Wir hatten unter andern schlimmen Posten auch die sogenannte Leimgrube, dicht an einer Rhein- insel, zu besetzen Diese Grube wurde von unsern Leuten bald die Mordgrube genannt, weil alle Ta- ge Mehrere daselbst erschossen wurden: denn auf der Insel, welche nur durch einen schmalen Kanal davon getrennt war, stunden die Franzosen, und sobald sich nur einer von uns über den aufgeworf- nen Damm mit dem Kopfe erhob, schossen sie so gewiß, daß sie ihm allemal das Hirn zerschmet- terten. In diesem Mordloch liegen viele von den Unsrigen begraben: von unserm Bataillon allein büßten mehr als 30 Mann ihr Leben da ein.
Die Franzosen waren, wie gesagt, nur durch einen schmalen Kanal von unserm Posten getrennt, und sonach konnte man gegenseitig alles hören, was auf dieser oder jener Seite gesprochen wurde, wenn man nur vernehmlich sprach. Merkten nun die Deutschen, daß auch Deutsche unter den Franzosen waren, so gieng sofort das Geschimpfe an, wel- ches zuweilen viele Stunden immer im nämlichen
Drey und dreyßigſtes Kapitel.
Noch uͤber die Maynzer Belagerung.
Wir hatten unter andern ſchlimmen Poſten auch die ſogenannte Leimgrube, dicht an einer Rhein- inſel, zu beſetzen Dieſe Grube wurde von unſern Leuten bald die Mordgrube genannt, weil alle Ta- ge Mehrere daſelbſt erſchoſſen wurden: denn auf der Inſel, welche nur durch einen ſchmalen Kanal davon getrennt war, ſtunden die Franzoſen, und ſobald ſich nur einer von uns uͤber den aufgeworf- nen Damm mit dem Kopfe erhob, ſchoſſen ſie ſo gewiß, daß ſie ihm allemal das Hirn zerſchmet- terten. In dieſem Mordloch liegen viele von den Unſrigen begraben: von unſerm Bataillon allein buͤßten mehr als 30 Mann ihr Leben da ein.
Die Franzoſen waren, wie geſagt, nur durch einen ſchmalen Kanal von unſerm Poſten getrennt, und ſonach konnte man gegenſeitig alles hoͤren, was auf dieſer oder jener Seite geſprochen wurde, wenn man nur vernehmlich ſprach. Merkten nun die Deutſchen, daß auch Deutſche unter den Franzoſen waren, ſo gieng ſofort das Geſchimpfe an, wel- ches zuweilen viele Stunden immer im naͤmlichen
<TEI><text><body><pbfacs="#f0391"n="379"/><divn="1"><head>Drey und dreyßigſtes Kapitel.</head><lb/><argument><p><hirendition="#g">Noch uͤber die Maynzer Belagerung</hi>.</p></argument><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">W</hi>ir hatten unter andern ſchlimmen Poſten auch<lb/>
die ſogenannte Leimgrube, dicht an einer Rhein-<lb/>
inſel, zu beſetzen Dieſe Grube wurde von unſern<lb/>
Leuten bald die Mordgrube genannt, weil alle Ta-<lb/>
ge Mehrere daſelbſt erſchoſſen wurden: denn auf<lb/>
der Inſel, welche nur durch einen ſchmalen Kanal<lb/>
davon getrennt war, ſtunden die Franzoſen, und<lb/>ſobald ſich nur einer von uns uͤber den aufgeworf-<lb/>
nen Damm mit dem Kopfe erhob, ſchoſſen ſie ſo<lb/>
gewiß, daß ſie ihm allemal das Hirn zerſchmet-<lb/>
terten. In dieſem Mordloch liegen viele von den<lb/>
Unſrigen begraben: von unſerm Bataillon allein<lb/>
buͤßten mehr als 30 Mann ihr Leben da ein.</p><lb/><p>Die Franzoſen waren, wie geſagt, nur durch<lb/>
einen ſchmalen Kanal von unſerm Poſten getrennt,<lb/>
und ſonach konnte man gegenſeitig alles hoͤren, was<lb/>
auf dieſer oder jener Seite geſprochen wurde, wenn<lb/>
man nur vernehmlich ſprach. Merkten nun die<lb/>
Deutſchen, daß auch Deutſche unter den Franzoſen<lb/>
waren, ſo gieng ſofort das Geſchimpfe an, wel-<lb/>
ches zuweilen viele Stunden immer im naͤmlichen<lb/></p></div></body></text></TEI>
[379/0391]
Drey und dreyßigſtes Kapitel.
Noch uͤber die Maynzer Belagerung.
Wir hatten unter andern ſchlimmen Poſten auch
die ſogenannte Leimgrube, dicht an einer Rhein-
inſel, zu beſetzen Dieſe Grube wurde von unſern
Leuten bald die Mordgrube genannt, weil alle Ta-
ge Mehrere daſelbſt erſchoſſen wurden: denn auf
der Inſel, welche nur durch einen ſchmalen Kanal
davon getrennt war, ſtunden die Franzoſen, und
ſobald ſich nur einer von uns uͤber den aufgeworf-
nen Damm mit dem Kopfe erhob, ſchoſſen ſie ſo
gewiß, daß ſie ihm allemal das Hirn zerſchmet-
terten. In dieſem Mordloch liegen viele von den
Unſrigen begraben: von unſerm Bataillon allein
buͤßten mehr als 30 Mann ihr Leben da ein.
Die Franzoſen waren, wie geſagt, nur durch
einen ſchmalen Kanal von unſerm Poſten getrennt,
und ſonach konnte man gegenſeitig alles hoͤren, was
auf dieſer oder jener Seite geſprochen wurde, wenn
man nur vernehmlich ſprach. Merkten nun die
Deutſchen, daß auch Deutſche unter den Franzoſen
waren, ſo gieng ſofort das Geſchimpfe an, wel-
ches zuweilen viele Stunden immer im naͤmlichen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/391>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.