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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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erklärt haben: daß sie keinen Adelstand mehr dul-
den wollen, und daß sie, weil alle Menschen Brü-
der und Kinder der nämlichen Mutter sind, alle
gleich seyn, und die Freyheit haben wollen, sich
nach ihrem Gutdünken zu regieren. Sie haben
ihre Regierungsverfassung verändert und ihrem
König die Macht benommen, ihnen Böses zu thun.
Zu gleicher Zeit hat man in allen Kantons des
französischen Reichs Männer ernannt, deren Be-
stimmung es ist, ihnen gute Gesetze zu machen.
Diese Bürger haben sich versammelt und erklärt,
daß die Franzosen frey sind, daß sie alle gleich
sind, daß ein jeder nach seinem Verdienste und sei-
nen Talenten zu allen Aemtern und Ehrenstellen,
sowohl in der Armee, als in der Kirche und den
Gerichtshöfen gelangen könne: Sie haben die Fel-
der von aller Knechtschaft freygesprochen: Sie ha-
ben alle Auflagen, welche die Armuth drücken,
aufgehoben: Sie haben die Kriegszucht angenehm
gemacht, den Sold der Soldaten erhöht, und den
Kriegsdienst mit Vergnügen und Ehre verbunden:
Sie haben, mit einem Worte, so viel Gutes ge-
stiftet, als ihnen möglich war. Alle Franzosen,
nur die Edelleute ausgenommen, waren mit dieser
Veränderung zufrieden. Diese Edelleute sind aus
dem Reiche gegangen, und haben sich bisher in den
benachbarten Ländern aufgehalten. Sie haben

erklaͤrt haben: daß ſie keinen Adelſtand mehr dul-
den wollen, und daß ſie, weil alle Menſchen Bruͤ-
der und Kinder der naͤmlichen Mutter ſind, alle
gleich ſeyn, und die Freyheit haben wollen, ſich
nach ihrem Gutduͤnken zu regieren. Sie haben
ihre Regierungsverfaſſung veraͤndert und ihrem
Koͤnig die Macht benommen, ihnen Boͤſes zu thun.
Zu gleicher Zeit hat man in allen Kantons des
franzoͤſiſchen Reichs Maͤnner ernannt, deren Be-
ſtimmung es iſt, ihnen gute Geſetze zu machen.
Dieſe Buͤrger haben ſich verſammelt und erklaͤrt,
daß die Franzoſen frey ſind, daß ſie alle gleich
ſind, daß ein jeder nach ſeinem Verdienſte und ſei-
nen Talenten zu allen Aemtern und Ehrenſtellen,
ſowohl in der Armee, als in der Kirche und den
Gerichtshoͤfen gelangen koͤnne: Sie haben die Fel-
der von aller Knechtſchaft freygeſprochen: Sie ha-
ben alle Auflagen, welche die Armuth druͤcken,
aufgehoben: Sie haben die Kriegszucht angenehm
gemacht, den Sold der Soldaten erhoͤht, und den
Kriegsdienſt mit Vergnuͤgen und Ehre verbunden:
Sie haben, mit einem Worte, ſo viel Gutes ge-
ſtiftet, als ihnen moͤglich war. Alle Franzoſen,
nur die Edelleute ausgenommen, waren mit dieſer
Veraͤnderung zufrieden. Dieſe Edelleute ſind aus
dem Reiche gegangen, und haben ſich bisher in den
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[179/0191] erklaͤrt haben: daß ſie keinen Adelſtand mehr dul- den wollen, und daß ſie, weil alle Menſchen Bruͤ- der und Kinder der naͤmlichen Mutter ſind, alle gleich ſeyn, und die Freyheit haben wollen, ſich nach ihrem Gutduͤnken zu regieren. Sie haben ihre Regierungsverfaſſung veraͤndert und ihrem Koͤnig die Macht benommen, ihnen Boͤſes zu thun. Zu gleicher Zeit hat man in allen Kantons des franzoͤſiſchen Reichs Maͤnner ernannt, deren Be- ſtimmung es iſt, ihnen gute Geſetze zu machen. Dieſe Buͤrger haben ſich verſammelt und erklaͤrt, daß die Franzoſen frey ſind, daß ſie alle gleich ſind, daß ein jeder nach ſeinem Verdienſte und ſei- nen Talenten zu allen Aemtern und Ehrenſtellen, ſowohl in der Armee, als in der Kirche und den Gerichtshoͤfen gelangen koͤnne: Sie haben die Fel- der von aller Knechtſchaft freygeſprochen: Sie ha- ben alle Auflagen, welche die Armuth druͤcken, aufgehoben: Sie haben die Kriegszucht angenehm gemacht, den Sold der Soldaten erhoͤht, und den Kriegsdienſt mit Vergnuͤgen und Ehre verbunden: Sie haben, mit einem Worte, ſo viel Gutes ge- ſtiftet, als ihnen moͤglich war. Alle Franzoſen, nur die Edelleute ausgenommen, waren mit dieſer Veraͤnderung zufrieden. Dieſe Edelleute ſind aus dem Reiche gegangen, und haben ſich bisher in den benachbarten Laͤndern aufgehalten. Sie haben

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/191>, abgerufen am 23.11.2024.