Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

-- nichts geholfen. Der Bursche, welcher der-
gleichen unnützes Geräthe mit herumschleppen muß,
ist nur geplagt, und es wäre, selbst nach dem Ge-
ständniß aller Offiziere, besser, diese Dinge gar
nicht mehr zu haben.

Ich muß meine Leser um Verzeihung bitten,
daß ich von unsern Winterquartieren so viel und
doch so wenig vollständig erzählt habe: Ich weiß
das alles recht gut selbst: weiß, was ich ausließ,
weis auch, was ich noch mehr hätte auslassen kön-
nen. Da ich aber kein Zeitungsschreiber bin, so
liegt mir die Pflicht der Vollständigkeit nicht ob,
und als mein eigner Memorist habe ich die Wahl,
welche Begebenheit ich der Erzählung werth halte,
und welche nicht. Es ist hier gar vieles relativ. --

Ich hatte diesen Winter über keine Noth gelit-
ten: einmal hatte ich durch die Großmuth des Her-
zogs Friedrich von Braunschweig doppeltes
Traktament, und dann hatte Hr. Bispink mich
reichlich mit Gelde versehen, wobey er, weil die
Post in Halle kein baares Geld zur Armee annahm,
eben so viel Mühe, als Kosten gehabt hat. Der
Leser wird noch in der Folge sehen, daß ich auf der
ganzen Erde niemandes Schuldner mehr bin, als
dieses rechtschaffnen Mannes.

Mein bester Zeitvertreib diesen Winter über, in
der immer gut geheizten Stube meines Wirthes,

— nichts geholfen. Der Burſche, welcher der-
gleichen unnuͤtzes Geraͤthe mit herumſchleppen muß,
iſt nur geplagt, und es waͤre, ſelbſt nach dem Ge-
ſtaͤndniß aller Offiziere, beſſer, dieſe Dinge gar
nicht mehr zu haben.

Ich muß meine Leſer um Verzeihung bitten,
daß ich von unſern Winterquartieren ſo viel und
doch ſo wenig vollſtaͤndig erzaͤhlt habe: Ich weiß
das alles recht gut ſelbſt: weiß, was ich ausließ,
weis auch, was ich noch mehr haͤtte auslaſſen koͤn-
nen. Da ich aber kein Zeitungsſchreiber bin, ſo
liegt mir die Pflicht der Vollſtaͤndigkeit nicht ob,
und als mein eigner Memoriſt habe ich die Wahl,
welche Begebenheit ich der Erzaͤhlung werth halte,
und welche nicht. Es iſt hier gar vieles relativ. —

Ich hatte dieſen Winter uͤber keine Noth gelit-
ten: einmal hatte ich durch die Großmuth des Her-
zogs Friedrich von Braunſchweig doppeltes
Traktament, und dann hatte Hr. Bispink mich
reichlich mit Gelde verſehen, wobey er, weil die
Poſt in Halle kein baares Geld zur Armee annahm,
eben ſo viel Muͤhe, als Koſten gehabt hat. Der
Leſer wird noch in der Folge ſehen, daß ich auf der
ganzen Erde niemandes Schuldner mehr bin, als
dieſes rechtſchaffnen Mannes.

Mein beſter Zeitvertreib dieſen Winter uͤber, in
der immer gut geheizten Stube meines Wirthes,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0326" n="314"/>
&#x2014; nichts geholfen. Der Bur&#x017F;che, welcher der-<lb/>
gleichen unnu&#x0364;tzes Gera&#x0364;the mit herum&#x017F;chleppen muß,<lb/>
i&#x017F;t nur geplagt, und es wa&#x0364;re, &#x017F;elb&#x017F;t nach dem Ge-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndniß aller Offiziere, be&#x017F;&#x017F;er, die&#x017F;e Dinge gar<lb/>
nicht mehr zu haben.</p><lb/>
        <p>Ich muß meine Le&#x017F;er um Verzeihung bitten,<lb/>
daß ich von un&#x017F;ern Winterquartieren &#x017F;o viel und<lb/>
doch &#x017F;o wenig voll&#x017F;ta&#x0364;ndig erza&#x0364;hlt habe: Ich weiß<lb/>
das alles recht gut &#x017F;elb&#x017F;t: weiß, was ich ausließ,<lb/>
weis auch, was ich noch mehr ha&#x0364;tte ausla&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;n-<lb/>
nen. Da ich aber kein Zeitungs&#x017F;chreiber bin, &#x017F;o<lb/>
liegt mir die Pflicht der Voll&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit nicht ob,<lb/>
und als mein eigner Memori&#x017F;t habe ich die Wahl,<lb/>
welche Begebenheit ich der Erza&#x0364;hlung werth halte,<lb/>
und welche nicht. Es i&#x017F;t hier gar vieles relativ. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Ich hatte die&#x017F;en Winter u&#x0364;ber keine Noth gelit-<lb/>
ten: einmal hatte ich durch die Großmuth des Her-<lb/>
zogs <hi rendition="#g">Friedrich</hi> von <hi rendition="#g">Braun&#x017F;chweig</hi> doppeltes<lb/>
Traktament, und dann hatte Hr. <hi rendition="#g">Bispink</hi> mich<lb/>
reichlich mit Gelde ver&#x017F;ehen, wobey er, weil die<lb/>
Po&#x017F;t in Halle kein baares Geld zur Armee annahm,<lb/>
eben &#x017F;o viel Mu&#x0364;he, als Ko&#x017F;ten gehabt hat. Der<lb/>
Le&#x017F;er wird noch in der Folge &#x017F;ehen, daß ich auf der<lb/>
ganzen Erde niemandes Schuldner mehr bin, als<lb/>
die&#x017F;es recht&#x017F;chaffnen Mannes.</p><lb/>
        <p>Mein be&#x017F;ter Zeitvertreib die&#x017F;en Winter u&#x0364;ber, in<lb/>
der immer gut geheizten Stube meines Wirthes,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[314/0326] — nichts geholfen. Der Burſche, welcher der- gleichen unnuͤtzes Geraͤthe mit herumſchleppen muß, iſt nur geplagt, und es waͤre, ſelbſt nach dem Ge- ſtaͤndniß aller Offiziere, beſſer, dieſe Dinge gar nicht mehr zu haben. Ich muß meine Leſer um Verzeihung bitten, daß ich von unſern Winterquartieren ſo viel und doch ſo wenig vollſtaͤndig erzaͤhlt habe: Ich weiß das alles recht gut ſelbſt: weiß, was ich ausließ, weis auch, was ich noch mehr haͤtte auslaſſen koͤn- nen. Da ich aber kein Zeitungsſchreiber bin, ſo liegt mir die Pflicht der Vollſtaͤndigkeit nicht ob, und als mein eigner Memoriſt habe ich die Wahl, welche Begebenheit ich der Erzaͤhlung werth halte, und welche nicht. Es iſt hier gar vieles relativ. — Ich hatte dieſen Winter uͤber keine Noth gelit- ten: einmal hatte ich durch die Großmuth des Her- zogs Friedrich von Braunſchweig doppeltes Traktament, und dann hatte Hr. Bispink mich reichlich mit Gelde verſehen, wobey er, weil die Poſt in Halle kein baares Geld zur Armee annahm, eben ſo viel Muͤhe, als Koſten gehabt hat. Der Leſer wird noch in der Folge ſehen, daß ich auf der ganzen Erde niemandes Schuldner mehr bin, als dieſes rechtſchaffnen Mannes. Mein beſter Zeitvertreib dieſen Winter uͤber, in der immer gut geheizten Stube meines Wirthes,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/326
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/326>, abgerufen am 12.06.2024.