unsern Auditeur denn thun, und ich benachrichtete den Fürsten, so wie es meine Pflicht mit sich brachte, von dem Verfall und der Beschaffenheit der ganzen Gießer Universität, und fügte einige unmaßgebli- che Vorschläge zu ihrer Verbesserung hinzu. Da- hin gehörte vorzüglich die Entfernung der Quodam- modariorum der Pandedistaxen und der Quacksalber, und die Anstellung braver geschickter Männer zu Lehrern. Ich nahm mir auch die Freyheit, Sr. Durch- laucht manchen Vorschlag zur Ausrottung der Or- den anzugeben. Aber ohne Zweifel hat man mei- nen Plan unausführbar gefunden, und ihn als ein pium desiderium hingelegt: denn noch im Herbste 1795 waren die Orden in Gießen, und die Quodam- modarii dozirten noch nach wie vor. Was diese sind, steht im I. B. S. 81.
Mein Hauptmann, Hr. von Mandelsloh, war, wegen eines Anfalls von Fieber, in Nordeck zurückgeblieben; und als er einige Tage nachher uns durch Gießen folgte, klagte bey ihm der Müller im Einhorn: daß ich ihn in meinen Beyträgen zu D. Bahrdts Lebensgeschichte einen groben, impertinen- ten Kerl genannt hätte. Er brachte aber die Klage in einem so groben Tone vor, daß Hr. von Man- delsloh ihm geradezu erklärte: "Wenn Laukhard Sie einen groben Kerl genannt hat, so hat er nicht
Dritter Theil. B
unſern Auditeur denn thun, und ich benachrichtete den Fuͤrſten, ſo wie es meine Pflicht mit ſich brachte, von dem Verfall und der Beſchaffenheit der ganzen Gießer Univerſitaͤt, und fuͤgte einige unmaßgebli- che Vorſchlaͤge zu ihrer Verbeſſerung hinzu. Da- hin gehoͤrte vorzuͤglich die Entfernung der Quodam- modariorum der Pandediſtaxen und der Quackſalber, und die Anſtellung braver geſchickter Maͤnner zu Lehrern. Ich nahm mir auch die Freyheit, Sr. Durch- laucht manchen Vorſchlag zur Ausrottung der Or- den anzugeben. Aber ohne Zweifel hat man mei- nen Plan unausfuͤhrbar gefunden, und ihn als ein pium deſiderium hingelegt: denn noch im Herbſte 1795 waren die Orden in Gießen, und die Quodam- modarii dozirten noch nach wie vor. Was dieſe ſind, ſteht im I. B. S. 81.
Mein Hauptmann, Hr. von Mandelsloh, war, wegen eines Anfalls von Fieber, in Nordeck zuruͤckgeblieben; und als er einige Tage nachher uns durch Gießen folgte, klagte bey ihm der Muͤller im Einhorn: daß ich ihn in meinen Beytraͤgen zu D. Bahrdts Lebensgeſchichte einen groben, impertinen- ten Kerl genannt haͤtte. Er brachte aber die Klage in einem ſo groben Tone vor, daß Hr. von Man- delsloh ihm geradezu erklaͤrte: „Wenn Laukhard Sie einen groben Kerl genannt hat, ſo hat er nicht
Dritter Theil. B
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[17/0029]
unſern Auditeur denn thun, und ich benachrichtete
den Fuͤrſten, ſo wie es meine Pflicht mit ſich brachte,
von dem Verfall und der Beſchaffenheit der ganzen
Gießer Univerſitaͤt, und fuͤgte einige unmaßgebli-
che Vorſchlaͤge zu ihrer Verbeſſerung hinzu. Da-
hin gehoͤrte vorzuͤglich die Entfernung der Quodam-
modariorum der Pandediſtaxen und der Quackſalber,
und die Anſtellung braver geſchickter Maͤnner zu
Lehrern. Ich nahm mir auch die Freyheit, Sr. Durch-
laucht manchen Vorſchlag zur Ausrottung der Or-
den anzugeben. Aber ohne Zweifel hat man mei-
nen Plan unausfuͤhrbar gefunden, und ihn als ein
pium deſiderium hingelegt: denn noch im Herbſte
1795 waren die Orden in Gießen, und die Quodam-
modarii dozirten noch nach wie vor. Was dieſe
ſind, ſteht im I. B. S. 81.
Mein Hauptmann, Hr. von Mandelsloh,
war, wegen eines Anfalls von Fieber, in Nordeck
zuruͤckgeblieben; und als er einige Tage nachher uns
durch Gießen folgte, klagte bey ihm der Muͤller im
Einhorn: daß ich ihn in meinen Beytraͤgen zu D.
Bahrdts Lebensgeſchichte einen groben, impertinen-
ten Kerl genannt haͤtte. Er brachte aber die Klage
in einem ſo groben Tone vor, daß Hr. von Man-
delsloh ihm geradezu erklaͤrte: „Wenn Laukhard
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/29>, abgerufen am 03.12.2024.
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