Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Hr. von Beulwitz ist größtentheils vom
Pöbel und von den Sanscülottes beleidigt wor-
den: aber der Pöbel ist aller Orten Pöbel, zu Ber-
lin und zu Frankfurt am Mayn, wie zu Verdun und
zu Paris. Man denke nur, wie der Jan Hagel zu
Frankfurt die Klubbisten von Maynz behandelt hat!
Also wegen des Pöbels wären wir aufs Reine.

Hr. von Beulwitz sagt am angeführten Orte
S. 229: die Einwohner von Verdun hätten sich
erdreistet, noch bey Anwesenheit der Preußi-
schen Truppen, die Nationalkokarden aufzustecken.
Aber das war doch wohl keine Beleidigung für die
Preußen! Diese musten ja Verdun der französischen
Konstitution wieder überlassen, und folglich hatten
die Einwohner auch das Recht, die Kokarden wie-
der zu tragen, woran man den Anhänger der Kon-
stitution erkennt, und dieß gleich, sobald die Herr-
schaft der Konstitution wieder eintrat.

Er klagt sehr über den Maire der Stadt, Ci-
toyen Caret Fils.
Ich glaube gern, daß Caret nicht
allzuhöflich gegen ihn gewesen ist: aber sein Betragen
hatte in dem Betragen der Preußen gegen ihn seinen
hinlänglichen Grund. Caret war sehr übel behan-
delt worden: man hatte ihm sogar mit 50 Stock-
schlägen gedroht, wenn er nicht denjenigen herbey-
schaffen würde, welcher einige Tage nach der Ein-
nahme einen Preußischen Offizier des Abends auf

Hr. von Beulwitz iſt groͤßtentheils vom
Poͤbel und von den Sanscuͤlottes beleidigt wor-
den: aber der Poͤbel iſt aller Orten Poͤbel, zu Ber-
lin und zu Frankfurt am Mayn, wie zu Verdun und
zu Paris. Man denke nur, wie der Jan Hagel zu
Frankfurt die Klubbiſten von Maynz behandelt hat!
Alſo wegen des Poͤbels waͤren wir aufs Reine.

Hr. von Beulwitz ſagt am angefuͤhrten Orte
S. 229: die Einwohner von Verdun haͤtten ſich
erdreiſtet, noch bey Anweſenheit der Preußi-
ſchen Truppen, die Nationalkokarden aufzuſtecken.
Aber das war doch wohl keine Beleidigung fuͤr die
Preußen! Dieſe muſten ja Verdun der franzoͤſiſchen
Konſtitution wieder uͤberlaſſen, und folglich hatten
die Einwohner auch das Recht, die Kokarden wie-
der zu tragen, woran man den Anhaͤnger der Kon-
ſtitution erkennt, und dieß gleich, ſobald die Herr-
ſchaft der Konſtitution wieder eintrat.

Er klagt ſehr uͤber den Maire der Stadt, Ci-
toyen Câret Fils.
Ich glaube gern, daß Caret nicht
allzuhoͤflich gegen ihn geweſen iſt: aber ſein Betragen
hatte in dem Betragen der Preußen gegen ihn ſeinen
hinlaͤnglichen Grund. Caret war ſehr uͤbel behan-
delt worden: man hatte ihm ſogar mit 50 Stock-
ſchlaͤgen gedroht, wenn er nicht denjenigen herbey-
ſchaffen wuͤrde, welcher einige Tage nach der Ein-
nahme einen Preußiſchen Offizier des Abends auf

