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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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vornahm, und mir haarscharf beweisen wollte,
daß nur die in der h. Schrift geoffenbarte Lehre die
einzige wahre Religion ausmache. Als ich nun
bey dem Worte Religion und h. Schrift das
anmerkte, was jeder Kluge und Sachkundige dabey
nicht übersieht: so fuhr er schnell auf, und sagte
mir recht barsch: "Herr, ich habe Sie sonst be-
daurt, und habe Mitleid gehabt mit Ihren Schick-
salen, aber jezt würde ich mich an Gott und an der
gesunden Vernunft versündigen, wenn ich noch
ferner gut von Ihnen denken wollte. Sie verdie-
nen Ihr Schicksal: (heftiger) Ja, wahrlich, Sie
verdienen es, und ich gönne es Ihnen von Grund
meiner Seele." Ich bedaurte den künftigen Leh-
rer der christlichen Sanftmuth und Duldung, der,
wie die meisten Pfaffen, den lieben Gott, und die
gesunde Vernunft für einerley mit seinen Träumen,
Phantasien und Einfällen gehalten wissen wollte.
Sonst schien mir der Herr Kandidat kein Feind des
Frauenzimmers zu seyn, und fleißig mit der Mam-
sell Tochter des Pfarrers zu -- sympathisiren.

Auf dem Marsch von Tiefenthal nach Forst,
am 28ten Jul, hatte ich bei Neuleiningen das Un-
glück, in der stockfinstern Nacht, meinen rechten
Fuß zu vertreten, und mußte daher auf einem
Bauerkarren gefahren werden. Ein barmherziger
Bruder von Deidesheim gab mir recht guten Spiri-

vornahm, und mir haarſcharf beweiſen wollte,
daß nur die in der h. Schrift geoffenbarte Lehre die
einzige wahre Religion ausmache. Als ich nun
bey dem Worte Religion und h. Schrift das
anmerkte, was jeder Kluge und Sachkundige dabey
nicht uͤberſieht: ſo fuhr er ſchnell auf, und ſagte
mir recht barſch: „Herr, ich habe Sie ſonſt be-
daurt, und habe Mitleid gehabt mit Ihren Schick-
ſalen, aber jezt wuͤrde ich mich an Gott und an der
geſunden Vernunft verſuͤndigen, wenn ich noch
ferner gut von Ihnen denken wollte. Sie verdie-
nen Ihr Schickſal: (heftiger) Ja, wahrlich, Sie
verdienen es, und ich goͤnne es Ihnen von Grund
meiner Seele.“ Ich bedaurte den kuͤnftigen Leh-
rer der chriſtlichen Sanftmuth und Duldung, der,
wie die meiſten Pfaffen, den lieben Gott, und die
geſunde Vernunft fuͤr einerley mit ſeinen Traͤumen,
Phantaſien und Einfaͤllen gehalten wiſſen wollte.
Sonſt ſchien mir der Herr Kandidat kein Feind des
Frauenzimmers zu ſeyn, und fleißig mit der Mam-
ſell Tochter des Pfarrers zu — ſympathiſiren.

Auf dem Marſch von Tiefenthal nach Forſt,
am 28ten Jul, hatte ich bei Neuleiningen das Un-
gluͤck, in der ſtockfinſtern Nacht, meinen rechten
Fuß zu vertreten, und mußte daher auf einem
Bauerkarren gefahren werden. Ein barmherziger
Bruder von Deidesheim gab mir recht guten Spiri-

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[428/0440] vornahm, und mir haarſcharf beweiſen wollte, daß nur die in der h. Schrift geoffenbarte Lehre die einzige wahre Religion ausmache. Als ich nun bey dem Worte Religion und h. Schrift das anmerkte, was jeder Kluge und Sachkundige dabey nicht uͤberſieht: ſo fuhr er ſchnell auf, und ſagte mir recht barſch: „Herr, ich habe Sie ſonſt be- daurt, und habe Mitleid gehabt mit Ihren Schick- ſalen, aber jezt wuͤrde ich mich an Gott und an der geſunden Vernunft verſuͤndigen, wenn ich noch ferner gut von Ihnen denken wollte. Sie verdie- nen Ihr Schickſal: (heftiger) Ja, wahrlich, Sie verdienen es, und ich goͤnne es Ihnen von Grund meiner Seele.“ Ich bedaurte den kuͤnftigen Leh- rer der chriſtlichen Sanftmuth und Duldung, der, wie die meiſten Pfaffen, den lieben Gott, und die geſunde Vernunft fuͤr einerley mit ſeinen Traͤumen, Phantaſien und Einfaͤllen gehalten wiſſen wollte. Sonſt ſchien mir der Herr Kandidat kein Feind des Frauenzimmers zu ſeyn, und fleißig mit der Mam- ſell Tochter des Pfarrers zu — ſympathiſiren. Auf dem Marſch von Tiefenthal nach Forſt, am 28ten Jul, hatte ich bei Neuleiningen das Un- gluͤck, in der ſtockfinſtern Nacht, meinen rechten Fuß zu vertreten, und mußte daher auf einem Bauerkarren gefahren werden. Ein barmherziger Bruder von Deidesheim gab mir recht guten Spiri-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/440>, abgerufen am 21.11.2024.