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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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wenn man erfährt, daß noch große Männer sich
unsrer erinnern: man versöhnt sich dann wieder
mit den Menschen, und ist über den Schwächling,
der uns zu verachten meynt, nicht weiter böse, ja,
wir dünken uns alsdann viel zu gut, als daß wir
ihn auch nur mit Verachtung bestrafen sollten.
Dieß war jezt mein Fall. Der Herzog versicherte
mich nebenher: daß man mir den ganzen Feldzug
hindurch, auf seine Veranstaltung, doppelte Löh-
nung reichen würde; und diese habe ich auch bis zu
meinem Uebergang nach Frankreich im Herbste 1793
richtig gezogen.

Hier ließ nun auch der Herzog von Braun-
schweig, als Generalissimus der vereinigten Ar-
meen, jenes Manifest an die Bewohner Frank-
reichs ausgehen, welches so viel Lärmen weit und
breit erregt, den Politikern so reichen und mannig-
faltigen Stoff zum Räsonniren und Deräsonniren
geliefert hat, und eine der Hauptursachen geworden
ist an dem Verfall des Königthums in Frankreich,
an dem Unglücke der Preußischen Armee, und an
dem Tode des unglücklichen Louis Capet und
seiner Familie. -- Ich enthalte mich aller An-
merkungen über diese Schrift: denn ich bin kein
Politiker, kein Aristokrat, kein Demokrat. Doch
muß ich dem Leser ein Gespräch mittheilen, welches
ich lange Zeit hernach mit einem Bürger in Landau

wenn man erfaͤhrt, daß noch große Maͤnner ſich
unſrer erinnern: man verſoͤhnt ſich dann wieder
mit den Menſchen, und iſt uͤber den Schwaͤchling,
der uns zu verachten meynt, nicht weiter boͤſe, ja,
wir duͤnken uns alsdann viel zu gut, als daß wir
ihn auch nur mit Verachtung beſtrafen ſollten.
Dieß war jezt mein Fall. Der Herzog verſicherte
mich nebenher: daß man mir den ganzen Feldzug
hindurch, auf ſeine Veranſtaltung, doppelte Loͤh-
nung reichen wuͤrde; und dieſe habe ich auch bis zu
meinem Uebergang nach Frankreich im Herbſte 1793
richtig gezogen.

Hier ließ nun auch der Herzog von Braun-
ſchweig, als Generaliſſimus der vereinigten Ar-
meen, jenes Manifeſt an die Bewohner Frank-
reichs ausgehen, welches ſo viel Laͤrmen weit und
breit erregt, den Politikern ſo reichen und mannig-
faltigen Stoff zum Raͤſonniren und Deraͤſonniren
geliefert hat, und eine der Haupturſachen geworden
iſt an dem Verfall des Koͤnigthums in Frankreich,
an dem Ungluͤcke der Preußiſchen Armee, und an
dem Tode des ungluͤcklichen Louis Capet und
ſeiner Familie. — Ich enthalte mich aller An-
merkungen uͤber dieſe Schrift: denn ich bin kein
Politiker, kein Ariſtokrat, kein Demokrat. Doch
muß ich dem Leſer ein Geſpraͤch mittheilen, welches
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[22/0034] wenn man erfaͤhrt, daß noch große Maͤnner ſich unſrer erinnern: man verſoͤhnt ſich dann wieder mit den Menſchen, und iſt uͤber den Schwaͤchling, der uns zu verachten meynt, nicht weiter boͤſe, ja, wir duͤnken uns alsdann viel zu gut, als daß wir ihn auch nur mit Verachtung beſtrafen ſollten. Dieß war jezt mein Fall. Der Herzog verſicherte mich nebenher: daß man mir den ganzen Feldzug hindurch, auf ſeine Veranſtaltung, doppelte Loͤh- nung reichen wuͤrde; und dieſe habe ich auch bis zu meinem Uebergang nach Frankreich im Herbſte 1793 richtig gezogen. Hier ließ nun auch der Herzog von Braun- ſchweig, als Generaliſſimus der vereinigten Ar- meen, jenes Manifeſt an die Bewohner Frank- reichs ausgehen, welches ſo viel Laͤrmen weit und breit erregt, den Politikern ſo reichen und mannig- faltigen Stoff zum Raͤſonniren und Deraͤſonniren geliefert hat, und eine der Haupturſachen geworden iſt an dem Verfall des Koͤnigthums in Frankreich, an dem Ungluͤcke der Preußiſchen Armee, und an dem Tode des ungluͤcklichen Louis Capet und ſeiner Familie. — Ich enthalte mich aller An- merkungen uͤber dieſe Schrift: denn ich bin kein Politiker, kein Ariſtokrat, kein Demokrat. Doch muß ich dem Leſer ein Geſpraͤch mittheilen, welches ich lange Zeit hernach mit einem Buͤrger in Landau

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/34>, abgerufen am 29.04.2024.