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0240" n="228"/>
        <p>Hr. von <hi rendition="#g">Beulwitz</hi> i&#x017F;t gro&#x0364;ßtentheils vom<lb/>
Po&#x0364;bel und von den <hi rendition="#g">Sanscu&#x0364;lottes</hi> beleidigt wor-<lb/>
den: aber der Po&#x0364;bel i&#x017F;t aller Orten Po&#x0364;bel, zu Ber-<lb/>
lin und zu Frankfurt am Mayn, wie zu Verdun und<lb/>
zu Paris. Man denke nur, wie der Jan Hagel zu<lb/>
Frankfurt die Klubbi&#x017F;ten von Maynz behandelt hat!<lb/>
Al&#x017F;o wegen des Po&#x0364;bels wa&#x0364;ren wir aufs Reine.</p><lb/>
        <p>Hr. von <hi rendition="#g">Beulwitz</hi> &#x017F;agt am angefu&#x0364;hrten Orte<lb/>
S. 229: die Einwohner von Verdun ha&#x0364;tten &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#g">erdrei&#x017F;tet</hi>, noch bey Anwe&#x017F;enheit der Preußi-<lb/>
&#x017F;chen Truppen, die Nationalkokarden aufzu&#x017F;tecken.<lb/>
Aber das war doch wohl keine Beleidigung fu&#x0364;r die<lb/>
Preußen! Die&#x017F;e mu&#x017F;ten ja Verdun der franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Kon&#x017F;titution wieder u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en, und folglich hatten<lb/>
die Einwohner auch das Recht, die Kokarden wie-<lb/>
der zu tragen, woran man den Anha&#x0364;nger der Kon-<lb/>
&#x017F;titution erkennt, und dieß gleich, &#x017F;obald die Herr-<lb/>
&#x017F;chaft der Kon&#x017F;titution wieder eintrat.</p><lb/>
        <p>Er klagt &#x017F;ehr u&#x0364;ber den Maire der Stadt, <hi rendition="#aq">Ci-<lb/>
toyen Câret Fils.</hi> Ich glaube gern, daß Caret nicht<lb/>
allzuho&#x0364;flich gegen ihn gewe&#x017F;en i&#x017F;t: aber &#x017F;ein Betragen<lb/>
hatte in dem Betragen der Preußen gegen ihn &#x017F;einen<lb/>
hinla&#x0364;nglichen Grund. Caret war &#x017F;ehr u&#x0364;bel behan-<lb/>
delt worden: man hatte ihm &#x017F;ogar mit 50 Stock-<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;gen gedroht, wenn er nicht denjenigen herbey-<lb/>
&#x017F;chaffen wu&#x0364;rde, welcher einige Tage nach der Ein-<lb/>
nahme einen Preußi&#x017F;chen Offizier des Abends auf<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[228/0240] Hr. von Beulwitz iſt groͤßtentheils vom Poͤbel und von den Sanscuͤlottes beleidigt wor- den: aber der Poͤbel iſt aller Orten Poͤbel, zu Ber- lin und zu Frankfurt am Mayn, wie zu Verdun und zu Paris. Man denke nur, wie der Jan Hagel zu Frankfurt die Klubbiſten von Maynz behandelt hat! Alſo wegen des Poͤbels waͤren wir aufs Reine. Hr. von Beulwitz ſagt am angefuͤhrten Orte S. 229: die Einwohner von Verdun haͤtten ſich erdreiſtet, noch bey Anweſenheit der Preußi- ſchen Truppen, die Nationalkokarden aufzuſtecken. Aber das war doch wohl keine Beleidigung fuͤr die Preußen! Dieſe muſten ja Verdun der franzoͤſiſchen Konſtitution wieder uͤberlaſſen, und folglich hatten die Einwohner auch das Recht, die Kokarden wie- der zu tragen, woran man den Anhaͤnger der Kon- ſtitution erkennt, und dieß gleich, ſobald die Herr- ſchaft der Konſtitution wieder eintrat. Er klagt ſehr uͤber den Maire der Stadt, Ci- toyen Câret Fils. Ich glaube gern, daß Caret nicht allzuhoͤflich gegen ihn geweſen iſt: aber ſein Betragen hatte in dem Betragen der Preußen gegen ihn ſeinen hinlaͤnglichen Grund. Caret war ſehr uͤbel behan- delt worden: man hatte ihm ſogar mit 50 Stock- ſchlaͤgen gedroht, wenn er nicht denjenigen herbey- ſchaffen wuͤrde, welcher einige Tage nach der Ein- nahme einen Preußiſchen Offizier des Abends auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/240
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/240>, abgerufen am 21.11.2024.