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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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Wie viel lasterhafte Menschen und wie viel
Elende und Unglückliche hat der jetzige Krieg gegen
die Franzosen nicht schon gemacht! Und doch ist
der Krieg selbst, laut aller Bücher über theologische
und philosophische Moral, von Hugo Grotins
bis auf Göchhausens hochadliche Schriften, kein
Laster für sich, ja, er muß wohl noch eine edle Hand-
lung seyn nach den hohen und vielen Lobsprüchen,
die wir in unsern Dedikationen, Gedichten und
Predigten auf die Helden antreffen. Die Laster
und das Elend, welches der Krieg mit sich bringt,
sind freylich Accidenze, wie die Herren Jerusa-
lem, Herder, Iselin und andre große Männer
sprechen. Aber es sind doch Accidenze, welche
aus dem Wesen des Kriegs selbst fließen, folglich
davon unzertrennlich sind. Da nun der Krieg
nicht nur nicht unerlaubt, sondern sogar in gewissen
[vo]llen Pflicht ist (nach Grotins und Paf-
fendorf): so muß man oft aus Pflicht etwas un-
ternehmen, wovon Elend und Laster unzertrennlich

Gedanken und Aeußerungen dieses philosophischen Weibes verdienen
in mehr als einer Rücksicht die Beachtung aller Männer, wel-
chen Menschempohl warm am Herzen liegt. Man findet sie
in der Rettung der Rechte des Weibes, mit Be-
merkungen über politische und moralische Gegenstände, -- Aus
dem Engl. mit Anmerkungen von Salzmann. Man sehe nur
die ersten Kapitel des I. Bandes durch, um selbst zu sehen, ob ich
zuviel sage.

Wie viel laſterhafte Menſchen und wie viel
Elende und Ungluͤckliche hat der jetzige Krieg gegen
die Franzoſen nicht ſchon gemacht! Und doch iſt
der Krieg ſelbſt, laut aller Buͤcher uͤber theologiſche
und philoſophiſche Moral, von Hugo Grotins
bis auf Goͤchhauſens hochadliche Schriften, kein
Laſter fuͤr ſich, ja, er muß wohl noch eine edle Hand-
lung ſeyn nach den hohen und vielen Lobſpruͤchen,
die wir in unſern Dedikationen, Gedichten und
Predigten auf die Helden antreffen. Die Laſter
und das Elend, welches der Krieg mit ſich bringt,
ſind freylich Accidenze, wie die Herren Jeruſa-
lem, Herder, Iſelin und andre große Maͤnner
ſprechen. Aber es ſind doch Accidenze, welche
aus dem Weſen des Kriegs ſelbſt fließen, folglich
davon unzertrennlich ſind. Da nun der Krieg
nicht nur nicht unerlaubt, ſondern ſogar in gewiſſen
[vo]llen Pflicht iſt (nach Grotins und Paf-
fendorf): ſo muß man oft aus Pflicht etwas un-
ternehmen, wovon Elend und Laſter unzertrennlich

Gedanken und Aeußerungen dieſes philoſophiſchen Weibes verdienen
in mehr als einer Ruͤckſicht die Beachtung aller Maͤnner, wel-
chen Menſchempohl warm am Herzen liegt. Man findet ſie
in der Rettung der Rechte des Weibes, mit Be-
merkungen uͤber politiſche und moraliſche Gegenſtaͤnde, — Aus
dem Engl. mit Anmerkungen von Salzmann. Man ſehe nur
die erſten Kapitel des I. Bandes durch, um ſelbſt zu ſehen, ob ich
zuviel ſage.
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[196/0208] Wie viel laſterhafte Menſchen und wie viel Elende und Ungluͤckliche hat der jetzige Krieg gegen die Franzoſen nicht ſchon gemacht! Und doch iſt der Krieg ſelbſt, laut aller Buͤcher uͤber theologiſche und philoſophiſche Moral, von Hugo Grotins bis auf Goͤchhauſens hochadliche Schriften, kein Laſter fuͤr ſich, ja, er muß wohl noch eine edle Hand- lung ſeyn nach den hohen und vielen Lobſpruͤchen, die wir in unſern Dedikationen, Gedichten und Predigten auf die Helden antreffen. Die Laſter und das Elend, welches der Krieg mit ſich bringt, ſind freylich Accidenze, wie die Herren Jeruſa- lem, Herder, Iſelin und andre große Maͤnner ſprechen. Aber es ſind doch Accidenze, welche aus dem Weſen des Kriegs ſelbſt fließen, folglich davon unzertrennlich ſind. Da nun der Krieg nicht nur nicht unerlaubt, ſondern ſogar in gewiſſen vollen Pflicht iſt (nach Grotins und Paf- fendorf): ſo muß man oft aus Pflicht etwas un- ternehmen, wovon Elend und Laſter unzertrennlich *) *) Gedanken und Aeußerungen dieſes philoſophiſchen Weibes verdienen in mehr als einer Ruͤckſicht die Beachtung aller Maͤnner, wel- chen Menſchempohl warm am Herzen liegt. Man findet ſie in der Rettung der Rechte des Weibes, mit Be- merkungen uͤber politiſche und moraliſche Gegenſtaͤnde, — Aus dem Engl. mit Anmerkungen von Salzmann. Man ſehe nur die erſten Kapitel des I. Bandes durch, um ſelbſt zu ſehen, ob ich zuviel ſage.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/208>, abgerufen am 16.05.2024.