Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

tus, und in drey Tagen war mein Fuß wieder
hergestellt. Diese Mönche stehen dort in der Ge-
gend in sehr großem Ansehn, und sind mit Recht
beliebt, wenn anders Mönche beliebt seyn sollen.
Sie sind gut fundirt, und wenden ihr meistes Ein-
kommen auf die Pflege der Kranken, die in ihr
Spital ohne Ansehen, selbst der Religion, aufge-
nommen werden, nur nicht die Venerischen, wahr-
scheinlich, weil diese Krankheit den Herren unbe-
kannt oder ein Gräuel ist.

Forst ist ein sehr schönes Dorf, wo ein Wein
wächst, der selbst dem Niersteiner oder Hochheimer
nicht viel nachgiebt, wenigstens ist er der beste in
der ganzen dortigen Gegend. Von Forst aus be-
suchte ich meine Freunde in Dürkheim an der Haart,
den Hn. R. Rath Laukhard, den Hn. Pfarrer
Braun und mehrere. Ich sah auch da den vor-
hinerwähnten Superintendenten Klevesahl, der
sich so weit herabließ, daß er mich armen preußi-
schen Musketier eines Gespräches würdigte. Er
war noch wie ehedem in Gießen, wohlgemästet,
stolz, grob, unwissend und intolerant. Ich sprach mit
ihm in Beyseyn des Marchese Lucchesini, so wie
man mit einem Pfaffen von Klevesahls Art spre-
chen muß: und der Hr. Marchese sagte mir hernach,
daß er sich über meine Freymüthigkeit gefreut habe.
Der absurde Wicht sprach unter andern von seinem

tus, und in drey Tagen war mein Fuß wieder
hergeſtellt. Dieſe Moͤnche ſtehen dort in der Ge-
gend in ſehr großem Anſehn, und ſind mit Recht
beliebt, wenn anders Moͤnche beliebt ſeyn ſollen.
Sie ſind gut fundirt, und wenden ihr meiſtes Ein-
kommen auf die Pflege der Kranken, die in ihr
Spital ohne Anſehen, ſelbſt der Religion, aufge-
nommen werden, nur nicht die Veneriſchen, wahr-
ſcheinlich, weil dieſe Krankheit den Herren unbe-
kannt oder ein Graͤuel iſt.

