terlaß: aber der Gedanke, daß wir doch wieder auf deutschem Boden wären, versüßte den Meißten alles Elend, und stellte ihre Munterkeit einigermaßen wieder her. Man hörte wieder frohere Gespräche, und die armen Teufel von Soldaten freuten sich, daß sie bald wieder in ihre Heimat kehren würden. Mir schien diese Hoffnung schlecht gegründet, ob es mir gleich nicht ganz unglaublich vorkam, daß der König von Preußen mit den Franzosen habe Frieden machen können. Ihre Nachsicht mit uns auf unserm Rückmarsche schien mir dieß zu bestäti- gen. Man wollte damals sogar die Artikel dieses geheimen Friedens wissen, aber es ging hier wie aller Orten: die politischen Kanngießer wissen alles, nur das nicht, was die Hauptsache ist, und -- sehen vor lauter Bäumen den Wald nicht.
Den 24ten kamen wir bey Luxemburg an, wo wir bis den 29ten stehen blieben. Hier erholten wir uns wenigstens wieder mit Essen und Trinken, obgleich das Wetter auch hier schrecklich und ab- scheulich war. Wir waren indeß an das schlimme Wetter schon gewöhnt, und da wir hier in diesem Lager hinlänglich zu essen haben konnten und hatten, so waren wir wenigstens wieder munterer als vorher.
Die Luxemburger brachten uns allerley Viktua- lien, auch Branntwein und Wein ins Lager, und ich hatte Gelegenheit, einigemal in diese schöne Stadt zu
terlaß: aber der Gedanke, daß wir doch wieder auf deutſchem Boden waͤren, verſuͤßte den Meißten alles Elend, und ſtellte ihre Munterkeit einigermaßen wieder her. Man hoͤrte wieder frohere Geſpraͤche, und die armen Teufel von Soldaten freuten ſich, daß ſie bald wieder in ihre Heimat kehren wuͤrden. Mir ſchien dieſe Hoffnung ſchlecht gegruͤndet, ob es mir gleich nicht ganz unglaublich vorkam, daß der Koͤnig von Preußen mit den Franzoſen habe Frieden machen koͤnnen. Ihre Nachſicht mit uns auf unſerm Ruͤckmarſche ſchien mir dieß zu beſtaͤti- gen. Man wollte damals ſogar die Artikel dieſes geheimen Friedens wiſſen, aber es ging hier wie aller Orten: die politiſchen Kanngießer wiſſen alles, nur das nicht, was die Hauptſache iſt, und — ſehen vor lauter Baͤumen den Wald nicht.
Den 24ten kamen wir bey Luxemburg an, wo wir bis den 29ten ſtehen blieben. Hier erholten wir uns wenigſtens wieder mit Eſſen und Trinken, obgleich das Wetter auch hier ſchrecklich und ab- ſcheulich war. Wir waren indeß an das ſchlimme Wetter ſchon gewoͤhnt, und da wir hier in dieſem Lager hinlaͤnglich zu eſſen haben konnten und hatten, ſo waren wir wenigſtens wieder munterer als vorher.
Die Luxemburger brachten uns allerley Viktua- lien, auch Branntwein und Wein ins Lager, und ich hatte Gelegenheit, einigemal in dieſe ſchoͤne Stadt zu
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terlaß: aber der Gedanke, daß wir doch wieder auf
deutſchem Boden waͤren, verſuͤßte den Meißten alles
Elend, und ſtellte ihre Munterkeit einigermaßen
wieder her. Man hoͤrte wieder frohere Geſpraͤche,
und die armen Teufel von Soldaten freuten ſich,
daß ſie bald wieder in ihre Heimat kehren wuͤrden.
Mir ſchien dieſe Hoffnung ſchlecht gegruͤndet, ob
es mir gleich nicht ganz unglaublich vorkam, daß
der Koͤnig von Preußen mit den Franzoſen habe
Frieden machen koͤnnen. Ihre Nachſicht mit uns
auf unſerm Ruͤckmarſche ſchien mir dieß zu beſtaͤti-
gen. Man wollte damals ſogar die Artikel dieſes
geheimen Friedens wiſſen, aber es ging hier wie
aller Orten: die politiſchen Kanngießer wiſſen alles,
nur das nicht, was die Hauptſache iſt, und —
ſehen vor lauter Baͤumen den Wald nicht.
Den 24ten kamen wir bey Luxemburg an, wo
wir bis den 29ten ſtehen blieben. Hier erholten
wir uns wenigſtens wieder mit Eſſen und Trinken,
obgleich das Wetter auch hier ſchrecklich und ab-
ſcheulich war. Wir waren indeß an das ſchlimme
Wetter ſchon gewoͤhnt, und da wir hier in dieſem
Lager hinlaͤnglich zu eſſen haben konnten und hatten,
ſo waren wir wenigſtens wieder munterer als vorher.
Die Luxemburger brachten uns allerley Viktua-
lien, auch Branntwein und Wein ins Lager, und ich
hatte Gelegenheit, einigemal in dieſe ſchoͤne Stadt zu
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/249>, abgerufen am 21.11.2024.
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