Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

mir sey aber doch kein Exempel von gesetzlich
hingerichteten Königen weiter bekannt, als von
den drey angegebnen. Was den Lacedämonier be-
langt, fuhr ich fort, so war der ein Unterthan der
Gesetze, und folglich auch der Pönalverordnungen.
Seine Hinrichtung war zwar höchst ungerecht, denn
Agis war unschuldig, aber es war doch keine
Frage in jener Republik: ob man den Vorsteher
derselben, welchem man sehr uneigentlich den
Namen König gab, hinrichten könnte, sobald er
nach den Gesetzen des Todes schuldig wäre erkannt
worden. Zu Lacedämon wurde Agis durch ein
altes Gesetz verurtheilt, und nicht durch eine Ver-
ordnung, welche erst bey einer Volksrevolution wäre
gemacht worden.

König Carl I. in England, wurde zwar un-
ter gerichtlicher Form getödtet, aber die, welche
sich über ihn zu sprechen erkühnten, waren nicht die
englische Nation: es waren die Anhänger des
Cromwels, und seiner Parthey. Die Nation
hatte diese Faction nicht als eine Vertreterinn ihrer
Rechte aufgestellt, folglich konnte dieselbe auch
nicht das Todesurtheil über Carl I. sprechen;
ihr Spruch war folglich ungerecht; und so schul-
dig dieser Prinz auch seyn mogte, so war [ - 4 Zeichen fehlen] seine
Ermordung eine grausame Ungerechtigkeit, und ein
schröcklicher Eingriff in die Rechte des englischen

mir ſey aber doch kein Exempel von geſetzlich
hingerichteten Koͤnigen weiter bekannt, als von
den drey angegebnen. Was den Lacedaͤmonier be-
langt, fuhr ich fort, ſo war der ein Unterthan der
Geſetze, und folglich auch der Poͤnalverordnungen.
Seine Hinrichtung war zwar hoͤchſt ungerecht, denn
Agis war unſchuldig, aber es war doch keine
Frage in jener Republik: ob man den Vorſteher
derſelben, welchem man ſehr uneigentlich den
Namen Koͤnig gab, hinrichten koͤnnte, ſobald er
nach den Geſetzen des Todes ſchuldig waͤre erkannt
worden. Zu Lacedaͤmon wurde Agis durch ein
altes Geſetz verurtheilt, und nicht durch eine Ver-
ordnung, welche erſt bey einer Volksrevolution waͤre
gemacht worden.

