Der König hatte zu Alsheim am Alt-Rhein, ohn- weit Gundersblum, sein Quartier genommen, nach- dem sich der französische General Houchard end- lich auch von Alzey wegretirirt hatte: denn nun hielt man sich vor den Franzosen ganz sicher. Al- lein es stand noch ein Haufen bey Oppenheim, wel- cher zu Cüstines Armee gehörte, und in der Nacht vom 30 zum 31sten März durchbrechen und eine An- zahl von Kostbarkeiten aus Maynz nach Landau bringen wollte. Als sie vollends erfuhren, daß der König von Preußen sein nur schwach beseztes Haupt- quartier in Alsheim habe, so wurden sie voll Muth, und beschlossen, dasselbe anzugreifen, und den Kö- nig gefangen zu nehmen. Diese Absicht hätten sie auch erreichen können, wenn nicht Merlin, der Repräsentant, dem General Blou das Kom- mando genommen hätte. Dadurch nämlich ent- stand Zwist unter den Nationalgarden und Linien- truppen, wie die französischen Truppen damals
Neun und zwanzigſtes Kapitel.
Was vor der Belagerung von Maynz herging.
Der Koͤnig hatte zu Alsheim am Alt-Rhein, ohn- weit Gundersblum, ſein Quartier genommen, nach- dem ſich der franzoͤſiſche General Houchard end- lich auch von Alzey wegretirirt hatte: denn nun hielt man ſich vor den Franzoſen ganz ſicher. Al- lein es ſtand noch ein Haufen bey Oppenheim, wel- cher zu Cuͤſtines Armee gehoͤrte, und in der Nacht vom 30 zum 31ſten Maͤrz durchbrechen und eine An- zahl von Koſtbarkeiten aus Maynz nach Landau bringen wollte. Als ſie vollends erfuhren, daß der Koͤnig von Preußen ſein nur ſchwach beſeztes Haupt- quartier in Alsheim habe, ſo wurden ſie voll Muth, und beſchloſſen, daſſelbe anzugreifen, und den Koͤ- nig gefangen zu nehmen. Dieſe Abſicht haͤtten ſie auch erreichen koͤnnen, wenn nicht Merlin, der Repraͤſentant, dem General Blou das Kom- mando genommen haͤtte. Dadurch naͤmlich ent- ſtand Zwiſt unter den Nationalgarden und Linien- truppen, wie die franzoͤſiſchen Truppen damals
<TEI><text><body><pbfacs="#f0339"n="327"/><divn="1"><head>Neun und zwanzigſtes Kapitel.</head><lb/><p><hirendition="#g">Was vor der Belagerung von Maynz herging</hi>.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">D</hi>er Koͤnig hatte zu Alsheim am Alt-Rhein, ohn-<lb/>
weit Gundersblum, ſein Quartier genommen, nach-<lb/>
dem ſich der franzoͤſiſche General <hirendition="#g">Houchard</hi> end-<lb/>
lich auch von Alzey wegretirirt hatte: denn nun<lb/>
hielt man ſich vor den Franzoſen ganz ſicher. Al-<lb/>
lein es ſtand noch ein Haufen bey Oppenheim, wel-<lb/>
cher zu <hirendition="#g">Cuͤſtines</hi> Armee gehoͤrte, und in der Nacht<lb/>
vom 30 zum 31ſten Maͤrz durchbrechen und eine An-<lb/>
zahl von Koſtbarkeiten aus Maynz nach Landau<lb/>
bringen wollte. Als ſie vollends erfuhren, daß der<lb/>
Koͤnig von Preußen ſein nur ſchwach beſeztes Haupt-<lb/>
quartier in Alsheim habe, ſo wurden ſie voll Muth,<lb/>
und beſchloſſen, daſſelbe anzugreifen, und den Koͤ-<lb/>
nig gefangen zu nehmen. Dieſe Abſicht haͤtten ſie<lb/>
auch erreichen koͤnnen, wenn nicht <hirendition="#g">Merlin</hi>, der<lb/>
Repraͤſentant, dem General <hirendition="#g">Blou</hi> das Kom-<lb/>
mando genommen haͤtte. Dadurch naͤmlich ent-<lb/>ſtand Zwiſt unter den Nationalgarden und Linien-<lb/>
truppen, wie die franzoͤſiſchen Truppen damals<lb/></p></div></body></text></TEI>
[327/0339]
Neun und zwanzigſtes Kapitel.
Was vor der Belagerung von Maynz herging.
Der Koͤnig hatte zu Alsheim am Alt-Rhein, ohn-
weit Gundersblum, ſein Quartier genommen, nach-
dem ſich der franzoͤſiſche General Houchard end-
lich auch von Alzey wegretirirt hatte: denn nun
hielt man ſich vor den Franzoſen ganz ſicher. Al-
lein es ſtand noch ein Haufen bey Oppenheim, wel-
cher zu Cuͤſtines Armee gehoͤrte, und in der Nacht
vom 30 zum 31ſten Maͤrz durchbrechen und eine An-
zahl von Koſtbarkeiten aus Maynz nach Landau
bringen wollte. Als ſie vollends erfuhren, daß der
Koͤnig von Preußen ſein nur ſchwach beſeztes Haupt-
quartier in Alsheim habe, ſo wurden ſie voll Muth,
und beſchloſſen, daſſelbe anzugreifen, und den Koͤ-
nig gefangen zu nehmen. Dieſe Abſicht haͤtten ſie
auch erreichen koͤnnen, wenn nicht Merlin, der
Repraͤſentant, dem General Blou das Kom-
mando genommen haͤtte. Dadurch naͤmlich ent-
ſtand Zwiſt unter den Nationalgarden und Linien-
truppen, wie die franzoͤſiſchen Truppen damals
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/339>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.