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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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Ein und zwanzigstes Kapitel.

Beschreibung der Feldlazarethe.



Die unendlichen Krankheiten, besonders die Ruh-
ren, welche unser unglückliches Militär auf diesem
unseligen Feldzuge befielen, machten die Anlegung
vieler Feldlazarethe nöthig. Zu Grandpre,
Verdun, Longwy, Chatillon, Luxemburg,
Trier, Coblenz, Wesel, Neuwied, Usin-
gen, Frankfurt am Mayn, Höchst, Hom-
burg, Friedberg, Giessen und noch an viel
mehr Orten waren preußische Feldlazarethe, welche
alle mit Kranken vollgestopft waren. Ich habe
mehrere dieser Mördergruben selbst beobachtet, und
was ich da gesehen habe, will ich dem Leser ehrlich
mittheilen, jedoch mit dem Bedinge, daß der zu
delikate Leser dieses Kapitel überschlage.

Ich hörte, daß mein Freund, der Unteroffizier
Koggel, zu Longwy im Lazarethe krank läge: ich
wollte ihn also besuchen, und ging hin und hinein,
ohne von der Schildwache angehalten oder nur über
etwas befragt zu werden. Dieses ließ mich gleich
anfangs nicht viel Ordnung im Lazarethe selbst er-

Ein und zwanzigſtes Kapitel.

Beſchreibung der Feldlazarethe.



Die unendlichen Krankheiten, beſonders die Ruh-
ren, welche unſer ungluͤckliches Militaͤr auf dieſem
unſeligen Feldzuge befielen, machten die Anlegung
vieler Feldlazarethe noͤthig. Zu Grandpré,
Verdun, Longwy, Chatillon, Luxemburg,
Trier, Coblenz, Weſel, Neuwied, Uſin-
gen, Frankfurt am Mayn, Hoͤchſt, Hom-
burg, Friedberg, Gieſſen und noch an viel
mehr Orten waren preußiſche Feldlazarethe, welche
alle mit Kranken vollgeſtopft waren. Ich habe
mehrere dieſer Moͤrdergruben ſelbſt beobachtet, und
was ich da geſehen habe, will ich dem Leſer ehrlich
mittheilen, jedoch mit dem Bedinge, daß der zu
delikate Leſer dieſes Kapitel uͤberſchlage.

Ich hoͤrte, daß mein Freund, der Unteroffizier
Koggel, zu Longwy im Lazarethe krank laͤge: ich
wollte ihn alſo beſuchen, und ging hin und hinein,
ohne von der Schildwache angehalten oder nur uͤber
etwas befragt zu werden. Dieſes ließ mich gleich
anfangs nicht viel Ordnung im Lazarethe ſelbſt er-

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[244/0256] Ein und zwanzigſtes Kapitel. Beſchreibung der Feldlazarethe. Die unendlichen Krankheiten, beſonders die Ruh- ren, welche unſer ungluͤckliches Militaͤr auf dieſem unſeligen Feldzuge befielen, machten die Anlegung vieler Feldlazarethe noͤthig. Zu Grandpré, Verdun, Longwy, Chatillon, Luxemburg, Trier, Coblenz, Weſel, Neuwied, Uſin- gen, Frankfurt am Mayn, Hoͤchſt, Hom- burg, Friedberg, Gieſſen und noch an viel mehr Orten waren preußiſche Feldlazarethe, welche alle mit Kranken vollgeſtopft waren. Ich habe mehrere dieſer Moͤrdergruben ſelbſt beobachtet, und was ich da geſehen habe, will ich dem Leſer ehrlich mittheilen, jedoch mit dem Bedinge, daß der zu delikate Leſer dieſes Kapitel uͤberſchlage. Ich hoͤrte, daß mein Freund, der Unteroffizier Koggel, zu Longwy im Lazarethe krank laͤge: ich wollte ihn alſo beſuchen, und ging hin und hinein, ohne von der Schildwache angehalten oder nur uͤber etwas befragt zu werden. Dieſes ließ mich gleich anfangs nicht viel Ordnung im Lazarethe ſelbſt er-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/256>, abgerufen am 22.11.2024.