichen Volke, das in Wind und Wetter unter freiem Him- mel ſtand, und noch immer einen Angriff befuͤrch- tete, hinlaͤngliche Waͤrme zu verſchaffen. Gegen Abend zuͤndeten die Oeſtreicher ein Doͤrfchen an, nachdem ſie daſſelbe erſt voͤllig gepluͤndert hatten.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/184>, abgerufen am 24.11.2024.