heiligen Kirche versündigt, das Evangelium ver- längnet, die Sakramente geschändet, die Heiligen gelästert und sogar die Mutter Gottes verspottet haben. Aber sie werden ihren Lohn schon bekom- men: der Herr wird sie ausrotten, wie die Rotte Core u. s. w.
Einige französische Soldaten, Deutsche von Geburt, hatten diese Possen mitangehört, und sie ihren Kameraden wieder erzählt. Diese wurden über des Pfaffen unbesonnene Frechheit rasend, lie- fen hin ins Pfarrhaus, und würden den geistlichen Herrn da gleich hergenommen haben, wenn dieser nicht gleich nach der Kirche zu einem ächtgeweihten Saufbruder nach Wallau gegangen wäre. Sie paßten ihm daher im Felde auf, und stellten ihn, als er zurückkam, zur Rede. Der Herr Pastor, von Wein erhizt, ward aber grob, und erklärte, daß er von dem, was er an heiliger Stätte lehrte, keiner gottlosen Rotte, wie sie und alle Franzosen wären, Rechenschaft zu geben hätte. Die Ungläu- bigen ergriffen ihn indeß, und wackelten ihn, troz seiner überseligen Rechtgläubigkeit, wacker herum. Da aber nur wenige Franzosen damals in Wickert lagen, so wurden die Thäter bald entdeckt, und von ihrem Offizier mit Prison bestraft. Wahr- scheinlich wollte der Offizier einen Bauernaufstand verhindern: denn diese sind, um in solchen Fällen
heiligen Kirche verſuͤndigt, das Evangelium ver- laͤngnet, die Sakramente geſchaͤndet, die Heiligen gelaͤſtert und ſogar die Mutter Gottes verſpottet haben. Aber ſie werden ihren Lohn ſchon bekom- men: der Herr wird ſie ausrotten, wie die Rotte Core u. ſ. w.
Einige franzoͤſiſche Soldaten, Deutſche von Geburt, hatten dieſe Poſſen mitangehoͤrt, und ſie ihren Kameraden wieder erzaͤhlt. Dieſe wurden uͤber des Pfaffen unbeſonnene Frechheit raſend, lie- fen hin ins Pfarrhaus, und wuͤrden den geiſtlichen Herrn da gleich hergenommen haben, wenn dieſer nicht gleich nach der Kirche zu einem aͤchtgeweihten Saufbruder nach Wallau gegangen waͤre. Sie paßten ihm daher im Felde auf, und ſtellten ihn, als er zuruͤckkam, zur Rede. Der Herr Paſtor, von Wein erhizt, ward aber grob, und erklaͤrte, daß er von dem, was er an heiliger Staͤtte lehrte, keiner gottloſen Rotte, wie ſie und alle Franzoſen waͤren, Rechenſchaft zu geben haͤtte. Die Unglaͤu- bigen ergriffen ihn indeß, und wackelten ihn, troz ſeiner uͤberſeligen Rechtglaͤubigkeit, wacker herum. Da aber nur wenige Franzoſen damals in Wickert lagen, ſo wurden die Thaͤter bald entdeckt, und von ihrem Offizier mit Priſon beſtraft. Wahr- ſcheinlich wollte der Offizier einen Bauernaufſtand verhindern: denn dieſe ſind, um in ſolchen Faͤllen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0296"n="284"/>
heiligen Kirche verſuͤndigt, das Evangelium ver-<lb/>
laͤngnet, die Sakramente geſchaͤndet, die Heiligen<lb/>
gelaͤſtert und ſogar die Mutter Gottes verſpottet<lb/>
haben. Aber ſie werden ihren Lohn ſchon bekom-<lb/>
men: der Herr wird ſie ausrotten, wie die Rotte<lb/><hirendition="#g">Core</hi> u. ſ. w.</p><lb/><p>Einige franzoͤſiſche Soldaten, Deutſche von<lb/>
Geburt, hatten dieſe Poſſen mitangehoͤrt, und ſie<lb/>
ihren Kameraden wieder erzaͤhlt. Dieſe wurden<lb/>
uͤber des Pfaffen unbeſonnene Frechheit raſend, lie-<lb/>
fen hin ins Pfarrhaus, und wuͤrden den geiſtlichen<lb/>
Herrn da gleich hergenommen haben, wenn dieſer<lb/>
nicht gleich nach der Kirche zu einem aͤchtgeweihten<lb/>
Saufbruder nach Wallau gegangen waͤre. Sie<lb/>
paßten ihm daher im Felde auf, und ſtellten ihn,<lb/>
als er zuruͤckkam, zur Rede. Der Herr Paſtor,<lb/>
von Wein erhizt, ward aber grob, und erklaͤrte,<lb/>
daß er von dem, was er an heiliger Staͤtte lehrte,<lb/>
keiner gottloſen Rotte, wie ſie und alle Franzoſen<lb/>
waͤren, Rechenſchaft zu geben haͤtte. Die Unglaͤu-<lb/>
bigen ergriffen ihn indeß, und wackelten ihn, troz<lb/>ſeiner uͤberſeligen Rechtglaͤubigkeit, wacker herum.<lb/>
Da aber nur wenige Franzoſen damals in Wickert<lb/>
lagen, ſo wurden die Thaͤter bald entdeckt, und<lb/>
von ihrem Offizier mit Priſon beſtraft. Wahr-<lb/>ſcheinlich wollte der Offizier einen Bauernaufſtand<lb/>
verhindern: denn dieſe ſind, um in ſolchen Faͤllen<lb/></p></div></body></text></TEI>
[284/0296]
heiligen Kirche verſuͤndigt, das Evangelium ver-
laͤngnet, die Sakramente geſchaͤndet, die Heiligen
gelaͤſtert und ſogar die Mutter Gottes verſpottet
haben. Aber ſie werden ihren Lohn ſchon bekom-
men: der Herr wird ſie ausrotten, wie die Rotte
Core u. ſ. w.
Einige franzoͤſiſche Soldaten, Deutſche von
Geburt, hatten dieſe Poſſen mitangehoͤrt, und ſie
ihren Kameraden wieder erzaͤhlt. Dieſe wurden
uͤber des Pfaffen unbeſonnene Frechheit raſend, lie-
fen hin ins Pfarrhaus, und wuͤrden den geiſtlichen
Herrn da gleich hergenommen haben, wenn dieſer
nicht gleich nach der Kirche zu einem aͤchtgeweihten
Saufbruder nach Wallau gegangen waͤre. Sie
paßten ihm daher im Felde auf, und ſtellten ihn,
als er zuruͤckkam, zur Rede. Der Herr Paſtor,
von Wein erhizt, ward aber grob, und erklaͤrte,
daß er von dem, was er an heiliger Staͤtte lehrte,
keiner gottloſen Rotte, wie ſie und alle Franzoſen
waͤren, Rechenſchaft zu geben haͤtte. Die Unglaͤu-
bigen ergriffen ihn indeß, und wackelten ihn, troz
ſeiner uͤberſeligen Rechtglaͤubigkeit, wacker herum.
Da aber nur wenige Franzoſen damals in Wickert
lagen, ſo wurden die Thaͤter bald entdeckt, und
von ihrem Offizier mit Priſon beſtraft. Wahr-
ſcheinlich wollte der Offizier einen Bauernaufſtand
verhindern: denn dieſe ſind, um in ſolchen Faͤllen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/296>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.