Man fürchtet sich bey diesen, schreibt er S. 186 ff., vor den Spitälern eben so sehr, wie bey den Preu- ßen und Oestreichern, und das aus demselben Grunde, weil man denkt, daß ein Mensch, der in so ein Kurirloch geschleppt wird, allemal auch, bey einer sonst unbedeutenden Krankheit, Gefahr laufe, nimmermehr wieder herauszukommen.
"Es ist doch schrecklich, fügt er hinzu, daß man für das Leben und die Gesundheit der Menschen so we- nig Sorge trägt, und vornehmlich solcher Men- schen, die man so nöthig hat im Kriege! Aber der Soldat ist bey uns, und sogar von seinen eignen Vorgesezten meist überall zu sehr verachtet, als daß man im Ernste für ihn und seine Erhaltung sorgen sollte."
"Die Schuld davon liegt einmal an sehr vielen Soldaten selbst, und dann an unserer hergebrachten, militärischen Verfassung. Was nirgends taugen will, läuft zu den Soldaten, oder wird ihnen zur Züch- tigung übergeben. *) -- Selten bessern sich diese Leute, ja, sie werden durch den Umgang mit noch Mehreren ihres Gleichen gewöhnlich ärger, besonders im Felde, wo ihnen, um die Ueberläuferey durch Strenge nicht zu fördern, manches übersehen wird, was man in der Garnison streng ahnden würde.
*) Bey der Reichsarmee, die keine bestimmten Cantons u. dgl. hat, wie die Sachsen und Preußen.
Man fuͤrchtet ſich bey dieſen, ſchreibt er S. 186 ff., vor den Spitaͤlern eben ſo ſehr, wie bey den Preu- ßen und Oeſtreichern, und das aus demſelben Grunde, weil man denkt, daß ein Menſch, der in ſo ein Kurirloch geſchleppt wird, allemal auch, bey einer ſonſt unbedeutenden Krankheit, Gefahr laufe, nimmermehr wieder herauszukommen.
„Es iſt doch ſchrecklich, fuͤgt er hinzu, daß man fuͤr das Leben und die Geſundheit der Menſchen ſo we- nig Sorge traͤgt, und vornehmlich ſolcher Men- ſchen, die man ſo noͤthig hat im Kriege! Aber der Soldat iſt bey uns, und ſogar von ſeinen eignen Vorgeſezten meiſt uͤberall zu ſehr verachtet, als daß man im Ernſte fuͤr ihn und ſeine Erhaltung ſorgen ſollte.“
„Die Schuld davon liegt einmal an ſehr vielen Soldaten ſelbſt, und dann an unſerer hergebrachten, militaͤriſchen Verfaſſung. Was nirgends taugen will, laͤuft zu den Soldaten, oder wird ihnen zur Zuͤch- tigung uͤbergeben. *) — Selten beſſern ſich dieſe Leute, ja, ſie werden durch den Umgang mit noch Mehreren ihres Gleichen gewoͤhnlich aͤrger, beſonders im Felde, wo ihnen, um die Ueberlaͤuferey durch Strenge nicht zu foͤrdern, manches uͤberſehen wird, was man in der Garniſon ſtreng ahnden wuͤrde.
*) Bey der Reichsarmee, die keine beſtimmten Cantons u. dgl. hat, wie die Sachſen und Preußen.
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Man fuͤrchtet ſich bey dieſen, ſchreibt er S. 186 ff.,
vor den Spitaͤlern eben ſo ſehr, wie bey den Preu-
ßen und Oeſtreichern, und das aus demſelben
Grunde, weil man denkt, daß ein Menſch, der
in ſo ein Kurirloch geſchleppt wird, allemal auch,
bey einer ſonſt unbedeutenden Krankheit, Gefahr
laufe, nimmermehr wieder herauszukommen.
„Es iſt doch ſchrecklich, fuͤgt er hinzu, daß man fuͤr
das Leben und die Geſundheit der Menſchen ſo we-
nig Sorge traͤgt, und vornehmlich ſolcher Men-
ſchen, die man ſo noͤthig hat im Kriege! Aber der
Soldat iſt bey uns, und ſogar von ſeinen eignen
Vorgeſezten meiſt uͤberall zu ſehr verachtet, als daß
man im Ernſte fuͤr ihn und ſeine Erhaltung ſorgen
ſollte.“
„Die Schuld davon liegt einmal an ſehr vielen
Soldaten ſelbſt, und dann an unſerer hergebrachten,
militaͤriſchen Verfaſſung. Was nirgends taugen will,
laͤuft zu den Soldaten, oder wird ihnen zur Zuͤch-
tigung uͤbergeben. *) — Selten beſſern ſich dieſe
Leute, ja, ſie werden durch den Umgang mit noch
Mehreren ihres Gleichen gewoͤhnlich aͤrger, beſonders
im Felde, wo ihnen, um die Ueberlaͤuferey durch
Strenge nicht zu foͤrdern, manches uͤberſehen wird,
was man in der Garniſon ſtreng ahnden wuͤrde.
*) Bey der Reichsarmee, die keine beſtimmten Cantons u.
dgl. hat, wie die Sachſen und Preußen.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/275>, abgerufen am 22.11.2024.
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