ganz verdorben, und unwirksam geworden war. Ich selbst habe meine Munition weggeworfen, und bin bis Monthabaner ohne alle Munition gegangen.
Am 10ten kamen wir bey Lauremont ins Lager, aber man konnte hier kein Stroh bekom- men, uns drauf zu legen: die Dörfer waren schon vorher durch die Kavallerie von allem Stroh be- raubt worden. Wir mußten daher auf der bloßen nassen Erde in den Zeltern herum liegen; und da es noch obendrein die Nacht stark regnete, und das Wasser auch hier wieder in unsre Zelter eindrang, so brachten wir abermals eine ganz abscheuliche Nacht hier zu.
Die Märsche an den folgenden Tagen waren alle gleich abscheulich: die Pferde stürzten schreck- lich zusammen, und konnten das Geschütz nicht mehr fortbringen. Da man aber dasselbe nicht alle vergraben wollte, so mußten die Kavalleristen ihre Pferde dazu hergeben. Dieß geschah, und die Reuter, welche hatten absitzen müssen, warfen nun ihre Gewehre auch weg: und so sah man Ka- rabiner, Pistolen, Sättel und Küraßiersäbel häu- fig im Kothe herumliegen.
Am 13ten Oktober war ein noch schrecklicherer Marsch. Wir konnten kaum in einer Stunde 200 Schritte vorwärts kommen: so ganz abscheulich war der Weg, und so sehr hielt uns die Artiller[ie]
ganz verdorben, und unwirkſam geworden war. Ich ſelbſt habe meine Munition weggeworfen, und bin bis Monthabaner ohne alle Munition gegangen.
Am 10ten kamen wir bey Lauremont ins Lager, aber man konnte hier kein Stroh bekom- men, uns drauf zu legen: die Doͤrfer waren ſchon vorher durch die Kavallerie von allem Stroh be- raubt worden. Wir mußten daher auf der bloßen naſſen Erde in den Zeltern herum liegen; und da es noch obendrein die Nacht ſtark regnete, und das Waſſer auch hier wieder in unſre Zelter eindrang, ſo brachten wir abermals eine ganz abſcheuliche Nacht hier zu.
Die Maͤrſche an den folgenden Tagen waren alle gleich abſcheulich: die Pferde ſtuͤrzten ſchreck- lich zuſammen, und konnten das Geſchuͤtz nicht mehr fortbringen. Da man aber daſſelbe nicht alle vergraben wollte, ſo mußten die Kavalleriſten ihre Pferde dazu hergeben. Dieß geſchah, und die Reuter, welche hatten abſitzen muͤſſen, warfen nun ihre Gewehre auch weg: und ſo ſah man Ka- rabiner, Piſtolen, Saͤttel und Kuͤraßierſaͤbel haͤu- fig im Kothe herumliegen.
Am 13ten Oktober war ein noch ſchrecklicherer Marſch. Wir konnten kaum in einer Stunde 200 Schritte vorwaͤrts kommen: ſo ganz abſcheulich war der Weg, und ſo ſehr hielt uns die Artiller[ie]
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ganz verdorben, und unwirkſam geworden war.
Ich ſelbſt habe meine Munition weggeworfen, und
bin bis Monthabaner ohne alle Munition gegangen.
Am 10ten kamen wir bey Lauremont ins
Lager, aber man konnte hier kein Stroh bekom-
men, uns drauf zu legen: die Doͤrfer waren ſchon
vorher durch die Kavallerie von allem Stroh be-
raubt worden. Wir mußten daher auf der bloßen
naſſen Erde in den Zeltern herum liegen; und da
es noch obendrein die Nacht ſtark regnete, und das
Waſſer auch hier wieder in unſre Zelter eindrang,
ſo brachten wir abermals eine ganz abſcheuliche
Nacht hier zu.
Die Maͤrſche an den folgenden Tagen waren
alle gleich abſcheulich: die Pferde ſtuͤrzten ſchreck-
lich zuſammen, und konnten das Geſchuͤtz nicht
mehr fortbringen. Da man aber daſſelbe nicht alle
vergraben wollte, ſo mußten die Kavalleriſten ihre
Pferde dazu hergeben. Dieß geſchah, und die
Reuter, welche hatten abſitzen muͤſſen, warfen
nun ihre Gewehre auch weg: und ſo ſah man Ka-
rabiner, Piſtolen, Saͤttel und Kuͤraßierſaͤbel haͤu-
fig im Kothe herumliegen.
Am 13ten Oktober war ein noch ſchrecklicherer
Marſch. Wir konnten kaum in einer Stunde 200
Schritte vorwaͤrts kommen: ſo ganz abſcheulich
war der Weg, und ſo ſehr hielt uns die Artillerie
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/216>, abgerufen am 21.11.2024.
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