Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Ich traf hier einen Aventurier aus meiner Ge-
gend an, den Sohn des verstorbenen Amtmanns
Rupp von Jugenheim ohnweit Mainz. Dieser
Mensch lief schon mehrere Jahre in ganz Deutsch-
land herum, gab sich allerhand Namen und Würden,
und betrog und prellte, wo er nur konnte. Seine
Prellereien betrafen nicht allein Gastwirthe und Kauf-
leute; sondern auch vornehme Männer, sogar Für-
sten. Auf meiner lezten Rückreise nach Halle er-
fuhr ich, daß er endlich wegen eines großen Betru-
ges, wobey große Männer kompromittirt waren,
eingesteckt sey. Damals war Herr Rupp, als
kurpfälzischer Regierungsrath in Neuwied, und
zehrte auf gute Rechnung.

Von Neuwied ging ich über Koblenz allein nach
Faltern immer zu Fuße, wenn gleich jämmerlich,
weil die Kranken von hier aus keinen Wagen weiter
hatten, und ich mich nicht dazu verstehen wollte,
mich in die Mördergrube zu Koblenz, das ist, ins
Lazareth, zu legen.



Ich traf hier einen Aventurier aus meiner Ge-
gend an, den Sohn des verſtorbenen Amtmanns
Rupp von Jugenheim ohnweit Mainz. Dieſer
Menſch lief ſchon mehrere Jahre in ganz Deutſch-
land herum, gab ſich allerhand Namen und Wuͤrden,
und betrog und prellte, wo er nur konnte. Seine
Prellereien betrafen nicht allein Gaſtwirthe und Kauf-
leute; ſondern auch vornehme Maͤnner, ſogar Fuͤr-
ſten. Auf meiner lezten Ruͤckreiſe nach Halle er-
fuhr ich, daß er endlich wegen eines großen Betru-
ges, wobey große Maͤnner kompromittirt waren,
eingeſteckt ſey. Damals war Herr Rupp, als
kurpfaͤlziſcher Regierungsrath in Neuwied, und
zehrte auf gute Rechnung.

Von Neuwied ging ich uͤber Koblenz allein nach
Faltern immer zu Fuße, wenn gleich jaͤmmerlich,
weil die Kranken von hier aus keinen Wagen weiter
hatten, und ich mich nicht dazu verſtehen wollte,
mich in die Moͤrdergrube zu Koblenz, das iſt, ins
Lazareth, zu legen.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0255" n="243"/>
        <p>Ich traf hier einen Aventurier aus meiner Ge-<lb/>
gend an, den Sohn des ver&#x017F;torbenen Amtmanns<lb/><hi rendition="#g">Rupp</hi> von Jugenheim ohnweit Mainz. Die&#x017F;er<lb/>
Men&#x017F;ch lief &#x017F;chon mehrere Jahre in ganz Deut&#x017F;ch-<lb/>
land herum, gab &#x017F;ich allerhand Namen und Wu&#x0364;rden,<lb/>
und betrog und prellte, wo er nur konnte. Seine<lb/>
Prellereien betrafen nicht allein Ga&#x017F;twirthe und Kauf-<lb/>
leute; &#x017F;ondern auch vornehme Ma&#x0364;nner, &#x017F;ogar Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten. Auf meiner lezten Ru&#x0364;ckrei&#x017F;e nach Halle er-<lb/>
fuhr ich, daß er endlich wegen eines großen Betru-<lb/>
ges, wobey große Ma&#x0364;nner kompromittirt waren,<lb/>
einge&#x017F;teckt &#x017F;ey. Damals war Herr <hi rendition="#g">Rupp</hi>, als<lb/>
kurpfa&#x0364;lzi&#x017F;cher Regierungsrath in Neuwied, und<lb/>
zehrte auf gute Rechnung.</p><lb/>
        <p>Von Neuwied ging ich u&#x0364;ber Koblenz allein nach<lb/>
Faltern immer zu Fuße, wenn gleich ja&#x0364;mmerlich,<lb/>
weil die Kranken von hier aus keinen Wagen weiter<lb/>
hatten, und ich mich nicht dazu ver&#x017F;tehen wollte,<lb/>
mich in die Mo&#x0364;rdergrube zu Koblenz, das i&#x017F;t, ins<lb/>
Lazareth, zu legen.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[243/0255] Ich traf hier einen Aventurier aus meiner Ge- gend an, den Sohn des verſtorbenen Amtmanns Rupp von Jugenheim ohnweit Mainz. Dieſer Menſch lief ſchon mehrere Jahre in ganz Deutſch- land herum, gab ſich allerhand Namen und Wuͤrden, und betrog und prellte, wo er nur konnte. Seine Prellereien betrafen nicht allein Gaſtwirthe und Kauf- leute; ſondern auch vornehme Maͤnner, ſogar Fuͤr- ſten. Auf meiner lezten Ruͤckreiſe nach Halle er- fuhr ich, daß er endlich wegen eines großen Betru- ges, wobey große Maͤnner kompromittirt waren, eingeſteckt ſey. Damals war Herr Rupp, als kurpfaͤlziſcher Regierungsrath in Neuwied, und zehrte auf gute Rechnung. Von Neuwied ging ich uͤber Koblenz allein nach Faltern immer zu Fuße, wenn gleich jaͤmmerlich, weil die Kranken von hier aus keinen Wagen weiter hatten, und ich mich nicht dazu verſtehen wollte, mich in die Moͤrdergrube zu Koblenz, das iſt, ins Lazareth, zu legen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/255
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/255>, abgerufen am 31.10.2024.