bald reden werde, so konnten sie nicht so viel ver- schleudern, als diese; und wir waren daher bey den eigennützigen Koblenzern gar niedrig angeschrie- ben. Die Leute sagten uns unverholen: Wir wären schrofe, garstige Preußen, und hätten die französische Eleganz ganz und gar nicht. -- Ein Kaufmann, in dessen Laden ich mich über die schlechte Beschaffenheit seines Tobaks beschwerte, sagte mir gerade heraus: die Emigranten rauchten beynahe gar nicht; sonst würden die Koblenzer für guten Tobak gewiß gesorgt haben: dieser da -- sey für die deutschen Völker vollkommen gut: die hätten ohnehin nicht viel wegzuwerfen, und könnten den theuren Tobak nicht bezahlen.
Ich hatte mich über diese und andere Imperti- nenzen der Koblenzer eines Tages sehr geärgert, als ich bey meiner Zuhausekunft alle Ursache fand, meine muntere Laune zurück zurufen. Der Her- zog Friedrich von Braunschweig, jezt re- gierender Fürst zu Oels, den ich schon im ersten Bande als einen der ersten Menschen beschrieben habe, und den jederman dafür anerkennt, hatte für gut gefunden, mir auf einen lateinischen Brief gleichfalls lateinisch zu antworten. Diesen Brief fand ich in meinem Quartier, und war über die edlen Gesinnungen dieses ehrwürdigen Fürsten bey- nahe außer mir. Es ist wirklich überaus angenehm,
bald reden werde, ſo konnten ſie nicht ſo viel ver- ſchleudern, als dieſe; und wir waren daher bey den eigennuͤtzigen Koblenzern gar niedrig angeſchrie- ben. Die Leute ſagten uns unverholen: Wir waͤren ſchrofe, garſtige Preußen, und haͤtten die franzoͤſiſche Eleganz ganz und gar nicht. — Ein Kaufmann, in deſſen Laden ich mich uͤber die ſchlechte Beſchaffenheit ſeines Tobaks beſchwerte, ſagte mir gerade heraus: die Emigranten rauchten beynahe gar nicht; ſonſt wuͤrden die Koblenzer fuͤr guten Tobak gewiß geſorgt haben: dieſer da — ſey fuͤr die deutſchen Voͤlker vollkommen gut: die haͤtten ohnehin nicht viel wegzuwerfen, und koͤnnten den theuren Tobak nicht bezahlen.
Ich hatte mich uͤber dieſe und andere Imperti- nenzen der Koblenzer eines Tages ſehr geaͤrgert, als ich bey meiner Zuhauſekunft alle Urſache fand, meine muntere Laune zuruͤck zurufen. Der Her- zog Friedrich von Braunſchweig, jezt re- gierender Fuͤrſt zu Oels, den ich ſchon im erſten Bande als einen der erſten Menſchen beſchrieben habe, und den jederman dafuͤr anerkennt, hatte fuͤr gut gefunden, mir auf einen lateiniſchen Brief gleichfalls lateiniſch zu antworten. Dieſen Brief fand ich in meinem Quartier, und war uͤber die edlen Geſinnungen dieſes ehrwuͤrdigen Fuͤrſten bey- nahe außer mir. Es iſt wirklich uͤberaus angenehm,
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bald reden werde, ſo konnten ſie nicht ſo viel ver-
ſchleudern, als dieſe; und wir waren daher bey
den eigennuͤtzigen Koblenzern gar niedrig angeſchrie-
ben. Die Leute ſagten uns unverholen: Wir
waͤren ſchrofe, garſtige Preußen, und haͤtten die
franzoͤſiſche Eleganz ganz und gar nicht. — Ein
Kaufmann, in deſſen Laden ich mich uͤber die ſchlechte
Beſchaffenheit ſeines Tobaks beſchwerte, ſagte mir
gerade heraus: die Emigranten rauchten beynahe
gar nicht; ſonſt wuͤrden die Koblenzer fuͤr guten
Tobak gewiß geſorgt haben: dieſer da — ſey fuͤr die
deutſchen Voͤlker vollkommen gut: die haͤtten ohnehin
nicht viel wegzuwerfen, und koͤnnten den theuren
Tobak nicht bezahlen.
Ich hatte mich uͤber dieſe und andere Imperti-
nenzen der Koblenzer eines Tages ſehr geaͤrgert,
als ich bey meiner Zuhauſekunft alle Urſache fand,
meine muntere Laune zuruͤck zurufen. Der Her-
zog Friedrich von Braunſchweig, jezt re-
gierender Fuͤrſt zu Oels, den ich ſchon im erſten
Bande als einen der erſten Menſchen beſchrieben
habe, und den jederman dafuͤr anerkennt, hatte
fuͤr gut gefunden, mir auf einen lateiniſchen Brief
gleichfalls lateiniſch zu antworten. Dieſen Brief
fand ich in meinem Quartier, und war uͤber die
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nahe außer mir. Es iſt wirklich uͤberaus angenehm,
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/33>, abgerufen am 21.11.2024.
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