Koͤnig Carl I. in England, wurde zwar un-
ter gerichtlicher Form getoͤdtet, aber die, welche
ſich uͤber ihn zu ſprechen erkuͤhnten, waren nicht die
engliſche Nation: es waren die Anhaͤnger des
Cromwels, und ſeiner Parthey. Die Nation
hatte dieſe Faction nicht als eine Vertreterinn ihrer
Rechte aufgeſtellt, folglich konnte dieſelbe auch
nicht das Todesurtheil uͤber Carl I. ſprechen;
ihr Spruch war folglich ungerecht; und ſo ſchul-
dig dieſer Prinz auch ſeyn mogte, ſo war [ – 4 Zeichen fehlen] ſeine
Ermordung eine grauſame Ungerechtigkeit, und ein
ſchroͤcklicher Eingriff in die Rechte des engliſchen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0318" n="306"/>
        <p>mir &#x017F;ey aber doch kein Exempel von <hi rendition="#g">ge&#x017F;etzlich</hi><lb/>
hingerichteten Ko&#x0364;nigen weiter bekannt, als von<lb/>
den drey angegebnen. Was den Laceda&#x0364;monier be-<lb/>
langt, fuhr ich fort, &#x017F;o war der ein Unterthan der<lb/>
Ge&#x017F;etze, und folglich auch der Po&#x0364;nalverordnungen.<lb/>
Seine Hinrichtung war zwar ho&#x0364;ch&#x017F;t ungerecht, denn<lb/><hi rendition="#g">Agis</hi> war un&#x017F;chuldig, aber es war doch keine<lb/>
Frage in jener Republik: ob man den Vor&#x017F;teher<lb/>
der&#x017F;elben, welchem man &#x017F;ehr uneigentlich den<lb/>
Namen <hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig</hi> gab, hinrichten ko&#x0364;nnte, &#x017F;obald er<lb/>
nach den Ge&#x017F;etzen des Todes &#x017F;chuldig wa&#x0364;re erkannt<lb/>
worden. Zu Laceda&#x0364;mon wurde <hi rendition="#g">Agis</hi> durch ein<lb/>
altes Ge&#x017F;etz verurtheilt, und nicht durch eine Ver-<lb/>
ordnung, welche er&#x017F;t bey einer Volksrevolution wa&#x0364;re<lb/>
gemacht worden.</p><lb/>
        <p>Ko&#x0364;nig <hi rendition="#g">Carl</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi> in England, wurde zwar un-<lb/>
ter gerichtlicher Form geto&#x0364;dtet, aber die, welche<lb/>
&#x017F;ich u&#x0364;ber ihn zu &#x017F;prechen erku&#x0364;hnten, waren nicht die<lb/>
engli&#x017F;che Nation: es waren die Anha&#x0364;nger des<lb/><hi rendition="#g">Cromwels</hi>, und &#x017F;einer Parthey. Die Nation<lb/>
hatte die&#x017F;e Faction nicht als eine Vertreterinn ihrer<lb/>
Rechte aufge&#x017F;tellt, folglich konnte die&#x017F;elbe auch<lb/>
nicht das Todesurtheil u&#x0364;ber <hi rendition="#g">Carl</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi> &#x017F;prechen;<lb/>
ihr Spruch war folglich ungerecht; und &#x017F;o &#x017F;chul-<lb/>
dig die&#x017F;er Prinz auch &#x017F;eyn mogte, &#x017F;o war <gap unit="chars" quantity="4"/> &#x017F;eine<lb/>
Ermordung eine grau&#x017F;ame Ungerechtigkeit, und ein<lb/>
&#x017F;chro&#x0364;cklicher Eingriff in die Rechte des engli&#x017F;chen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[306/0318] mir ſey aber doch kein Exempel von geſetzlich hingerichteten Koͤnigen weiter bekannt, als von den drey angegebnen. Was den Lacedaͤmonier be- langt, fuhr ich fort, ſo war der ein Unterthan der Geſetze, und folglich auch der Poͤnalverordnungen. Seine Hinrichtung war zwar hoͤchſt ungerecht, denn Agis war unſchuldig, aber es war doch keine Frage in jener Republik: ob man den Vorſteher derſelben, welchem man ſehr uneigentlich den Namen Koͤnig gab, hinrichten koͤnnte, ſobald er nach den Geſetzen des Todes ſchuldig waͤre erkannt worden. Zu Lacedaͤmon wurde Agis durch ein altes Geſetz verurtheilt, und nicht durch eine Ver- ordnung, welche erſt bey einer Volksrevolution waͤre gemacht worden. Koͤnig Carl I. in England, wurde zwar un- ter gerichtlicher Form getoͤdtet, aber die, welche ſich uͤber ihn zu ſprechen erkuͤhnten, waren nicht die engliſche Nation: es waren die Anhaͤnger des Cromwels, und ſeiner Parthey. Die Nation hatte dieſe Faction nicht als eine Vertreterinn ihrer Rechte aufgeſtellt, folglich konnte dieſelbe auch nicht das Todesurtheil uͤber Carl I. ſprechen; ihr Spruch war folglich ungerecht; und ſo ſchul- dig dieſer Prinz auch ſeyn mogte, ſo war ____ ſeine Ermordung eine grauſame Ungerechtigkeit, und ein ſchroͤcklicher Eingriff in die Rechte des engliſchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/318
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/318>, abgerufen am 31.10.2024.