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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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und noch lange hernach hießen; und dieser Zwist
verdarb den ganzen Plan. So stark die Franzosen
anfänglich auch marschiert waren, so laß wurden
sie jezt und ließen sich auch noch zu einer Kanonade
gegen eine in aller Eile bey Hangen-Wohlheim
aufgeworfnen Batterie verleiten, und drangen nicht
vor. Sie hatten aber auch nicht Raum, sich aus-
zudehnen, und wichen sehr bald nach Maynz zurück,
ob sie gleich 8000 Mann stark gewesen seyn sollen,
da gewiß noch keine 2000 Preußen, alles mitgerech-
net, gegen sie da waren.

Bey diesem gefährlichen Anfall bewies sich un-
ser König, wie sich ein König beweisen muß, der
Soldaten im Kriege anführt. Bey der Nachricht,
daß er überfallen sey, erblaßte er zwar etwas,
und sagte: Hm, hm, das ist doch des Teufels!
Aber sogleich gab er Befehle zur Vertheidigung, und
zwar so treffend, und anwendbar, daß seine Anstal-
ten den erwünschten Erfolg haben mußten. Das
Regiment Wolfrath, oder die braunen Husaren
haben sich bey dieser Gelegenheit besonders gut aus-
gezeichnet: Die Franzosen aber haben auch nicht
viel Verlust gehabt.

Wir lagen indessen in guter Ruhe in den Dör-
fern, und erfuhren erst den andern Tag, in wel-
cher Gefahr unser König gewesen war. "Gott, was
wäre das ein Unglück gewesen, sagte ein Offizier

und noch lange hernach hießen; und dieſer Zwiſt
verdarb den ganzen Plan. So ſtark die Franzoſen
anfaͤnglich auch marſchiert waren, ſo laß wurden
ſie jezt und ließen ſich auch noch zu einer Kanonade
gegen eine in aller Eile bey Hangen-Wohlheim
aufgeworfnen Batterie verleiten, und drangen nicht
vor. Sie hatten aber auch nicht Raum, ſich aus-
zudehnen, und wichen ſehr bald nach Maynz zuruͤck,
ob ſie gleich 8000 Mann ſtark geweſen ſeyn ſollen,
da gewiß noch keine 2000 Preußen, alles mitgerech-
net, gegen ſie da waren.

Bey dieſem gefaͤhrlichen Anfall bewies ſich un-
ſer Koͤnig, wie ſich ein Koͤnig beweiſen muß, der
Soldaten im Kriege anfuͤhrt. Bey der Nachricht,
daß er uͤberfallen ſey, erblaßte er zwar etwas,
und ſagte: Hm, hm, das iſt doch des Teufels!
Aber ſogleich gab er Befehle zur Vertheidigung, und
zwar ſo treffend, und anwendbar, daß ſeine Anſtal-
ten den erwuͤnſchten Erfolg haben mußten. Das
Regiment Wolfrath, oder die braunen Huſaren
haben ſich bey dieſer Gelegenheit beſonders gut aus-
gezeichnet: Die Franzoſen aber haben auch nicht
viel Verluſt gehabt.

Wir lagen indeſſen in guter Ruhe in den Doͤr-
fern, und erfuhren erſt den andern Tag, in wel-
cher Gefahr unſer Koͤnig geweſen war. „Gott, was
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[328/0340] und noch lange hernach hießen; und dieſer Zwiſt verdarb den ganzen Plan. So ſtark die Franzoſen anfaͤnglich auch marſchiert waren, ſo laß wurden ſie jezt und ließen ſich auch noch zu einer Kanonade gegen eine in aller Eile bey Hangen-Wohlheim aufgeworfnen Batterie verleiten, und drangen nicht vor. Sie hatten aber auch nicht Raum, ſich aus- zudehnen, und wichen ſehr bald nach Maynz zuruͤck, ob ſie gleich 8000 Mann ſtark geweſen ſeyn ſollen, da gewiß noch keine 2000 Preußen, alles mitgerech- net, gegen ſie da waren. Bey dieſem gefaͤhrlichen Anfall bewies ſich un- ſer Koͤnig, wie ſich ein Koͤnig beweiſen muß, der Soldaten im Kriege anfuͤhrt. Bey der Nachricht, daß er uͤberfallen ſey, erblaßte er zwar etwas, und ſagte: Hm, hm, das iſt doch des Teufels! Aber ſogleich gab er Befehle zur Vertheidigung, und zwar ſo treffend, und anwendbar, daß ſeine Anſtal- ten den erwuͤnſchten Erfolg haben mußten. Das Regiment Wolfrath, oder die braunen Huſaren haben ſich bey dieſer Gelegenheit beſonders gut aus- gezeichnet: Die Franzoſen aber haben auch nicht viel Verluſt gehabt. Wir lagen indeſſen in guter Ruhe in den Doͤr- fern, und erfuhren erſt den andern Tag, in wel- cher Gefahr unſer Koͤnig geweſen war. „Gott, was waͤre das ein Ungluͤck geweſen, ſagte ein Offizier

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/340>, abgerufen am 21.11.2024.