mit Hn. Köster, Pfarrer zu Niederfaulheim, ei- nem Vetter von mir, dessen ich im I. Th. gedacht habe, führte, als er mich während der Blokade von Maynz besuchte. Was bewog sie denn, fragte ich ihn, den Neufränkischen Grundsätzen beyzu- treten?
Köster: Nicht ihr Glanz, auch nicht ihre Neuheit, eben so wenig ihre Kühnheit und Größe: aber, wenn es unsern Fürsten erlaubt war, sich durch die Flucht zu retten: warum sollte es uns nicht erlaubt seyn, uns durch Klugheit zu ret- ten? Und blos Klugheit war es, daß ich und tau- send Andere uns lieber fügten, als uns unnützer Weiser necken, oder gar ohne Sack und Pack fort- jagen ließen. Freilich, wenn wir, wie unsre Herren, Geld und Credit genug gehabt hätten, um nach ergriffner Flucht unser Brod und unsere Be- quemlichkeit überall zu finden; und wären uns, wie ihnen, Land und Leute zu Gebot gestanden, um unsere Wohnungen und unsern gewöhnten Wohl- stand aus ihrem Beutel und Ertrag dereinst wieder herzustellen: o dann wäre es für die Meisten Thor- heit gewesen, sich durch Flucht nicht eben so zu retten, wie sie. Aber hier, lieber Vetter, lag der Knoten, und Schande wars für die Klubbisten- Profose, daß sie auf diesen Knoten so wenig Rück- sicht nahmen! Retten mußten wir uns einmal selbst,
mit Hn. Koͤſter, Pfarrer zu Niederfaulheim, ei- nem Vetter von mir, deſſen ich im I. Th. gedacht habe, fuͤhrte, als er mich waͤhrend der Blokade von Maynz beſuchte. Was bewog ſie denn, fragte ich ihn, den Neufraͤnkiſchen Grundſaͤtzen beyzu- treten?
Koͤſter: Nicht ihr Glanz, auch nicht ihre Neuheit, eben ſo wenig ihre Kuͤhnheit und Groͤße: aber, wenn es unſern Fuͤrſten erlaubt war, ſich durch die Flucht zu retten: warum ſollte es uns nicht erlaubt ſeyn, uns durch Klugheit zu ret- ten? Und blos Klugheit war es, daß ich und tau- ſend Andere uns lieber fuͤgten, als uns unnuͤtzer Weiſer necken, oder gar ohne Sack und Pack fort- jagen ließen. Freilich, wenn wir, wie unſre Herren, Geld und Credit genug gehabt haͤtten, um nach ergriffner Flucht unſer Brod und unſere Be- quemlichkeit uͤberall zu finden; und waͤren uns, wie ihnen, Land und Leute zu Gebot geſtanden, um unſere Wohnungen und unſern gewoͤhnten Wohl- ſtand aus ihrem Beutel und Ertrag dereinſt wieder herzuſtellen: o dann waͤre es fuͤr die Meiſten Thor- heit geweſen, ſich durch Flucht nicht eben ſo zu retten, wie ſie. Aber hier, lieber Vetter, lag der Knoten, und Schande wars fuͤr die Klubbiſten- Profoſe, daß ſie auf dieſen Knoten ſo wenig Ruͤck- ſicht nahmen! Retten mußten wir uns einmal ſelbſt,
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mit Hn. Koͤſter, Pfarrer zu Niederfaulheim, ei-
nem Vetter von mir, deſſen ich im I. Th. gedacht
habe, fuͤhrte, als er mich waͤhrend der Blokade
von Maynz beſuchte. Was bewog ſie denn, fragte
ich ihn, den Neufraͤnkiſchen Grundſaͤtzen beyzu-
treten?
Koͤſter: Nicht ihr Glanz, auch nicht ihre
Neuheit, eben ſo wenig ihre Kuͤhnheit und Groͤße:
aber, wenn es unſern Fuͤrſten erlaubt war, ſich
durch die Flucht zu retten: warum ſollte es uns
nicht erlaubt ſeyn, uns durch Klugheit zu ret-
ten? Und blos Klugheit war es, daß ich und tau-
ſend Andere uns lieber fuͤgten, als uns unnuͤtzer
Weiſer necken, oder gar ohne Sack und Pack fort-
jagen ließen. Freilich, wenn wir, wie unſre
Herren, Geld und Credit genug gehabt haͤtten, um
nach ergriffner Flucht unſer Brod und unſere Be-
quemlichkeit uͤberall zu finden; und waͤren uns,
wie ihnen, Land und Leute zu Gebot geſtanden,
um unſere Wohnungen und unſern gewoͤhnten Wohl-
ſtand aus ihrem Beutel und Ertrag dereinſt wieder
herzuſtellen: o dann waͤre es fuͤr die Meiſten Thor-
heit geweſen, ſich durch Flucht nicht eben ſo zu
retten, wie ſie. Aber hier, lieber Vetter, lag der
Knoten, und Schande wars fuͤr die Klubbiſten-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/364>, abgerufen am 22.11.2024.
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