Forſt iſt ein ſehr ſchoͤnes Dorf, wo ein Wein
waͤchſt, der ſelbſt dem Nierſteiner oder Hochheimer
nicht viel nachgiebt, wenigſtens iſt er der beſte in
der ganzen dortigen Gegend. Von Forſt aus be-
ſuchte ich meine Freunde in Duͤrkheim an der Haart,
den Hn. R. Rath Laukhard, den Hn. Pfarrer
Braun und mehrere. Ich ſah auch da den vor-
hinerwaͤhnten Superintendenten Kleveſahl, der
ſich ſo weit herabließ, daß er mich armen preußi-
ſchen Musketier eines Geſpraͤches wuͤrdigte. Er
war noch wie ehedem in Gießen, wohlgemaͤſtet,
ſtolz, grob, unwiſſend und intolerant. Ich ſprach mit
ihm in Beyſeyn des Marcheſe Luccheſini, ſo wie
man mit einem Pfaffen von Kleveſahls Art ſpre-
chen muß: und der Hr. Marcheſe ſagte mir hernach,
daß er ſich uͤber meine Freymuͤthigkeit gefreut habe.
Der abſurde Wicht ſprach unter andern von ſeinem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0441" n="429"/>
tus, und in drey Tagen war mein Fuß wieder<lb/>
herge&#x017F;tellt. Die&#x017F;e Mo&#x0364;nche &#x017F;tehen dort in der Ge-<lb/>
gend in &#x017F;ehr großem An&#x017F;ehn, und &#x017F;ind mit Recht<lb/>
beliebt, wenn anders Mo&#x0364;nche beliebt &#x017F;eyn &#x017F;ollen.<lb/>
Sie &#x017F;ind gut fundirt, und wenden ihr mei&#x017F;tes Ein-<lb/>
kommen auf die Pflege der Kranken, die in ihr<lb/>
Spital ohne An&#x017F;ehen, &#x017F;elb&#x017F;t der Religion, aufge-<lb/>
nommen werden, nur nicht die Veneri&#x017F;chen, wahr-<lb/>
&#x017F;cheinlich, weil die&#x017F;e Krankheit den Herren unbe-<lb/>
kannt oder ein Gra&#x0364;uel i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>For&#x017F;t i&#x017F;t ein &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;nes Dorf, wo ein Wein<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;t, der &#x017F;elb&#x017F;t dem Nier&#x017F;teiner oder Hochheimer<lb/>
nicht viel nachgiebt, wenig&#x017F;tens i&#x017F;t er der be&#x017F;te in<lb/>
der ganzen dortigen Gegend. Von For&#x017F;t aus be-<lb/>
&#x017F;uchte ich meine Freunde in Du&#x0364;rkheim an der Haart,<lb/>
den Hn. R. Rath <hi rendition="#g">Laukhard</hi>, den Hn. Pfarrer<lb/><hi rendition="#g">Braun</hi> und mehrere. Ich &#x017F;ah auch da den vor-<lb/>
hinerwa&#x0364;hnten Superintendenten <hi rendition="#g">Kleve&#x017F;ahl</hi>, der<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;o weit herabließ, daß er mich armen preußi-<lb/>
&#x017F;chen Musketier eines Ge&#x017F;pra&#x0364;ches wu&#x0364;rdigte. Er<lb/>
war noch wie ehedem in Gießen, wohlgema&#x0364;&#x017F;tet,<lb/>
&#x017F;tolz, grob, unwi&#x017F;&#x017F;end und intolerant. Ich &#x017F;prach mit<lb/>
ihm in Bey&#x017F;eyn des Marche&#x017F;e <hi rendition="#g">Lucche&#x017F;ini</hi>, &#x017F;o wie<lb/>
man mit einem Pfaffen von <hi rendition="#g">Kleve&#x017F;ahls</hi> Art &#x017F;pre-<lb/>
chen muß: und der Hr. Marche&#x017F;e &#x017F;agte mir hernach,<lb/>
daß er &#x017F;ich u&#x0364;ber meine Freymu&#x0364;thigkeit gefreut habe.<lb/>
Der ab&#x017F;urde Wicht &#x017F;prach unter andern von &#x017F;einem<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[429/0441] tus, und in drey Tagen war mein Fuß wieder hergeſtellt. Dieſe Moͤnche ſtehen dort in der Ge- gend in ſehr großem Anſehn, und ſind mit Recht beliebt, wenn anders Moͤnche beliebt ſeyn ſollen. Sie ſind gut fundirt, und wenden ihr meiſtes Ein- kommen auf die Pflege der Kranken, die in ihr Spital ohne Anſehen, ſelbſt der Religion, aufge- nommen werden, nur nicht die Veneriſchen, wahr- ſcheinlich, weil dieſe Krankheit den Herren unbe- kannt oder ein Graͤuel iſt. Forſt iſt ein ſehr ſchoͤnes Dorf, wo ein Wein waͤchſt, der ſelbſt dem Nierſteiner oder Hochheimer nicht viel nachgiebt, wenigſtens iſt er der beſte in der ganzen dortigen Gegend. Von Forſt aus be- ſuchte ich meine Freunde in Duͤrkheim an der Haart, den Hn. R. Rath Laukhard, den Hn. Pfarrer Braun und mehrere. Ich ſah auch da den vor- hinerwaͤhnten Superintendenten Kleveſahl, der ſich ſo weit herabließ, daß er mich armen preußi- ſchen Musketier eines Geſpraͤches wuͤrdigte. Er war noch wie ehedem in Gießen, wohlgemaͤſtet, ſtolz, grob, unwiſſend und intolerant. Ich ſprach mit ihm in Beyſeyn des Marcheſe Luccheſini, ſo wie man mit einem Pfaffen von Kleveſahls Art ſpre- chen muß: und der Hr. Marcheſe ſagte mir hernach, daß er ſich uͤber meine Freymuͤthigkeit gefreut habe. Der abſurde Wicht ſprach unter andern von ſeinem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/441
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/441>, abgerufen am 22.11.2024.