Armeen, und ihrer großmüthigen Behandlung der feindlichen Unterthanen noch keine Probe hatte." *)
"Von Ew. Hochfürstl. Durchlaucht angestamm- ter Herzensgüte und väterlichen Gesinnungen ge- gen das Land völlig überzeugt, sind wir weit ent- fernt, Ihnen zu einer Zeit Vorwürfe zu machen, wo uns vielmehr die Nothwendigkeit zu thätiger Hülfe auffodert: -- Allein eben diese väterliche Gesinnungen machen uns so kühn, unsre Klage ge- gen eine Klasse von Menschen vorzutragen, die wir nicht anders, als für die Quelle sowohl dieses, als des meisten andern Unglücks ansehen können."
"Während dem der größte Theil der Untertha- nen im Schweiß seines Angesichts sich abmüden muß, sein Leben kümmerlich hinzubringen; wäh- rend dem vorzüglich in unsrer Stadt alle fleißige Bürger über Mangel der Nahrung und des Ver- dienstes und über die immer zunehmende Steige- rung der nöthigsten Lebensbedürfnisse seufzen, -- sehen wir einen Haufen müßiger Edelleute sich um Ew. Durchlaucht lagern, das Mark und den Schweiß des Landes durch ungeheure Besol-
*) Also waren die Franzosen anfänglich brav, braver, als die lügenhaften Zeitungssudler; und daß die Franzosen das nicht blieben, an wem lag das?
Armeen, und ihrer großmuͤthigen Behandlung der feindlichen Unterthanen noch keine Probe hatte.“ *)
„Von Ew. Hochfuͤrſtl. Durchlaucht angeſtamm- ter Herzensguͤte und vaͤterlichen Geſinnungen ge- gen das Land voͤllig uͤberzeugt, ſind wir weit ent- fernt, Ihnen zu einer Zeit Vorwuͤrfe zu machen, wo uns vielmehr die Nothwendigkeit zu thaͤtiger Huͤlfe auffodert: — Allein eben dieſe vaͤterliche Geſinnungen machen uns ſo kuͤhn, unſre Klage ge- gen eine Klaſſe von Menſchen vorzutragen, die wir nicht anders, als fuͤr die Quelle ſowohl dieſes, als des meiſten andern Ungluͤcks anſehen koͤnnen.“
„Waͤhrend dem der groͤßte Theil der Untertha- nen im Schweiß ſeines Angeſichts ſich abmuͤden muß, ſein Leben kuͤmmerlich hinzubringen; waͤh- rend dem vorzuͤglich in unſrer Stadt alle fleißige Buͤrger uͤber Mangel der Nahrung und des Ver- dienſtes und uͤber die immer zunehmende Steige- rung der noͤthigſten Lebensbeduͤrfniſſe ſeufzen, — ſehen wir einen Haufen muͤßiger Edelleute ſich um Ew. Durchlaucht lagern, das Mark und den Schweiß des Landes durch ungeheure Beſol-
*) Alſo waren die Franzoſen anfaͤnglich brav, braver, als die luͤgenhaften Zeitungsſudler; und daß die Franzoſen das nicht blieben, an wem lag das?
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Armeen, und ihrer großmuͤthigen Behandlung der
feindlichen Unterthanen noch keine Probe hatte.“ *)
„Von Ew. Hochfuͤrſtl. Durchlaucht angeſtamm-
ter Herzensguͤte und vaͤterlichen Geſinnungen ge-
gen das Land voͤllig uͤberzeugt, ſind wir weit ent-
fernt, Ihnen zu einer Zeit Vorwuͤrfe zu machen,
wo uns vielmehr die Nothwendigkeit zu thaͤtiger
Huͤlfe auffodert: — Allein eben dieſe vaͤterliche
Geſinnungen machen uns ſo kuͤhn, unſre Klage ge-
gen eine Klaſſe von Menſchen vorzutragen, die wir
nicht anders, als fuͤr die Quelle ſowohl dieſes, als
des meiſten andern Ungluͤcks anſehen koͤnnen.“
„Waͤhrend dem der groͤßte Theil der Untertha-
nen im Schweiß ſeines Angeſichts ſich abmuͤden
muß, ſein Leben kuͤmmerlich hinzubringen; waͤh-
rend dem vorzuͤglich in unſrer Stadt alle fleißige
Buͤrger uͤber Mangel der Nahrung und des Ver-
dienſtes und uͤber die immer zunehmende Steige-
rung der noͤthigſten Lebensbeduͤrfniſſe ſeufzen, —
ſehen wir einen Haufen muͤßiger Edelleute
ſich um Ew. Durchlaucht lagern, das Mark und
den Schweiß des Landes durch ungeheure Beſol-
*) Alſo waren die Franzoſen anfaͤnglich brav, braver, als die
luͤgenhaften Zeitungsſudler; und daß die Franzoſen das nicht
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/471>, abgerufen am 22.11.2024.
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