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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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welches Einige damals schon die französische Spiz-
buben-Armee nannten, verleiten. Das hatten die
Herren auch schon gethan, und manchen, sogar
von den trierischen Soldaten, zu sich herangekirrt.

Ich gieng aber doch schon den ersten Tag in ein
Weinhaus, wo Franzosen ihr Wesen trieben, und
ließ mich mit ihnen in ein Gespräch ein. Aber ab-
geschmaktere Großsprecher habe ich mein Tage nicht
gefunden, und ich kann es noch immer nicht spitz
kriegen, wie irgend ein Deutscher für solche
Franzosen einige Achtung hat haben können! Diese
elenden Menschen verachteten uns Deutsche mit
unsrer Sprache und unsern Sitten ärger, als irgend
ein Türk die Christen verachtet. Im Wirthshause
machte die Haustochter beym Aufwarten ein Verse-
hen; und -- facree garce d'allemande (verfluchter
deutscher Nickel) Chien d'allemand, bete d'alle-
mand, con de garce d'allemande
waren die Eh-
rentitel, die diese facres bougres d'emigres uns
Deutschen anhängten. Unsre Sprache verstanden
sie nicht, und mogten sie auch nicht lernen: sie
nannten sie jargon de cheval, de cochons -- Pferde-
und Schweinesprache, u. s. f.

Ich sagte einmal bey Gelegenheit einer schönen
Tobaksdose, daß ich nicht Geschmack genug hätte,
um von dem darauf gemalten Porträt zu urtheilen.
Que dites-vous, Mr. erwiederte ein Emigrant,

welches Einige damals ſchon die franzoͤſiſche Spiz-
buben-Armee nannten, verleiten. Das hatten die
Herren auch ſchon gethan, und manchen, ſogar
von den trieriſchen Soldaten, zu ſich herangekirrt.

Ich gieng aber doch ſchon den erſten Tag in ein
Weinhaus, wo Franzoſen ihr Weſen trieben, und
ließ mich mit ihnen in ein Geſpraͤch ein. Aber ab-
geſchmaktere Großſprecher habe ich mein Tage nicht
gefunden, und ich kann es noch immer nicht ſpitz
kriegen, wie irgend ein Deutſcher fuͤr ſolche
Franzoſen einige Achtung hat haben koͤnnen! Dieſe
elenden Menſchen verachteten uns Deutſche mit
unſrer Sprache und unſern Sitten aͤrger, als irgend
ein Tuͤrk die Chriſten verachtet. Im Wirthshauſe
machte die Haustochter beym Aufwarten ein Verſe-
hen; und — facrèe garce d'allemande (verfluchter
deutſcher Nickel) Chien d'allemand, bête d'alle-
mand, con de garce d'allemande
waren die Eh-
rentitel, die dieſe facrès bougres d'émigrés uns
Deutſchen anhaͤngten. Unſre Sprache verſtanden
ſie nicht, und mogten ſie auch nicht lernen: ſie
nannten ſie jargon de cheval, de cochons — Pferde-
und Schweineſprache, u. ſ. f.

Ich ſagte einmal bey Gelegenheit einer ſchoͤnen
Tobaksdoſe, daß ich nicht Geſchmack genug haͤtte,
um von dem darauf gemalten Portraͤt zu urtheilen.
Que dites-vous, Mr. erwiederte ein Emigrant,

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[35/0047] welches Einige damals ſchon die franzoͤſiſche Spiz- buben-Armee nannten, verleiten. Das hatten die Herren auch ſchon gethan, und manchen, ſogar von den trieriſchen Soldaten, zu ſich herangekirrt. Ich gieng aber doch ſchon den erſten Tag in ein Weinhaus, wo Franzoſen ihr Weſen trieben, und ließ mich mit ihnen in ein Geſpraͤch ein. Aber ab- geſchmaktere Großſprecher habe ich mein Tage nicht gefunden, und ich kann es noch immer nicht ſpitz kriegen, wie irgend ein Deutſcher fuͤr ſolche Franzoſen einige Achtung hat haben koͤnnen! Dieſe elenden Menſchen verachteten uns Deutſche mit unſrer Sprache und unſern Sitten aͤrger, als irgend ein Tuͤrk die Chriſten verachtet. Im Wirthshauſe machte die Haustochter beym Aufwarten ein Verſe- hen; und — facrèe garce d'allemande (verfluchter deutſcher Nickel) Chien d'allemand, bête d'alle- mand, con de garce d'allemande waren die Eh- rentitel, die dieſe facrès bougres d'émigrés uns Deutſchen anhaͤngten. Unſre Sprache verſtanden ſie nicht, und mogten ſie auch nicht lernen: ſie nannten ſie jargon de cheval, de cochons — Pferde- und Schweineſprache, u. ſ. f. Ich ſagte einmal bey Gelegenheit einer ſchoͤnen Tobaksdoſe, daß ich nicht Geſchmack genug haͤtte, um von dem darauf gemalten Portraͤt zu urtheilen. Que dites-vous, Mr. erwiederte ein Emigrant,

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/47>, abgerufen am 29.04.2024.